Deutsches Märchenbuch + Neues Deutsches Märchenbuch. Ludwig Bechstein

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Deutsches Märchenbuch + Neues Deutsches Märchenbuch - Ludwig Bechstein

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Kind in einem Badewännelein, und wie

       die Wärterin nur einen Augenblick zur Seite gegangen

       war, da kam die böse Zigeunerin und trug das Kind

       samt dem Wännelein vondannen!«

       Darüber wurde Herr Konrad so entrüstet, daß er

       das Schwert zuckte, und es der Wirtin durch die

       Ohren spießte, zu einem hinein, zum andern heraus.

       Dann küßte er züchtiglich seine allerschönste Schwester,

       nahm das Badewännelein, führte sie an ihrer

       schneeweißen Hand aus dem Hause, hob sie auf den

       Sattel und sie mußte das Badewännelein vor sich auf

       dem Schoß tragen. Auf ihre Schulter setzte sich der

       Star. So ritten sie vor das Königsschloß am Rhein,

       darin die Mutter, die Königin, herrschte, und als sie in

       das Tor einritten, kam ihnen die Mutter gerade entgegen

       gegangen. Die fragte verwundert: »Ach, mein

       liebster Sohn! Was für eine Dirne bringst du da her-

       ein! Sie führt ja ein Badewännelein mit sich, als ob

       sie mit einem Kinde ginge!«

       »Oh, meine liebste Mutter!« antwortete der junge

       Königssohn, »sie ist drum keine Dirne, sondern ist

       eure Tochter Gertraud, die in diesem Wännelein Euch

       geraubt wurde!« Und da stieg die Prinzessin aus dem

       Sattel, die Königin aber fiel vor Freuden in eine Ohnmacht,

       aus der sie in den Armen ihrer Kinder wieder

       erwachte. Der Star sang: »Heut sind es gerade achtzehn

       Jahre, seit die Königstochter geraubt und in dem

       Wännelein über den Rhein getragen worden ist!« Das

       sang der Star, und auch noch dies:

       »Der Zigeunerin tun die Ohren so weh,

       Sie wird keine Kinder stehlen mehr!«

       Die Prinzessin aber ließ einen Goldschmied berufen,

       der mußte ein goldnes Gitterlein vor das Badewännelein

       schmieden, da hinein tat sie den Star und pflegte

       sein, bis an sein Ende.

       Die beiden kugelrunden Müller

       Es war einmal ein Müller, der war schon an sich sehr

       stark und dick, wollte aber auch fest sein gegen Hieb

       und Stich, gegen Bolz und Pfeil, darum steckte er sich

       in eine wunderliche Kleidung. Er ließ sich zuvörderst

       ein Wams machen, das fütterte er mit Kalk und Sand,

       und ließ, um das zu verbinden geschmolznes Pech

       hineinfließen, hinten machte er ein Futter von mehreren

       Körben und vorn beblechte er es mit alten Reibeisen

       und eisernen Hafendeckeln, da wurde das Wams

       schwerer als der schwerste Brust- und Rückenharnisch,

       den jemals ein streithafter Ritter trug.

       Darüber zog dieser Müller nun drei Hemden, und

       unter das Wams legte er einen wirklichen Panzer an,

       über die Hemden auch einen Panzer, und darüber zog

       er neun lodene Röcke, wie sie die Wollenweber im

       Schwabenlande noch heute fertigen. Wenn nun der

       Müller sich mit diesem stattlichen Kleiderbollwerk

       angetan, wobei er die Beine mit mehr als vier alten

       übereinander gezogenen Lederhosen verwahrt, so war

       er ein so stattliches kugelrundes Kerlchen, daß er

       eben so breit war, als hoch, wie eine rechte Kugel sein

       muß, und konnte schier nicht ohne Gezwang durch

       ein Stadttor aus- und eingehen, konnte sich auch

       kaum rühren und regen, und mußte denn seine

       Freundschaft mit ihm gehen, ihn führen und geleiten.

       Da er nun alljährlich zu St. Oswalds Kirchtag ging

       und sich auch sehen lassen wollte vor den Leuten, so

       fuhr er einher auf einem Karren in seiner Rüstung und

       so gewappnet, wie jedermänniglich noch nie gesehen

       hatte. Den Wagen zogen vier starke Ochsen, und hinterdrein

       gingen alle Bauern seines Orts mit ihren Weibern

       und Kindern, die steckten sich, wenn sich ein

       Feind zeigte, hinter ihres Müllers Karren, wie hinter

       eine Feste und Schirmhut. Er war gewaffnet mit

       zween Spießen und einer Armbrust, an seiner Seite

       hing ein Schwert einer Mannslänge lang, ein Zweihander;

       und neben ihm lag noch ein Bogen nebst

       einem Pfeilköcher.

       Wenn nun der kugelrunde Müller mit seinem Karren

       und seinen vier Ochsen an einen gewissen Berg

       kam, über welchen der Weg führte, so harreten seiner

       dort ein paar Neffen mit Weib und Kindern, die halfen

       den Wagen in die Höhe hinauf schieben, während

       vorn noch sechs Ochsen als Vorspann zogen, und so

       brachten sie ihn denn endlich hinauf mit Ach und

       Krach und Vergießung vieler Schweißtropfen. Ging

       es nun auf der andern Seite des Berges wieder abwärts,

       so mußte eingehemmt werden so viel als nur

       möglich, daß es nicht mit dem Kugelrunden kopfüber

      

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