Tod du Fröhliche. Martin Cordemann

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Tod du Fröhliche - Martin Cordemann

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mit Ihnen zusammen gewesen. Seitdem hat er sich nicht mehr zu Hause blicken lassen.“

      „Er ist ein freier Mensch.“

      „Ohne Zweifel, aber seine Frau macht sich Sorgen.“

      „Sind Sie Priester? Oder Bulle?“

      „Nein, äh, habe ich das nicht gesagt?“

      „Nein, haben Sie nicht. Warum sind Sie eigentlich hinter Claude her?“

      „Verzeihung, aber ich bin nicht hinter ihm her, ich suche ihn lediglich, damit er seinen Preis...“ Ich unterbrach mich, als hätte ich schon zu viel gesagt.

      „Preis?“ Das machte ihn neugierig. „Was für ein Preis?“

      „Naja, eigentlich sollte ich Ihnen ja nichts darüber sagen, aber wenn Sie ihn doch kennen... Claude Müller hat bei der Glückslotterie 2000 den 2. Preis gewonnen.“

      „Was ist das für ein Preis?“ Er tat möglichst uninteressiert.

      „Oooooch, nichts besonderes“, meinte ich, als wäre es ein Klacks. „Nur ein nagelneues Sportcoupé.“ Ihm gingen fast die Augen über. „Tjaa, leider wird Herr Müller jetzt wohl nicht mehr in den Besitz dieses Preises kommen, da die Frist bald abgelaufen ist. Ähm, dürfte ich wohl bitte mal Ihre Toilette benutzen?“

      Missmutig ließ er mich rein.

      „Nur zum Händewaschen!“ Ich sah mich um, fand das Telefon und ehe er sichs versah hatte ich, ohne sein Wissen selbstverständlich, das Kabel herausgezogen. Da es verdeckt hing, würde er nicht sofort drauf kommen. Und immerhin würde er es eilig haben! Oh, ja, in dieser Zeit gab es noch gar keine Handys, das vergisst man so leicht. Dabei ist es nur ein paar Jahre her. Ach, wie die Zeit vergeht… „Vielen Dank“, murmelte ich. „Wie gesagt, das mit Herrn Müller ist wirklich ausgesprochen schade. Haben Sie die genaue Zeit?“

      Er hatte sie, oder zumindest etwas Annäherndes.

      „Tja, dann hat Herr Müller noch ziemlich genau 1 Stunde und 18 Minuten, um sich zu melden, sonst wird der Preis an jemand anderen gehen. Wir ziehen nämlich immer auch Reservepreisträger, müssen Sie wissen, nur für den Fall, dass... Aber wenn er nicht aufzufinden ist, naja, kann man nichts machen! Vielen Dank!“ Ich nickte ihm zu und ging.

      Keine drei Minuten später, nahm ich an, ich hatte ja keine Uhr, kam er dann schweißüberströmt, rotgesichtig, rauchend und immer noch im Unterhemd aus dem Haus gerannt, sprang in einen Wagen und fuhr los. Und ich hinterher. Es war keine lange Fahrt, deshalb verlor ich ihn auch nicht. Genauer gesagt fuhr er nur etwa drei Kilometer, bog dann nach links ab und hielt vor einem kleinen Haus. Nur durch Zufall sah ich seinen Wagen dort stehen, denn natürlich hatte ich ihn schon gleich nach der Abfahrt aus den Augen verloren. Glücklicherweise hatte ich mir die Nummer gemerkt...

      Ich ging zum Haus und schellte. Inzwischen musste man herausgefunden haben, dass meine Geschichte ein Schwindel war, dass Claude Müller nie bei einer Glückslotterie 2000 mitgemacht hatte und dass es eine solche Lotterie überhaupt nicht gab... würde man wohl nicht feststellen, da es inzwischen so viele Lotterien gab, dass da eigentlich niemand mehr so richtig durchstieg. Und im Internet konnte man auch nicht nachsehen, denn auch das gab es noch nicht so richtig. Eine Frau öffnete und sah mich fragend an. „Ja, was wollen Sie?“

      „Ist Claude Müller da?“ fragte ich.

