Kadett – Offizier der Kaiserlichen Marine – Briefe von Bord – 1895 – 1901. Willi Franck

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Kadett – Offizier der Kaiserlichen Marine – Briefe von Bord – 1895 – 1901 - Willi Franck maritime gelbe Buchreihe

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erst die englische, dann die österreichische Flagge salutiert. Die Engländer erwiderten aus der Salutbatterie die unten im Felsen bis auf die Mündungen eingemauert ist. Von Österreich liegen drei große Panzer hier, die aus Kiel hierher gekommen sind: „MARIA THERESIA“ (K.u.k. Panzerkreuzer „KAISERIN UND KÖNIGIN MARIA THERESIA“: Bj 1894, 6.000 t, 19 kn, 475 Mann, 8x15 cm, 18x4,7 cm, röhrenförmige Gefechtsmasten), „KAISERIN ELISABETH“ und „KAISER FRANZ JOSEPH“ (K.u.k. Geschützte Kreuzer „KAISERIN ELISABETH“ und „KAISER FRANZ JOSEPH I.“: Bj 1892/1890, 4.500 t, 19 kn, 420 Mann, 2x24 cm, 6x15 cm, 13x4,7 cm). Die „STOSCH“ nahm 240 t Kohlen. Wir wurden beurlaubt. Der „HAGEN“ erschien bald nach uns in der Bucht.

      Gibraltar gehört seit dem Anfange dieses Jahrhunderts den Engländern (1709) (Prinz Georg v. Hessen-Darmstadt eroberte Gibraltar im Span. Erbfolgekrieg im Jahre 1704 für England.), vorher gehörte es zu Spanien. Seine Bucht bietet dem, der es besitzt, gewaltige Vorteile. Im Norden, Osten und Westen gegen alle Winde geschützt, bietet es den Schiffen vollständige Sicherheit. Auch noch die hohen Berge Afrikas bieten – wenigstens in etwa – Schutz von Süden.

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       Gibraltar – Skizze von WF

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       Meyers Konvers. Lex. 1908

      Ich bin hoch auf die Berge gestiegen, allein mit zwei Kameraden. Eigentlich durften wir ohne Paß nicht dort gehen, wir wurden aber erst gar nicht angehalten, und so haben wir alles dies gesehen, hatten außerdem noch eine wundervolle Aussicht auf den Hafen und bis nach Afrika hinüber. Oben auf dem Berge, der nach Westen terrassenförmig, nach Osten ganz steil abfällt, liegt die Signalstation. Die Stadt baut sich auf dem beschränkten ebenen Teile der Halbinsel, sie ist vollständig spanisch, wie es das Klima verlangt. Die ganze Bevölkerung ist spanisch (doch ist eine Menge englisches Militär in Gibraltar als Besatzung. Eine Eisenbahn führt nicht dahin, da die Spanier offenbar Angst haben, dann könnte der Platz noch wichtiger werden) Am Abhang im Westen befindet sich ein herrlicher Park, die „Alanda“. Eine Merkwürdigkeit ist noch, daß die Tore bei Sonnenuntergang geschlossen werden.

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      Der Hafen ist mit zahlreichen Feuern versehen und allem Material, das für die englische Flotte nötig ist. Auf der anderen Seite der Bucht liegt die spanische Stadt Algericas, durch Dampfer mit G. verbunden

      In der Stadt war viel Schönes zu haben, Stickereien, Fächer, Cigarrenspitzen u. dergl., viele Kameraden haben sich davon gekauft. Da meine Geldverhältnisse es nicht gestatteten, konnte ich es nicht; ich hoffe es zu können, wenn wir demnächst wieder einmal dorthin kommen. Ich habe in G. zum ersten … (Rest fehlt)

      geschr. bei Ceuta

      11. Juli 1895

      Noch etwas über das, was in Gibraltar zu sehen war u. dergl.

      Vorne am südlichsten Punkte der Halbinsel befindet sich ein Steinbruch, dort sah ich zum ersten Male Sprengungen von Felsen. Wir hatten wundervolles Meerleuchten in der Bucht, die Ruder sahen wie Feuerschaufeln aus, als wir abends zum Schiff zurückfuhren.

      In der Stadt sind alle Getränke sehr schlecht, und dabei teuer, bei der hohen Temperatur war das sehr unangenehm. Vielfach setzten wir uns in kleine „cabs“ und fuhren spazieren. In solchen offenen Wagen fährt in Gibraltar Arm und Reich umher.

