Homo sapiens movere ~ gejagt. R. R. Alval

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Homo sapiens movere ~ gejagt - R. R. Alval gejagt

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das entsprach nicht ganz der Wahrheit.

      Ich hatte Humphreys Essenz aufgenommen – das Bewusstsein seiner Seele und einem ganzen Haufen Magie. Inzwischen war diese vollständig aufgebraucht; sein Bewusstsein aus meinem verschwunden. Ob diese Magie zu Humphrey zurückkehrte, das Fehlen derselben oder das Fehlen eines Teils seiner Seele einen Ker-Lon so gefährlich machte, wusste ich nicht. Auch hatte ich angenommen, dass Humphrey sofort begänne, mich zu jagen.

      Das war nicht der Fall.

      Ich konnte mir beim besten Willen nicht erklären, warum. Denn wenn Humphrey nicht mehr über seine Magie verfügte, war er im Prinzip doch nicht mehr als ein Mann, oder? Tja, das ‚oder’ war hier der entscheidende Knackpunkt.

      Humphrey hatte mir während der Vereinigung erklärt, ich sei in Spline sicher. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich jedoch angenommen zu sterben und deshalb blöderweise nicht nachgefragt, was er damit meinte. Konnte er die Grenze zu Spline ebenso wenig überschreiten wie ein Vampir? Das wäre zwar wunderbar, aber ich konnte nicht jeden, an dem mir etwas lag, nach Spline befördern.

      Beim geringelten Pavian, wie sollte ich meine Familie beschützen?

      Wie sollte ich es ihnen erklären?

      Ich war so beschäftigt mit Nachdenken, dass ich erst bemerkte, dass hinter mir jemand stand, als dieser sich wenig dezent räusperte.

      Ob es diesen Jemand viel Selbstbeherrschung kostete, nicht sofort zu lachen? Ich sprang nämlich aus dem Stand heraus vor Schreck in die Luft, drehte mich dabei um 180 Grad und landete; das Gesicht ihm zugewandt. Die Knie beugte ich leicht, als wolle ich ihn anspringen. Die Hände ballte ich kampfbereit zu Fäusten. Bis ich bemerkte, dass es sich um Bingham Senior handelte.

      Er verzog keine Miene.

      Ich entspannte mich; nur um ihn kurz darauf argwöhnisch anzublinzeln. „Herr Bingham.“ Oh Gott, ob er hier war, um mich doch unter die Erde zu bringen? Diesmal war sein Sohn nämlich tatsächlich mausetot – toter ging es nicht. Auch wenn ich nicht dafür verantwortlich war. Beim letzten Mal war ich ebenso unschuldig gewesen. Hatte keinen der Andersweltler interessiert. „Du solltest mich Steward nennen, Samantha. Schon vergessen?“ Hatte ich. Zudem klemmte meine Zunge bedenklich.

      Schön, dann hatte ich eben Angst.

      Na und?

      Jeder an meiner Stelle würde keinesfalls die lauschige Ansicht eines schnuckeligen – ok, anbetungswürdigen Vampirgesichtes – genießen, wenn sie vorher Bekanntschaft mit dessen spitzen Zähnen und den wirklich gruseligen Gestalten des Clans der Pir gemacht hatte. Es sei mir also verziehen, dass ich ihn nicht freudestrahlend begrüßte, sondern quasi mit dröhnendem Herzen anstarrte. Gut, er hatte mich schon einmal besucht – nach dem Zwischenfall mit den Zähnen – doch diesmal wäre seine Anschuldigung zumindest dahingehend begründet, dass Roman wirklich tot war.

      „Geht es dir gut, Samantha?“ Ich nickte wortlos, da ich mich weder daran erinnerte, wie man einen Satz formulierte noch dass ich kein normaler Mensch war. Ich bräuchte nur seine Chakren manipulieren.

      Oder ihn grillen.

      Falls ich überhaupt dazu käme, bevor er mich mit einem einzigen Befehl aus dem Rennen nahm. Bloß gut, dass ich nicht in Versuchung kam, weil ich keinen einzigen Moment daran dachte.

      Vermutlich passierte sowas, wenn man ständig mit Leuten zu tun hatte, die einen abmurksen wollen. Da durfte das Gehirn schon mal streiken. Persönlich fand ich allerdings, dass dies ein sehr ungünstiger Zeitpunkt war.

