Das große Geheimnis. Thomas Pfanner
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Erstaunlicherweise verzichtete sie auf weitere tätliche Verweise. Sie sah ihn nur ernst an und erledigte ihn mit wenigen Sätzen: »Schmickler, ich habe das schon einige Male gesagt, aber heute muss es wohl noch einmal sein: Ich habe Freunde und ich habe Liebhaber. Ich bin mit einem Liebhaber nicht befreundet und ein Freund kann niemals und unter keinen Umständen mein Liebhaber werden. Und du, mein Schönster, bist mein Freund. Alles klar?«
Er seufzte tief auf: »Sicher. Ich will sowieso nicht wirklich.«
Sie lachte nicht unfreundlich: »Du bist schon komisch. Die meisten Männer sagen so was immer erst hinterher. Aber egal, ich muss los.«
Er zwinkerte verwirrt, dann besann er sich auf seinen Auftrag. »Bei der Gelegenheit: Sollen wir nicht mal checken, wer eigentlich dein Auftraggeber ist?«
Abrupt stoppte sie die Bewegung: »Was? Wozu das?«
»Na, überlege doch mal. Bei Licht betrachtet fragt sich doch jeder geistig gesunde Mensch, wieso jemand plötzlich ein Mädchen finden will, das Jahre zuvor mit viel Mühe und unter staatlicher Hilfe unsichtbar gemacht worden ist. Das wirft doch Fragen auf.«
Sie sah erstaunt auf ihn hinunter. Diesen Gedankengang hatte sie ihm gar nicht zugetraut. Sie kannte ihn als Spezialisten für Informationsbeschaffung. Nun zeigte er, dass er selbständig zu denken vermochte.
»Du bist ja doch den Problemen des täglichen Lebens verhaftet und gar kein Computer-Wurm. Respekt. Nur spielt das gerade keine Rolle. Ich werde für das Mädchen bezahlt, nicht für den Auftraggeber.«
»Katja, so kenne ich dich aber nicht. Du bist doch sonst die Moral in Person. Wenn die Gerechtigkeit auf dem Spiel steht, bist du doch erst richtig gut.«
Sie winkte ab. Alte Kamellen wollte sie jetzt nicht aufwärmen.
»Das ist nicht dein Problem, Schmicki. Ich kümmere mich darum. Später. Also dann.«
Es drängte sich aus ihm heraus, eigentlich wollte er es nicht sagen, die Freundschaft nicht aufs Spiel setzen. Aber er musste weiter kommen, also sagte er es. Eigentlich warf er es hinter ihr her: »Dann zahlen sie dir einen Haufen Geld, damit du deine Skrupel verlierst.«
Die befürchtete Wirkung trat ein, Preuß drehte auf dem Absatz und kam wutentbrannt zurück. »Du kleine Kröte, das hast du nicht umsonst gesagt. Ich mache das, was ich für richtig halte, egal wie viel Geld es dafür gibt. Und du hast nicht das Recht, mir ans Bein zu pinkeln.«
Ein Zurück gab es jetzt nicht mehr, dieser Kampf musste durchgefochten werden, wollte er sie nicht verlieren. »Also stimmt es. Komm schon, sage laut und deutlich, dass du für das Mindestentgelt arbeitest, und ich entschuldige mich. Wenn du aber verboten viel Geld für einen angeblichen Routinefall bekommst, dann ist etwas faul. Du hast den Instinkt, so was zu erkennen. Benutze ihn!«
Ihre Wut wich einer zunehmenden Verwirrtheit. Wieso gebärdete sich dieser Kerl auf einmal so … erwachsen? Wieso vermochte sie diese Gedanken über den Auftrag bislang nicht zu Ende zu denken? Andererseits mochte sie auch nicht zugeben, dass er womöglich Recht hatte. Kurz entschlossen herrschte sie ihn an: »So. Das willst du Samariter also für mich herausfinden? Na schön, hier ist der Name. Und wenn du nichts findest, erwarte ich eine dicke Entschuldigung. Mindestens fünfzig Liter. Ist das klar?« Sie kritzelte den Namen auf ein Stück Papier und rauschte in demonstrativ stolzer Haltung aus der Wohnung.