      Auf der Linea, dem neutralen Landstrich zwischen englischem und spanischem Gebiet, fand ein großes Stiergefecht statt; wenn uns nicht so viele Widersprüche der Leute davon abgehalten hätten, wären wir alle mal hingegangen. In der Stadt erhält man überall frisches Obst, Äpfel, Birnen, Pflaumen, Feigen, Datteln, Bananen u. a. m. Jetzt will ich in der Beschreibung der Ereignisse fortfahren.

      Am 9. Juli war nicht sehr viel los, wir hatten Dienst an Bord, nahmen Wasser, das recht schlecht ist, an Bord – die Folge ist, daß wir eigentlich gar kein Trinkwasser hatten u. haben. Die Österreicher verließen den Hafen, und wir hatten viel Besuch an Bord, vom deutschen Konsul, Engländern und – Bumbooten (die Früchte und allerlei zu kaufen bringen). Am 10. morgens früh fierten wir den Anker, und los ging es nach Tanger.

      Dort angekommen wurde furchtbar salutiert, erst Marokko, mit seiner sozialdemokratischen Flagge (Die Flagge Marokkos war ein einfarbiges rotes Tuch. Die Farbe sollte den Anspruch der königlichen Familie auf ihre Abstammung vom Propheten symbolisieren. 1915 wurde ein grünes Pentagramm hinzugefügt.), das aus der Stadt erwidert wurde, und dann der deutsche Gesandte, Graf von Tattenbach (Christian Graf v. Tattenbach war seit 1889 Botschafter in Tanger.). Die Stadt sieht ganz orientalisch aus; leider konnten wir sie nur aus der Ferne sehen, da wir infolge des Besuches von deutschen Gesandten sofort wieder in See gingen und zwar nach Ceuta. Wir erfuhren nämlich, daß sich hier (heute morgen um 5 Uhr sind wir nach Ceuta gedampft) ein deutscher Dampfer sich festgefahren habe, und wir sollten Hülfe bringen. Nach einigem Suchen im Nebel haben wir ihn dann auch gefunden.

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       Skizze von WF

      Es ist der Bremer Dampfer „DRACHENFELS“ (Dampfer „DRACHENFELS“: 1882 von der Deutschen Dampfschiffahrtsgesellschaft Hansa in Großbritannien gekauft, 2.250 BRT –die Reederei ging 1980 in Konkurs), der sich, durch Unvorsichtigkeit, ganz nah an der Küste auf einem Felsen in der See festgefahren hat. Ihm sind schon vor uns kleine Leichter, Schiffe und Dampfer zu Hülfe gekommen. Ich bin aber überzeugt, daß er von den zahlreich herumlungerden Arabern, oder was es nun für Gesindel sein mag, ausgeplündert worden wäre, wenn wir auch nur kurze Zeit auf uns hätten warten lassen. Wir sollen den Dampfer womöglich abschleppen, aber es ist auch möglich, daß ein zu großes Leck dies unmöglich macht.

      Es gibt hier eine Menge Taschenkrebse und Fische auch Delphine und Haie haben wir hier dicht am Schiffe gesehen.

      Tanger, den 12. Juli 1895

      a. B. S. M. S. „STOSCH“

      Der „DRACHENFELS“ ist gestern glücklich losgekommen, genauer kann ich es nicht beschreiben da wir an Deck eigentlich nichts sehen konnten, das nur weiß ich, daß ich noch niemals mich so sehr angestrengt habe wie gestern beim Verholen.

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       Skizze von WF

      Wir hatten die „STOSCH“ durch mehrere verkantete Stahl- und Hanftrossen mit dem Dampfer verbunden, und mußten nun die „STOSCH“ mit Hülfe derselben in eine bestimmte Lage nach dem Schiff bringen. Dabei blieb die Stahlleine manchmal unten im Meere hängen und es war dann unmöglich weiterzukommen. Schließlich kamen wir aber doch ran und zogen den Dampfer frei. Dieser mußte wegen eines Lecks auf eine sandige Stelle am Ufer gesetzt werden wo er ausgebessert wird. Wir dampften stolz zurück und trafen hier die „KAISERIN AUGUSTA“ die heute wieder nach G. gegangen ist. Viele Grüße Euer Willi

      Tanger, den 15. Juli 1895

      a. B. SMS „STOSCH“

      Liebe Eltern!

      In den letzten Tagen hat die „STOSCH“ nichts wesentliches unternommen, überhaupt ist nichts besonderes vorgefallen außer, daß wir Sonnabend und Sonntag nachmittags nach Tanger beurlaubt wurden. Vorher noch eins, jene marokkanischen

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