Das große Geheimnis. Thomas Pfanner

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Das große Geheimnis - Thomas Pfanner страница 7

Das große Geheimnis - Thomas Pfanner Katja-Preuß-Krimi

Скачать книгу

aufstehen und gehen lassen.

      »Sie wissen also nichts über die näheren Umstände. Frau Doktor Sägebrecht ist Chefärztin, ihr wird es doch leichtfallen, Beweise vorzulegen.«

      Barsch erwiderte Weberecht: »Das wird sie nicht. Das muss sie auch nicht. Das Wort einer anerkannten Persönlichkeit unserer Gemeinde genügt mir.«

      »Rechtstaatlich gesehen ist das reichlich dünn. Wenn eine Superärztin keine Verletzungen gutachterlich belegen kann, dann wird es auch keine Körperverletzung gegeben haben.«

      Weberecht marschierte auf seinen Plattfüßen bis zu Tür und riss sie ungehalten auf. »Wenn es notwendig ist, dann wird Frau Doktor Sägebracht ein solches Gutachten vorlegen. Und ob das reicht oder nicht, entscheide ich.«

      Mit diesen Worten warf er die Tür zu und ließ eine mächtig verärgerte Schulleiterin zurück.

      »Ich habe also fünf Jahre studiert und weitere zehn Jahre Erfolge in der Pädagogik erzielt, Veröffentlichungen verfasst, Preise eingeheimst, damit mir ein autoritärer Frauenhasser ans Bein pinkelt? Warum haue ich dem nicht einfach die Kaffeekanne auf den Kopf?«, fragte sie ihren Schreibtisch. Ungläubig schüttelte sie den Kopf. Natürlich war ihr bewusst, dass man mit Weberecht nicht wirklich reden konnte. Wenn sie es vermocht hätte, ein wenig Unterwürfigkeit zu zeigen, alles wäre in Ordnung gewesen. Aber genau das konnte sie nicht. Genau das brachte ihr immer wieder Ärger ein.

      II. Freund und Feind auf Position

      Schmickler schaute durch den Türspion, erkannte die Gestalt, atmete tief durch und öffnete unter Herzklopfen die gepanzerte Tür. Dann starrte er den Mann eine Weile an, bevor er brüchig hervorbrachte: »Herr! Was tut Ihr hier?«

      Der andere gab freundlich zurück: »Darauf warten, dass Ihr mich herein lasst, Jacques. Wie sieht es aus, besteht Hoffnung, dass Ihr mich hereinbittet?«

      Mit frischer Röte im Gesicht machte Schmickler Platz. Der Mann betrat die Wohnung, stellte sich in die Mitte dessen, was bei anderen Menschen Wohnzimmer genannt wurde, und betrachtete jedes Detail eingehend. Sein unfreiwilliger Gastgeber stand daneben und fühlte sich wie ein Lehrling bei der Prüfung. Endlich fiel der Groschen, er bot seinem Gast einen Platz an und bewirtete ihn. Ernst betrachtete dieser das ihm dargebotene Weizenbier, nahm bedächtig einen Schluck, lehnte sich sodann zurück und musterte Schmickler.

      »Setzt Euch, Jacques, Ihr wirkt recht unselbständig, wie Ihr da steht, mit Händen, die miteinander ringen.«

      »Ich, äh, ich hatte nicht damit gerechnet, dass so schnell jemand käme, und dann auch noch Ihr.«

      Der Gast lächelte versonnen.

      »Diese Wirkung auf andere Menschen scheint mir anzuhaften. Jeder ist erstaunt, mich zu sehen. Gleichwohl ist einem jeden bekannt, dass ich existiere. Sei’s drum. Würdet Ihr Euren Verstand gebrauchen, wäre Euch bewusst, dass die Sache, die Ihr gemeldet habt, von erheblicher Wichtigkeit ist. Also bitte: Erzählt es noch einmal.«

      Schmickler tat dies ausführlich, gab dabei die Dialoge gelegentlich wörtlich wieder, während sein Gast aufmerksam zuhörte. Nachdem er alles erzählt hatte, begannen die Fragen.

