Kadett – Offizier der Kaiserlichen Marine – Briefe von Bord – 1895 – 1901. Willi Franck

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Kadett – Offizier der Kaiserlichen Marine – Briefe von Bord – 1895 – 1901 - Willi Franck maritime gelbe Buchreihe

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24 cm Geschütze, vier 15 cm, und Schnelllader…

      … der ersten Panzerschiffe, für Frankreich im Krimkrieg). Beide Schiffe sind furchtbar hoch gebaut, sie sehen aus, wie große Häuser. Sie bieten eine große Zielfläche. Ich hoffe euch eine Fotografie senden zu können.

      Schließlich kamen die Italiener mit 4 sehr schönen Schlachtschiffen mit sehr schweren Geschützen (43,6 cm) (Als Reaktion auf die Niederlage gegen Österreich in der Seeschlacht von Lissa (1866) hatte Italien die äußerst kampfstarken Schlachtschiffe der „RE UMBERTO“-Klasse gebaut (15.000 t, 18,5 kn, 2x34,3 cm, 8x15,2 cm, 16x11,9 cm), die in Kiel Aufsehen erregten.), zwei sind Kreuzer.

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       Italienisches Schlachtschiff „RE UMBERTO“

      Es ist höchste Zeit für mich, aufzuhören. Ich will die Beschreibungen über die Feier immer fortsetzen. Wenn Herr Doktor Rocholl sich hierfür interessiert, so laßt ihn bitte diese Briefe lesen, jedenfalls grüßt ihn herzlich von mir.

      Mit den besten Grüßen an Alle zu Hause

      Euer Euch liebender

      Willi

      Während des Unterrichts sollen noch andere Schiffe gekommen sein, so der Norweger. Andere von allen Staaten sind ja nach Hamburg gegangen, um die Fahrt durch den Kanal mitzumachen (An der Kanalfahrt nahmen insgesamt 23 meist kleinere Schiffe teil.).

      W.

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      Mit „STOSCH“ im Mittelmeer

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      Kiel, den 26. Juni 1895

      SMS „STOSCH“

      Liebe Eltern!

      Eben Tagesbefehl:

      „‚STOSCH’ geht nach Marokko“ und zwar Sonnabend. Kommen Herbst wieder; sogleich nach Westindien; keinen Urlaub. Herzliche Grüße

      Euer Willi

      Hafen zu Kiel, a. B. SMS „STOSCH“

      den 26. und 27. Juni 1895

      Noch sind die Festlichkeiten für die Einweihung des „Kaiser Wilhelm Kanals“ nicht vorüber, da erfahren wir Kadetten von der „STOSCH“, daß die „STOSCH“ dazu bestimmt sei zugleich mit der „KAISERIN AUGUSTA“ (ein Kreuzer zweiter Klasse, vorläufig zu unseren besten gehörend) und einem Panzer vierter Klasse, („HAGEN“? zu der Siegfriedklasse gehörend) nach Marokko zu gehen und Deutschlands Recht, nötigenfalls auch mit Gewalt, geltend zu machen (In Marokko waren 1894 der deutsche Kaufmann F. Neumann und 1895 der deutsche Handlungsreisende Hermann A. Rockstroh ermordet worden. Die Strafaktion sollte die zunächst zugesagte, dann verweigerte Zahlung eines Sühnegeldes von 250.000 M durch den Sultan erzwingen. Derartige Aktionen der europäischen Staaten waren üblich. WF schreibt über diesen Zweck der Reise nichts Näheres.).

      Als wir diese Nachricht gestern zuerst von unserem zweiten Kadettenoffizier, Herrn Leutnant Kehrl, erfuhren, glaubten wir an einen Scherz, zumal da die Kadetten von der „STEIN“ wiederholt diese Behauptung ohne Grund von ihrem Schiff geäußert hatten. Als dann aber der Befehl kam, wir sollten unsere Tropenausrüstung bestellen, mußten wir doch daran glauben; und schließlich erklärte der Kadettenoffizier, Herr Leutnant z. See von Reuter (Vermutlich Ludwig v. Reuter (1869-1943), der am 21. Juni 1919 als Befehlshaber der in Scapa Flow internierten Hochseeflotte den Befehl zu ihrer Selbstversenkung gab.), wir würden die Reise unternehmen. Unsere Freude hierüber wurde noch gesteigert durch die Erlaubnis auf Urlaub gehen und uns mit etwa nötigem Vorrat für die Reise zu versehen; und tatsächlich erschienen spät abends die meisten Kadetten schwer beladen mit allen möglichen Dingen, hauptsächlich mit Cigarren und Brausebonbons.

