Homo sapiens movere ~ gejagt. R. R. Alval

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Homo sapiens movere ~ gejagt - R. R. Alval gejagt

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Sonst hätte ich mir sämtliche Knochen gebrochen.

      Zischend atmete ich aus, wobei ich versuchte, das zwickende, ziepende Brennen der Schürfwunden zu ignorieren.

      Schön und gut; ich war unten. Das hieß nur blöderweise nicht, dass ich daheim war. Schlimmer noch: Von oben hatte ich gedacht, es läge an meiner kurzzeitigen Panik, dass mir die Umgebung unvertraut war. Selbst der Kirchturm war nicht in meinem Gedächtnis gespeichert. Das hatte ich alles dem vorübergehenden Schock zugeordnet.

      Tja, leider hatte ich falsch gelegen.

      Ich hatte verflucht nochmal keine Ahnung, wo ich mich befand. Jedenfalls nicht in meiner Stadt!

      Schnell verteilte ich imaginäre Ohrfeigen, damit ich bloß nicht anfing zu hyperventilieren.

      Oder durchzudrehen.

      Ich war ein movere, verdammt nochmal! Einbruchsspezialistin! Ein Klacks für mich, ins nächste Kaufhaus zu spazieren und mir ein paar… äh… dezentere Klamotten zu besorgen. Schließlich war das ein Notfall. Jetzt müsste ich nur noch herausfinden, wo sich das nächste Kaufhaus befand.

      Normalerweise nahm ich meine Umgebung sehr deutlich wahr. Gut, normalerweise befand ich mich auch nicht in einer wildfremden Stadt vor einem Baum, von dem ich eben erst heruntergeklettert war. Kein Wunder, dass ich nicht hörte, wie sich zwei Personen näherten. „Guten Abend. Können Sie sich ausweisen?“

       Mich… ausweisen?

      Abrupt schlief mir das Gesicht ein. Mein Herz hörte kurz auf zu klopfen, bevor es mit Anlauf davon stürmen wollte. Langsam schluckend drehte ich mich um. Zwei Uniformierte. Super, das hatte mir gerade noch gefehlt. Der größere der beiden musterte mich mit einem schiefen Lächeln, wobei er einen abgebrochen Vorderzahn offenbarte. Der Blick des kleineren war wesentlich strenger. Ich kam mir wie eine Aussätzige vor.

      Eine halbnackte Aussätzige.

      „Wohl eher nicht.“ Er schnalzte mit der Zunge, während er meine Verletzungen betrachtete. „Können Sie uns erklären, was Sie mitten in der Nacht in diesem Aufzug planen?“ Schluckend schüttelte ich den Kopf. Es wäre toll, könnte ich auf Kommando in Tränen ausbrechen. Aber ich war keine allzu überzeugende Schauspielerin. Natürlich könnte ich den Typen entkommen, aber wozu? Bei meinem Glück stuften sie mich als gefährlich ein und schossen auf mich.

      Ich war vieles, aber nicht kugelfest.

      Und ihre Chakren zu beeinflussen bedeutete ohnmächtig zu werden.

      „Dann ist es das Beste, wenn Sie uns begleiten.“ Ich nickte langsam und setzte einen Fuß vor den anderen, direkt auf das schicke Polizeifahrzeug zu, das nur ein paar Meter entfernt parkte.

      Oh heilige Maria Mutter Gottes in Hotpants!

      Hatten die etwa gesehen, wie ich vom Baum geklettert war? Kein Wunder, dass sie mir keine Decke anboten oder mich – tendenziell – für ein Gewaltopfer hielten. Fast hätte ich die beiden um einen Spaten gebeten, um mir ein tiefes Loch zu graben. Gott sei Dank fehlte mir dazu im Moment der nötige Biss. Womöglich hielten die mich dann ernsthaft für bekloppt und lieferten mich in die nächste Heil- und Nervenanstalt ein.

      Es war fünf Uhr am Nachmittag, als ich endlich wieder daheim war. Wenigstens hatten sie mir eine Jogginghose gegeben, auch wenn es mich einige Überwindung gekostet hatte, diese anzuziehen. Eine Stunde lang war ich befragt worden, was ich auf dem Baum zu suchen hatte; noch dazu in meiner spärlichen Bekleidung. Ich hatte keine Erklärung liefern können.

