Tod du Fröhliche. Martin Cordemann

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Tod du Fröhliche - Martin Cordemann

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lächelte traurig ein so-ist-nunmal-das-Leben-Lächeln.

      „Das ist erstmal das wichtigste, das Sie wissen müssen. Roland wird Ihnen weiterhelfen, wenn Sie Fragen haben. Tja, dann wünsche ich Ihnen einen guten Start hier in unserer Abteilung.“

      Er erhob sich und reichte mir die Hand.

      In dem merkwürdigen Raum, den man keineswegs reinen Gewissens als „Büro“ bezeichnen konnte, bearbeitete Weiß noch immer seine Schreibmaschine. Ich setzte mich an einen freien Schreibtisch und wartete. Nichts passierte. Weiß hatte sein Kreuzworträtsel gelöst und zog das Blatt aus der Maschine. Er sah zu mir herüber und lächelte. Ich zuckte mit den Schultern und fragte: „Soll ich irgendwas tun?“

      „Haben Sie etwas, das Sie tun können?“

      „Nein!“

      „Dann tun Sie das!“ Er lächelte. „Erfreuen Sie sich doch an diesem schönen ruhigen Tag. Es werden andere kommen, die weder schön noch ruhig sein werden.“

      „Und was mache ich hier sonst?“

      „Sie nehmen Vermisstenanzeigen entgegen. Dann legen Sie sie dem Chef vor oder geben sie gleich weiter. Taucht die vermisste Person oder das Tier oder der Gegenstand wieder auf, was nicht eben oft passiert, dann verständigenden Sie den Anzeigesteller. Taucht er oder es beim Anzeigesteller selbst auf, verständigt der Sie – hoffentlich! –, taucht er oder es nicht wieder auf, schließen wir nach einiger Zeit die Akte und die Sache vermodert.“ Weiß hob die Schultern. „Ist ‘n Schreibtischjob!“

      Das klang nach langem Herumsitzen ohne größeren Arbeitsaufwand. Ich war wieder da, ich war gerade in meine Schule zurückgekehrt!

      Den Rest des Vormittags sichtete ich ein paar Akten von vermissten Personen, Fahrrädern, Haustieren, Autos; den Nachmittag über legte ich meine Beine auf den Schreibtisch und döste vor mich hin. Es passierte herzlich wenig. Genauer gesagt: Nichts!

      Fast die ganze Woche über passierte nichts. Ein paar Kinder vermissten ein paar Haustiere, ein paar Fahrräder und ein paar Spielzeuge; ich vermisste meine Jugend! Niemand hatte sie gesehen, niemand hatte sie abgegeben und wahrscheinlich war das eine Akte, die man bald schließen und zum Vermodern zu den anderen tun würde. Was – tat – ich – hier? Außer herumzusitzen und Bagatellfälle aufzunehmen? Weiß zog bei all diesen Meldungen die Stirn kraus und schickte die Suchmeldungen raus. Die meisten Sachen fanden sich von selbst wieder, außer natürlich meine Jugend und mein Elan, die unwiederbringlich verloren schienen.

      Es war Sommer, es war warm, es wurden viele Fahrräder geklaut. Die fanden sich ohnehin in den wenigsten Fällen wieder ein, wie ich aus eigener Erfahrung wusste. Weiß erzählte von einer Bande Fahrraddiebe, die en gros vor Schwimmbädern Räder geklaut und sie dann ebenso en gros auf Flohmärkten feilgeboten hatten. Dort hatte man sie dann erwischt, waren wohl doch etwas zu kaltschnäuzig gewesen. Die Fahrraddiebstähle häuften sich. Die Suchmeldungen, die erfolglos abgeschlossen wurden, desgleichen. Es war ein sehr lehrreicher Dienst.

      Dann betrat eine Frau unser wohl-kaum-als-Büro-zu-bezeichnendes-Zimmer. Weiß war gerade in eins seiner Kreuzworträtsel vertieft, also kam sie zu mir.

      „Was kann ich bitte für Sie tun?“ fragte ich freundlich.