      Ich begab mich sofort als ich an Land gekommen war, zu den Bootsvermieter Remka (An der Stelle, auf der später die KSV ihr stattliches Heim erbaute, stand ein Gartenlokal: „Volkers Garten". Hier spielten sonntags abwechselnd die „85er" und die Marinekapelle zu Kaffee, Strickstrumpf und musikalischem Bräutigamsfang. Außerdem gab es den Bootsvermieter Remka, der jeden Fremden anfiel mit der Frage: „Wollen Sie nicht ein büschen rudern, segeln, oder ein klein Kriegschiff ansehn? Ich fahr Ihnen gern mal rüber!" (Kleine seglerische Topographie der Kieler Förde, 1954)),denn dort wusste ich Kurt und den ältesten Rebensburg mit der Ausschmückung eines Bootes für den Blumenkorso, der gestern Abend stattgefunden hat, beschäftigt. In dem nahe gelegenen „Folker´s Garten“ traf ich Tante Wanda und Fräulein Brandt, Tante Emma (mit der großen Tochter) und schließlich Herrn Oberstabsarzt Schumann. Wir alle sollten uns an dem Korso beteiligen, und außer uns noch Herr Doktor Wasmer und Herr Oberstabsarzt Brunhoff. Die Ausstattung hatte die Wendlohe (Wendlohe: Gut in Schnelsen (heute Hamburg)) geliefert; die Blumen hatten sich bei dem warmen Wetter doch wunderschön gehalten kommt. Zuerst holten Tante Emma und ich die Cousine Ella von der Bahn ab; sie hatte in Ülzen eine vergnügte Hochzeit gefeiert. Dann fuhren wir zu Wasmers, wo wir zu Mittag aßen, ich zum zweiten Male. Dann ging es zum Boote zurück, und als die Damen die letzte Hand an die Ausschmückung gelegt hatten war auch schon die Zeit des Festes gekommen. Wir schlossen uns der langen Kette von Booten jeder Art an, und nun begann zunächst der unblutige Blumen-Krieg. Man wurde tatsächlich mit Blumen und Sträußen überschüttet. Das Wasser war vollständig besäht mit den schönsten Blumen (die nach Schluß des Festes von Nichtteilnehmern aufgefischt wurden).

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      SMY „HOHENZOLLERN“ in Kiel (Zeichnung Willy Stöwer)

      Jetzt erschien Majestät oben an Bord der „HOHENZOLLERN“ (SMS „HOHENZOLLERN“ diente als Staatsyacht von 1893 bis 1918 dem Kaiser für repräsentative Zwecke. Sie war ein Aviso von 4.460 t und lief 21,5 kn, die Besatzung bestand aus 350 Mann.), um sie spielte der ganze Korso sich ab, und nun entstand hier ein Gedränge, auf das die Eintagsausschmückung der Boote wenig berechnet war. Aber daran störte sich niemand; jeder wünschte eins von den Sträußchen zu fangen, die der Kaiser in Menge und zu seinem großen Vergnügen herabwarf. Auch wir konnten mehrere unser eigen nennen, fünf Sträuße für die Damen unseres Bootes; und ich erhielt noch eine Rose, die ich Ingeborg zur Aufbewahrung in ihrem Album schicken werde.

      Um 9 Uhr sollte ich an der Vineta-Brücke (benannt nach der angeblich bei Rügen untergegangenen Stadt Vineta) sein, und so fuhren wir ¼ 9 fort. Gleich darauf wurde dann auch schon als Zeichen zum Schluß „Heil Dir im Siegerkranz“ gespielt; erst sehr langsam verzog sich das bunte Gewimmel, und nun sah man die einzelnen Boote auseinandergondeln: hier ein Negerkanot (kanot: schwedisch für Padelboot, Kanu) mit den kurzen Schaufeln zum Rudern, und vielfach von Wassertropfen weiß gesprenkelten Gesichtern, dort ein Schwan, dort eine venezianische Gondel, dort ein offenbar von Granaten durchlöchertes Wikingerschiff, dort wieder ein „Middy“ (middy: Kurzform für „midshipman“ = Seekadett, hier vermutlich scherzhaft für ein Tretboot verwandt) in dem Seekadetten die gebrechlichen Räder drehten. So verlief dies schöne Fest. Dann begaben sich Wasmers und Schaubs in die Akademie zu einem Ball, während ich noch über 1 Stunde auf das Boot warten musste, das uns eigentlich um 9 Uhr an Bord bringen sollte.

      Während wir auf Urlaub waren, hat die „STOSCH“ Kohlen übergenommen. Ob die Reise durch den Kaiser Wilhelm Kanal gehen wird, wissen wir

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