      Zumindest keine, die sie mir abkauften. Mal ehrlich: Mich wollte ein Dämon einschüchtern, wäre zwar die Wahrheit, würde mir aber keiner der beiden abkaufen. Selbst wenn die Gegenwart von Dämonen schon seit über einem halben Jahrhundert keine Neuigkeit mehr war.

      Nachdem sie meine Daten überprüft hatten, wurde ich in ein kleines Zimmer mit einer Pritsche gebracht. Auf der hatte ich bis zum Morgen mehr recht als schlecht geschlafen. Da ich mich weigerte jemanden anzurufen, wurde ich am Nachmittag endlich heim chauffiert. Die Rechnung würde man mir demnächst zuschicken.

      Haha.

      Die war wohl mein geringstes Problem.

      Ich musste dringend etwas unternehmen. Sowas durfte kein zweites Mal passieren. Ich musste meine Familie davon in Kenntnis setzen, dass sie zur Zielscheibe eines Irren werden könnten. Mit einer Wahrscheinlichkeit von… sagen wir 179 Prozent. Ich hatte nur noch keinen Plan, wie ich das Thema auf den Tisch bringen sollte. Humphrey hatte die Jagd offiziell eröffnet: Indem er mir zeigte, dass er mir überall auflauern und tun konnte, wonach ihm beliebte.

      Unter anderem mich mitten in der Nacht halbnackt auf Bäumen abzusetzen.

      Er wollte mich nicht sofort töten. Das hatte ich begriffen, da er mich absichtlich in eine Lage gebracht hatte, die an meinem Selbstbewusstsein kratzte. Natürlich hatte er gewusst, dass ich vom Baum herunterkäme. Doch der richtige Ärger begann ja auch erst, als ich unten angekommen war.

      Würde er jedoch meine Mutter oder meinen Vater oder sonst wen aus meiner Familie auf einem Baum absetzen… ich wollte gar nicht daran denken.

      Vor Wut kochend ballte ich meine Hände zu Fäusten. Was, wenn er es zuerst auf die Kinder abgesehen hatte? Wie konnte ich sie aus seiner Reichweite bringen? Spline? Ich bezweifelte, dass meine Familie freiwillig dorthin ginge. Aber dort wäre sie sicher – hatte mir der damals noch nicht durchgeknallte Humphrey gesagt.

      Einigermaßen sicher!

      Abgesehen von ein paar Gebäuden, die sie als Happen zwischendurch ansahen. Doch sicher vor Humphrey. Würden sie mir überhaupt glauben? Viel wichtiger waren andere Fragen. Wäre Humphrey wirklich nicht in der Lage, ihnen dahin zu folgen? Wurden – im Gegensatz zu mir – seine Energie und Magie dort gedämpft? Gott, ich musste auch Alan informieren. Und der würde keinen Fuß nach Spline setzen.

      Noch nicht mal eine klitzekleine Kralle.

      Sollte ich mit Maya reden? Auch sie war mir wichtig. Wenn auch nicht annähernd so wichtig wie einst Laura.

      Noch schlimmer war, dass ich besser nicht mit Alan zusammen war. Schließlich war nach wie vor nicht geklärt, wer sich an meinem Haus zu schaffen machte und aus welchem Grund. Die Ker-Lon schloss ich aus einem Bauchgefühl heraus aus. Die würde keinesfalls, selbst wenn sie nicht inzwischen die Blumenzwiebeln von unten ansähe, mit Metha getränkten Ziegelsteinen meine Scheiben einwerfen.

      Metha war eine Designerdroge, die Menschen dermaßen glücklich sein ließ, dass sie sich vor Lachen kringelten. Bei Gestaltwandlern hingegen löste sie reinste Raserei aus.

      Nein, die Ker-Lon sänke nie so tief, dass sie dieses Mittel hätte einsetzen müssen. Da steckte jemand anderes dahinter.

      Prima.

      Also nicht nur zwei oder drei Probleme, sondern vier oder fünf.

      Wozu zählte ich die überhaupt? Ich wusste nicht, wie ich eins davon lösen konnte; geschweige denn alle zusammen.

      Die Wut in mir entlud sich nicht wie erwartet mit einem lauten Schrei, sondern mit einem leisen Wimmern, was mich kraftlos in die Knie sinken ließ. Vielleicht sollte ich mich einfach auf die Straße stellen und von einem Bus überfahren lassen.

      Dann würde Humphrey die Lust

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