      „Wer sind Sie?“ fragte sie.

      Improvisieren!

      „Ich bin von der Polizei, mein Name ist Harry Rhode!“

      Toll improvisiert!

      Sie wurde bleich.

      „Sollte sich Claude Müller in Ihrem Haus befinden und Sie decken ihn, machen Sie sich mitschuldig.“ Mitschuldig woran?

      Sie drehte sich um. „Claude!“ Der Mann vom Photo erschien. „Die Polizei ist hier!“

      „Ich habe nichts getan.“

      „Herr Müller, Ihre Frau macht sich Sorgen. Sie hat Sie als vermisst gemeldet.“

      „Und das gibt Ihnen einfach das Recht, sich in meine Privatangelegenheiten...“

      „Ihre Frau hat Sie als vermisst gemeldet! Wir müssen so etwas nachgehen! Sie hätten sich rechtzeitig melden und all dies verhindern können!“ Ich schien wirklich grimmig zu wirken, denn er wurde plötzlich viel kleiner.

      „Naja“, murmelte er, „jedenfalls bekomme ich nen neuen Wagen!“

      Ich seufzte.

      „Na, Herr Rhode, was macht denn der Fall Müller?“ fragte mich am kommenden Morgen mein Abteilungsleiter.

      „Oh, das dürfte wohl einer von diesen Scheidungsfällen werden, es sei denn, Frau Müller liebt ihren Mann über alles.“

      „Sie scheinen nicht an die Liebe zu glauben.“

      „Naja... ich habe meine Zweifel.“

      Horstmann rieb sich den Hals. „Wo wir gerade bei Zweifeln sind, woher wissen Sie das alles?“

      „Naja...“ Ich riss die Geschichte kurz ab, allerdings ohne wesentliche Details, die darauf hinwiesen, dass ich diverse Regeln überschritten, umgangen, missachtet oder schlicht ignoriert hatte, von Lügen und höchst zweifelhaften Methoden gar nicht erst zu reden. „Ich nehme an, dass Müller mit dieser Frau ein Verhältnis hat“, schloss ich. „Aber für Moral sind wir ja nicht zuständig!“

      „Wie... wie haben Sie das nur gemacht?“

      „Ich würde sagen mit… Rhodedendron?!“

      Horstmann sah mich verstört an.

      „Nun, das ist eine Mischung aus 10% Beweisen, 10% Kalkulation und 90% Improvisation!“

      „Damit kommen Sie auf 110%!“

      „Was meinen Sie, warum es funktioniert hat?“

      Horstmann grinste. „Wenn wir mehr von Ihrer Sorte hätten, könnten wir die ganze Arbeit viel schneller erledigen. Aber, eins ist mir noch nicht so ganz klar. Wie haben Sie diesen Freund von diesem Müller eigentlich dazu gebracht, zu dieser Geliebten von diesem Müller zu fahren?“

      Ich druckste herum, murmelte vor mich hin... und da ich die unangenehme Angewohnheit habe, meist die Wahrheit zu sagen, begann ich mit einem langen „Najaaaaaaaaaa...“ ihm die Wahrheit zu sagen.

      Horstmanns Grinsen verflog. „Wenn wir mehr von Ihrer Sorte hätten, könnten wir den Laden bald dicht machen!“

      Fahrradentführungen, entlaufene Wellensittiche und entflogene Katzen waren der Renner in diesem Sommer. Die Vögel sah man nie wieder, die Katzen kratzte man von Autoreifen. Eine deprimierende Zeit für Haustierhalter, eine wundervolle Zeit für Fahrraddiebe. Als wieder eine Frau Müller nach einem Herrn Müller suchen lassen wollte, erschien Horstmann in unserem als-Büro-bezeichneten-Kabuff und meinte, das wäre ja äußert interessant, aber wir sollten doch wohl lieber Herrn Müller überlassen, zu seiner Frau zurückzukehren. Und tatsächlich zog Frau Müller

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