      „Du siehst ganz blass aus, Samantha. Willst du dich lieber setzen?“ Warum, verflucht nochmal, las er nicht einfach meine Gedanken? Oh… vielleicht tat er das und machte sich über mich lustig. „Nein, danke. Es geht mir gut. Was verschafft mir die Ehre Ihres Besuchs?“ Hey, meine Stimme klang unerschütterlich professionell. Gedanklich klopfte ich mir für diese Meisterleistung auf die Schulter. „Du, sag bitte du. Ich wollte dich nur an meinen Antrag erinnern.“ Dabei setzte Bingham Senior ein tausend – ach was, zehntausend – Volt Lächeln auf, das es mir ganz schwummrig werden ließ. „Ihr… dein Antrag?“ Verwirrt blinzelnd kramte ich in meinem Kopf nach einer solchen Begebenheit.

      Bingham hatte mir einen Antrag gemacht?

      „Entschuldigung, ein freudscher Versprecher.“ Er neigte kaum merklich seinen Kopf und setzte erneut dieses – rrrh – Schmunzeln auf. „Ich meinte, mein Angebot dir die Ehre der Blutbindung zu erweisen.“ Oh… das!

      Die Verwirrung musste mir geradezu aus dem Gesicht springen, denn Bingham lachte leise. „Ich will dich nicht drängen, Samantha. Nur erinnern, damit es nicht in Vergessenheit gerät.“ Ich bedankte mich mit einem gequälten Lächeln, erklärte ihm aber gleichzeitig, dass ich ablehnen musste. Wenn ich Binghams Blut annahm, würde Alan mich…

      Ich wollte es weder aussprechen noch denken.

      „Meine liebe Samantha. Ich glaube, Alan ist im Moment eines deiner geringsten Probleme. Du solltest in Erwägung ziehen, seinen Zorn auf dich zu nehmen. Denke in Anbetracht der vor dir liegenden Ereignisse noch einmal gründlich darüber nach, bevor du dich endgültig festlegst.“ Er nickte knapp und verschwand. Ohne sich meine Antwort anzuhören, die ich ihm eh schuldig geblieben wäre.

      Hieß dass, er wusste über Humphrey Bescheid?

      Natürlich wusste er es.

      Schließlich war sein Sohn unmittelbarer Bestandteil dieser tragischen Geschichte. Warum hatte er Roman eigentlich mit keinem Wort erwähnt? Müsste Bingham nicht wütend sein oder trauern oder so was in der Art?

      Na toll, noch mehr Fragen.

      Und wie immer keine Antworten.

      Ungeduldig seufzend fuhr ich mir mit beiden Händen übers Gesicht, als könnte ich damit alle Befürchtungen vertreiben und alle Fragen vergessen. Es wäre wirklich zu schön gewesen, wenn es tatsächlich funktioniert hätte.

      Das Klingeln des Telefons riss mich aus meinen melancholischen Grübeleien. Erst wollte ich es klingeln lassen, da mir das Display nicht mitteilte, wer mich anrief, entschied mich dann aber dagegen.

      Ich war neugierig.

      „Bricks.“, meldete ich mich, hörte ganz kurz das Atmen am anderen Ende der Leitung, bevor mir diese mit einen leisen Klick und einem schnellen Tuten mitteilte, dass aufgelegt worden war.

      Sehr eigenartig.

      Ich tröstete mich damit, dass sich jemand verwählt haben musste und hing weiter trüben Gedanken nach. Dabei schlurfte ich von einem Zimmer ins Nächste. Vergewisserte mich, dass alles seine Ordnung hatte. Als ich in meiner Schlafstube den Kleiderschrank inspizierte, aus dem mir die Sachen zuwinkten, die Humphrey mir gekauft hatte, war ich kurz davor in einen verzweifelten Heulkrampf auszubrechen.

      Wie sollte ich jemanden töten, der mir so viel bedeutete?

      Sollte ich mir einreden, dass die Bestie hinter dem vertrauten Aussehen nicht mehr die Person war, die ich gekannt hatte?

      Ach was; einreden… es war so!

      Nur konnte und wollte ich das nicht wahrhaben. Bisher war nichts passiert.

      Vielleicht würde Humphrey mich nicht jagen.

      Vielleicht

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