      Schüchtern setzte sie sich und holte ein Photo aus ihrer Handtasche. „Ich suche meinen Mann!“ In diesem Moment bemerkte Weiß, dass wir Besuch hatten und löste einen (Bruch)Teil seiner Aufmerksamkeit von seinem Kreuzworträtsel. Sie reichte mir das Photo, auf dem sie zusammen mit ihrem Mann zu sehen war. „Das ist er, das auf dem Bild.“

      Ich nickte. „Seit wann ist er verschwunden?“

      „Seit zwei Tagen.“

      „Ist es nicht vielleicht möglich, ich meine, dass er so etwas wie eine Sauftour macht oder so?“

      „Nein, so etwas tut mein Mann nicht!“

      Weiß verdrehte die Augen und machte sich an sein Kreuzworträtsel. Das hatte er schon tausendmal gehört, also nahm ich das Protokoll auf, Name, Alter, usw.

      „Wo war Ihr Mann, bevor er verschwunden ist?“

      „Bei einem Freund.“

      „Könnten Sie mir bitte auch Name und Adresse des Freundes geben?“

      Sie tat es und ging. Wir schickten eine Suchmeldung raus. Weiß schüttelte den Kopf. „Immer die alte Geschichte. In ein paar Tagen wird er wieder auftauchen.“

      „Wer?“ Horstmann hatte das Büro-das-keins-war betreten; er schwitzte, wie wir alle. Ich reichte ihm die Vermisstenanzeige. Er nickte. „Nett. Wahrscheinlich Routine.“

      „Tja“, ich erhob mich. „Glauben Sie, dass Sie den Ansturm von Anzeigen auch ohne mich bewältigen können?“

      Horstmann sah mich fragend an. „Sie wollen doch nicht schon Feierabend machen?“

      „Nein, nur eine... Routineuntersuchung!

      „Oh nein, haben Sie sowas schon mal gemacht?“

      „Es ist doch nur ein Routinefall, was kann ich da schon falsch machen?“

      „Naja“, Horstmann lächelte. „Es könnte ja ausnahmsweise doch was ernstes sein und Sie werden erschossen oder so. Oder Sie erschießen jemanden, noch schlimmer!“

      „Noch schlimmer?

      „Also, genauso schlimm! Aber... dann wäre die Abteilung wieder unterbesetzt!“

      „Keine Sorge, ich habe meine Waffe immer da, wo ich sie brauche!“ Ich deutete auf meinen Schreibtisch. „Damit sie mir niemand stiehlt!“

      Mein Chef nickte und meinte: „Okay, versuchen Sie Ihr Glück. Aber ich sage Ihnen, Sie werden nicht viel erreichen!“

      Das nahm ich auch nicht an, aber ich musste einfach etwas tun, musste raus an die frische Luft, weg aus diesem stickigen Zimmer-das-irgendein-Witzbold-als-Büro-bezeichnet-hat und dorthin, wo ich das Gefühl hatte, zumindest ein bisschen zu tun. Ich hatte mir das Bild von dem Mann genau eingeprägt und machte mich auf den Weg.

      Der merkwürdige Freund, bei dem sich Claude Müller, der Mann, den ich suchte, zuletzt aufgehalten hatte, öffnete erst nach dem dritten Klingeln. Er empfing mich im Unterhemd, eine halbgerauchte Zigarette hing aus seinem linken Mundwinkel. Ich lächelte freundlich und sagte: „Guten Tag, mein Name ist Rhode!“

      „Ich kaufe nichts!“

      „Ich auch nicht.“

      Das verwirrte ihn.

      „Ich suche Claude Müller.“

      In seinen Augen glitzerte es für den Bruchteil einer Sekunde, vielleicht fiel aber auch nur in diesem Moment Sonnenlicht unglücklich hinein.

      „Fragen Sie seine Frau.“

      „Das ist eine sehr gute Idee.“ Er wollte die Tür schon schließen. „Aber die weiß es auch nicht.“

      „Warum soll ich es dann wissen?“

      „Hmm,

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