Draußen lehnte sie sich an die Wand und schlang die Arme um ihren Bauch. Irgendwie hatte die Auseinandersetzung bei ihr ein Licht eingeschaltet, das lange nicht gebrannt hatte. Das Gefühl, aus einem Traum erwacht zu sein, machte sie ängstlich. In was war sie da hinein geraten?
3
Drinnen lehnte Schmickler an der Wand und rieb sich das Gesicht. Er kannte seine Gefühle für Katja und war sich seiner Zwänge bewusst. Dennoch hatte er noch nie so stark die Angst gespürt. Die Angst, dass sie eines Tages nicht mehr neben ihm sitzen würde. Nur um die dunklen Gedanken abzuschütteln, beschäftigte er sich mit den Dingen, von denen er etwas verstand, seinen Rechnern. Nachdem er eine halbe Stunde so verbracht hatte, fühlte er sich stark genug, um die nächste Aufgabe zu bewältigen. Er machte den Anruf mit flauem Gefühl im Bauch, und bereits eine halbe Stunde später stand der Angerufene vor der Tür. Schmickler erzählte ihm knapp, wie das Gespräch mit Preuß verlaufen war, und vermied es, von den Fakten abzuweichen. Sein Gast hörte sich alles schweigend an und ergriff schließlich das Wort: »Nun Jacques, dann zeigt mir doch, was diese Frau aufgeschrieben hat.«
Nachdem er gelesen hatte, meinte er mit einem Unterton in der Stimme, die Schmickler erschauern ließ: »Ihr kennt den Namen nicht? Nun, es entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Der Auftraggeber hat seinen Platz in unmittelbarer Nähe seines Zieles. Wir sollten drei Kreuze schlagen, da offenbar das Unvermögen dieses Menschen seine Triebe noch übertrifft. Was für ein Glück für uns. Wie konnten wir nur so blind sein? Nun denn. Durch Eure Hilfe haben wir erstmals seit langem einen Hebel in die Hand bekommen, uns des Feindes für eine Weile zu entledigen. Dies wird Euch Eurem Ansinnen ein gutes Stück näher bringen. Aber warum seid Ihr so leichenblass?«
Voller forschender Anteilnahme ruhte der Blick des Gastes auf Schmickler. Der wand sich und erwiderte kleinlaut: »Mich hat beinahe der Mut verlassen. Gut, dass sie nicht gefragt hat, wie ich eigentlich diese Informationen beschaffen konnte. Sie fragt sonst schon mal. Ich hätte keine Antwort gewusst.«
»Ihr hegt Sympathien für diese Frau, das ist deutlich zu sehen.«
Wie ein ertappter Lügner saß er da, seine Gesichtsfarbe wechselte ins Rötliche.
»Nun, Herr, ich lüge nicht gerne. Außerdem würde ich mich schuldig fühlen, wenn ich sie in etwas hineinzöge, was für sie tödlich wäre.«
»Jacques, ich sagte es Euch bereits: Sie befindet sich aus freien Stücken in Gefahr. Ihr könnt nichts dazu beitragen.«
»Aber Herr! Sie kann doch gar nicht wissen, in welcher Gefahr sie schwebt. Niemand weiß es, nur wir.«
»Vielleicht mögt Ihr Recht haben. Doch sagt, worauf wollt Ihr hinaus? Ihr sprecht dies doch nicht um Eurer selbst willen an.«
»Nein Herr. Ich glaube, dass wir verpflichtet sind, sie zu schützen.«
Der erstaunte Blick brannte auf seinem Gesicht.
»Ihr wollt sie schützen? Auch, wenn es uns selbst in Gefahr bringt?«
»Für uns existiert keine Gefahr. Wir sind allem gewachsen.«
»Ihr wollt sie schützen? Auch, wenn es Euch selbst den Kopf kostet?«
»Ja, auch dann. Das Ende ist uns vorgezeichnet.«
»Ihr wollt sie schützen? Auch wenn es unseren Auftrag zunichtemacht?«
»Ohne sie würde unser Auftrag auch zunichte gemacht. Sie bringt uns auf die richtige Spur. Wir schützen sie, dafür nutzen wir ihr Wissen und ihr Können. Das ist ein