Kadett – Offizier der Kaiserlichen Marine – Briefe von Bord – 1895 – 1901. Willi Franck

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Kadett – Offizier der Kaiserlichen Marine – Briefe von Bord – 1895 – 1901 - Willi Franck maritime gelbe Buchreihe

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werden wir die „STOSCH“ besehen, die im Dock liegt, morgen Nachmittag glaube ich Urlaub zu bekommen, dann werde ich mal wieder bei Tante Wanda bleiben

      Euer Willi.

      Kiel, den 14. April 1895

      Lieber Kurt!

      Herzlichen Dank für deinen Brief, ich freue mich sehr, daß Du mit mir über das Verhalten gegenüber Kameraden gesprochen hast, denn ohne das würde ich jetzt vielleicht schon mit einem oder dem anderen auf „du“ stehen, und wenn ich jetzt sehe, wie da mit der sogenannten Bruderschaft umgesprungen wird, da vergeht einem die Lust dazu. In dem speziellen Falle Dietert können wir ja sprechen wenn du wieder hier bist.

      Hier befindet sich augenblicklich ein Seekadett Deines Jahrganges namens Merkus wegen Mishandlung eines Nachtwächters; er ist zu drei Tagen Arrest verurteilt. Er war mit auf der Fahrt durch den Nord-Ostsee-Kanal und hat uns die Geschichte in urkomischer Weise erzählt, ob sie so wahr war, kann ich natürlich nicht wissen. Diesen Brief werde ich in den Korb, den ich wohl morgen vormittag erhalte, abgehen. Bestelle bitte an die lieben Eltern und Geschwister meinen besten Grüße u. Küsse

      Kiel, den 17. April 1895

      Lieber Papa!

      Da die anderen Briefe schon etwas veraltet sind, will ich einen neuen hinzufügen. Euer liebes Ostergeschenk habe ich gestern erhalten und danke euch vielmals dafür. Ich habe es zum größten Teil an Kameraden verschenkt, da ich von manchen allerlei anderes bekommen hatte.

      Vorgestern abend war ich also bei Tante Wanda, sie war wieder sehr freundlich, schenkte mir schließlich noch einige Apfelsinen, die mir nach dem strammen Dienst, den wir gestern hatten, vortrefflich schmeckten. Der Sohn von Herrn Oberst Schnell ist gestern recht schlimm gefallen, es ist verhältnismäßig glücklich verlaufen. Er hatte nämlich an der Leiter im Turnsaal geturnt und, als er nun beinahe ganz oben hinten an der Leiter hing stürzte die Leiter mit ihm runter, und zwar die Leiter ihm auf den Kopf. Außer einigen anderen Verletzungen überall am Körper, bekam er eine ziemlich große Wunde am Kinn, die genäht werden mußte. Er sieht infolgedessen sehr schlecht aus. Jetzt schreibt er neben mir nach Hause und hat mir aufgetragen ihn zu empfehlen.

      Heute haben wir mit Pullen (Rudern) begonnen, ferner mit Splissen und Knoten. Auch haben wir heute unser Instruktionsbuch bekommen. Ersten war ich bei Bartling und gab ihm meinen Serge Anzug zurück, er will ihn ändern. Meine Stiefel sind schon vollständig durchmarschiert; sobald mein zweites Paar Decksschuhe fertig ist, werde ich sie zum Besohlen geben. Mein Geld ist ziemlich zusammengeschmolzen, da ich noch mancherlei zu besorgen und zu bezahlen hatte, dann auch mir dann und wann eine Tasse Kaffe oder ein Glas Bier gekauft habe. Vor allem sind es die Freimarken und so habe ich noch zehn Mark etwa. Unsere Einkleidung und Vereidigung wird übrigens Sonntag noch nicht stattfinden, Bartling meinte wenigstens bis dahin könne er die Uniformen nicht liefern. Nun will ich noch einen Brief an Mama schreiben, darum schließe ich und bleibe mit den besten Grüßen und Küssen an Dich und die Geschwister

      Euer Willi

      Kiel, den 20. April 1895

      Liebe Eltern!

      Heute abend bin ich wieder einmal furchtbar müde vom Exerzieren, und da ich also lieber sitze als noch herumlaufe, will ich Euch etwas über unser Treiben in der allerletzten Zeit schreiben. Wir hatten gewöhnlich strammen Dienst, freuten uns infolgedessen sehr auf unsere Freizeit bzw. auf unser Bett. Heute machten wir nachmittags einen „militärischen Spaziergang“, das heißt auf Felde machten wir Übungen; als wir zurückkamen sahen wir nett aus: wir hatten uns in unseren Arbeitsanzügen in dem Sumpf der Wiesen geradezu gebadet.