      »Ihr haltet die Frau für ehrbar?«

      »Ja, da bin ich mir sicher. Sie war früher bei der Kripo, sie hat Mörder gejagt. Dabei offenbarte sie eine Geradlinigkeit und Intelligenz, die ihr eine stabile Erfolgsquote sicherte. Ihr ausgeprägter Sinn für Gerechtigkeit hat ihr viele Feinde eingebracht, so dass sie schließlich kündigte. Nun ist sie eine sehr gute Detektivin.«

      Der Mann schmunzelte: »Ihr sprecht, als wolltet Ihr eine Bewerbung unterstützen. Sagt mir also, warum sie gerade diesen Auftrag angenommen hat.«

      »Geldnot und Instinkt. Aufgrund ihrer Einstellung arbeitet sie nicht für jeden, so dass sie gerade Geld nötig hat. Also hat sie diesen Auftrag angenommen.«

      Der Besucher runzelte die Stirn und warf mit mildem Tadel ein: »Ihr beschreibt ein Paradox. Eine Frau, die nicht für Männer arbeitet, was sie nach einer Weile dazu nötigt, für Männer zu arbeiten. Das erinnert doch sehr an die Geschichte von dem Mädchen, das eigentlich Jungfrau bleiben wollte.«

      Schmickler wand sich, schnell versuchte er seine Aussage zu präzisieren.

      »Nein, Herr, so ist es nicht. Ihr vergesst den Instinkt, ich meine, ich vergaß, von dem beeindruckenden Instinkt dieser Frau zu erzählen. Wie sie sagte, habe sie den Auftrag angenommen, weil ihr Instinkt sie gewarnt habe. Sie hatte das Gefühl, dass eine, mit Verlaub, große Sauerei hinter dieser Sache stecken könnte. Das ist es.«

      Der Gast schüttelte erneut den Kopf und bohrte weiter: »Also ein anderes Paradox. Eine Frau nimmt einen Auftrag an, um Gutes zu tun, weil sie Böses ahnt. Wie kann man zu den Guten gehören, wenn man für den Bösen arbeitet?«

      »Herr, ich kenne sie. Sie ein guter Mensch, ein wertvoller Mensch, einer von denen, wie man sie selten findet. Sie gehört nicht zu den Bösen.«

      Der Gast machte eine beruhigende Geste, da Schmickler offensichtlich im Begriff war, seine Fassung zu verlieren.

      »Setzt Euch wieder, Jacques, ich habe nichts gegen Eure Freundin. Das ist sie doch, nicht wahr? Ihr könnt beruhigt sein, ich habe bereits Erkundigungen von anderer Seite eingezogen. Mir ging es darum, zu erfahren, wie es um Euch bestellt ist. Ich darf doch annehmen, dass Euer Gelübde Euch weiterhin bindet? Gut. Also bringen wir es auf den Punkt: Ihr seid der Auffassung, dass diese Frau nicht in Gefahr ist, dem Feind anheim zu fallen?«

      Schmickler schüttelte energisch den Kopf, erleichtert darüber, die Prüfung bestanden zu haben. »Ganz sicher, Katja, ich meine Frau Preuß, ist absolut unbestechlich und durch nichts zu verführen.«

      Einen Augenblick lang hatte es den Anschein, als wollte der Besucher lachen, doch die Mundwinkel wurden auf ihrem Weg zu den Ohren abgebremst und an die alte Position zurückgebracht. Ruhig fuhr er fort: »Ihr könnt die Dame nennen, wie es Euch beliebt. Wir sind unter uns, Jacques, auch wenn da draußen die Welt dem Wahnsinn verfällt, ist zwischen uns alles beim Alten. Nun also zu Eurer Freundin. Ihr haltet sie andererseits für klug genug, in nicht allzu ferner Zeit den Auftrag erfolgreich ausführen zu können?«

      »Ja, das allein war mein Beweggrund, Nachricht zu geben. Viele haben sich an diese Suche gewagt, Katja ist in wenigen Tagen bereits sehr weit gekommen. Ich bin sicher, dass sie bald auch den Rest herausfinden wird.«

      Sein Gast klemmte den rechten Arm unter die linke Achsel und stützte den Kopf auf den linken Arm. In dieser Haltung dachte er eine Weile nach, bis er schließlich seine Entscheidung bekannt gab.

      »Nun, es sieht doch so aus, dass wir zwar unseren Feind kennen, nicht aber die Gesichter, hinter denen er sich hier vor Ort verbirgt. Wenn Eure Prognose zutrifft und diese Frau ohnehin bis zu unserem Mündel vordringt, dann sollten wir diesen Umstand für uns nutzen.«

      Schmickler machte ein fragendes Gesicht.

      »Wie könnte es ein Vorteil für uns sein, dass der Feind uns nahe kommt? Das ist doch sehr gefährlich.«

      »Taktik, Jacques, das ist Taktik. In der Vergangenheit litten wir unter dem Nachteil der Dunkelheit. Der Feind befand sich fast immer im Dunkeln, aus dem er unerwartet hervorzustoßen vermochte. Zwar traf dies auch auf uns zu, doch wir befinden uns in der Position des Verteidigers, was in dieser Konstellation ein Nachteil ist. Von daher sehe ich hier eine Chance, Licht auf unseren Feind zu

Скачать книгу