      Heute nacht kommt Kurt wohl zurück, vielleicht um 24 Uhr. Einkleidung ist voraussichtlich erst morgen in 8 Tagen, bestimmt ist es noch immer nicht.

      Meine Hände tun mir vom „Pullen“ weh, ich habe schon beim ersten Mal zahlreiche Blasen bekommen; doch macht es mir sehr viel Spaß, überhaupt ist der Dienst recht schön, nur gefällt mir die Gesellschaft recht wenig, es scheinen nur sehr wenig nett zu sein.

      An Mama ging mein Brief vormittags von hier fort, hoffentlich ist er noch rechtzeitig angekommen. Mama ist jetzt wohl schon bei den Großeltern. Vielleicht gehe ich morgen mal nach Holtenau, d. h. nur wenn Kurt Lust und Zeit hat mich zu begleiten. Dann erfahre ich wohl, wie es in Pinneberg (WFs Großeltern mütterlicherseits, Justizrat Heinrich Wieck und seine Ehefrau Anna geb. Stamp lebten in Pinneberg.) geht. Nun gute Nacht, lieber Papa, viele Grüße an die Schwestern, dein dich liebender Sohn Willi

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       Marineakademie und Marineschule in Kiel-Düsternbrook,

       im Vordergrund Torpedoboot „S 82“ (1895)

      Kiel, 26.4.1895

      Lieber Papa!

      Vielen Dank für Deinen Brief; heute abend erhielt Kurt auch Deinen Brief an ihn. Kurt hat mir vieles aus Köln erzählt. Wir sehen uns dann und wann am Tage, aber immer nur ganz kurze Zeit. Es geht mir recht gut, nur meine Hände sehen schlimm aus von all dem Gewehrgriffen und dem Pullen. Mittwochs und samstags haben wir nachmittags Dienst im Gelände, das ist bedeutend interessanter wie das Exerzieren; letzten Mittwoch verlor ich mein Seitengewehr aus der Scheide und merkte es erst beim Zurückmarsch, ich wurde zurückgeschickt, und fand es endlich nach 1 ½ stündigem Suchen; ich habe tüchtig dabei geschwitzt.

      Neulich war es auch auf unserem Exerzierplatz ganz amüsant, wir nahmen an, wir seien in der Bucht gelandet und machten einen Angriff auf Kiel. Der Feind hatte hinter den Mauern des Exerzierplatzes gedeckte Stellung genommen, und wir sollten zunächst möglichst gedeckt herankommen. Dann verbarrikadierten wir uns hinter Haufen von Ziegelsteinen und bauten uns Brustwehren mit Schießscharten zum Liegen, Knien und Stehen. Überhaupt machen wir allerlei amüsante Übungen, wenn wir mal gut exerziert haben.

      Die Karte von Herrn Kirchenrat habe ich überliefert; v. Reinbaben ist ein ziemlich schwächlicher Kadett, der schon ohnmächtig vom Exerzieren weggetragen sein soll, überhaupt leicht zu viel hat. Er freute sich aber sehr über die Karte, und möchte gerne die Adresse von Herrn Kirchenrat wissen, um ihn zu schreiben. Wieviel ich gewogen habe weiß ich nicht bestimmt, ich glaube aber sicher 67 ½ Kilo.

      Vereidigt sind wir noch immer nicht, werden es auch übermorgen, Sonntag, noch nicht, sondern wohl erst am 4. Mai. Heute abend will Bartling mir meinen Uniform schicken (er hat es nicht gethan); ohne dieselbe dürfen wir überhaupt nicht mehr ausgehen, und ich würde mich sehr ärgern, wenn ich nicht ausgehen dürfte, wenn Mama (wieder) hier ist. Morgen nachmittag haben wir keinen Dienst, nur Pullen, aber gerade das ist mir unangenehm, da Kurt morgen um 5 Uhr, wenn ich pulle, Damenkaffe gibt, zu dem Tante Wanda, Frl. Brandt (Frl. Brandt war die Hausdame und Freundin von Wanda v. Wasmer in Kiel) und unter anderem auch noch ich eingeladen bin. Ich werde dann wohl um eine halbe Stunde zu spät kommen.

      Ich will jetzt schließen, weil es in der Messe zu laut wird und weil ich Kurt noch aufsuchen will, dessen Arbeitsstunde gleich vorüber ist. Grüße bitte die Schwestern. Ingeborg (Ingeborg Franck, die jüngere Schwester WFs, lebte noch bei den Eltern in Köln) danke ich für ihren Brief – und die Cousine von mir mit herzlichen Grüßen

      Dein Dich liebender

      Willi

      Kiel, den 10.V.1895.

      Lieber Papa!

      Heute

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