Tod du Fröhliche. Martin Cordemann

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Tod du Fröhliche - Martin Cordemann

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der Chef der Mordkommission, befand sich am Fundort, eine abgelegene Sackgasse. Eine alte Mülldeponie lag hier. Kronzucker sagte, dass man die Leiche aus einem fahrenden Wagen geworfen hatte. Im Moment wurde die Umgebung nach weiteren Leichen abgesucht.

      „Wo ist sie?“ fragte ich.

      „Ich glaube nicht, dass Sie sie sehen wollen!“

      „Doch, das will ich!“

      „Ich hoffe, Sie können einiges vertragen!“ Er gab einem Sanitäter ein Zeichen; der schlug eine Plane zurück. Mein Herz setzte ein paar Schläge aus, ich wandte mich ab. Wer so mit einem Kind umging verdiente härtere Strafen, als sie der Gesetzgeber hierzulande dafür vorsah.

      „Was hat man mit ihr gemacht?“ hauchte ich.

      „Man hat ihr die Kehle durchgeschnitten. Sie muss irgendwo verblutet sein. Scheint schon länger tot zu sein. Dann hat ihr Mörder sie hier rausgefahren und aus dem Auto geworfen und ist wieder abgehauen.“

      „Ist sie... Hat man sie...?“

      Kronzucker schüttelte den Kopf. „Er hat sie ermordet, aber er hat sich nicht an ihr vergangen!“

      Irgendwie hatte ich nicht das Gefühl, dass das die Sache besser machte.

      Ich versuchte zu überlegen. „Wo ist der Sinn?“

      „Wer sagt, dass es sinnvoll ist, ein kleines Mädchen zu ermorden?“

      „Das ist wahr.“ Ich versuchte mich zu konzentrieren. „Also, er vergeht sich nicht an den Kindern, er bringt sie nur um? Und das nicht mal auf eine langwierige sadistische Art, sondern relativ schnell. Das heißt, genießt er es, sie zu töten? Was... was soll das? Ich bin ja kein Psychologe, aber wenn er sich nicht an den Kindern vergeht und wenn er es nicht genießt, sie zu töten, was... was soll das ganze dann?“

      „Vielleicht ist es einfach nur krank!“

      „Das ist es so oder so! Gibt es irgendwelche Spuren?“

      Kronzucker schüttelte den Kopf.

      „Wissen Sie was?“ murmelte ich. „Ich hasse diesen Beruf!“

      „Vielleicht... vielleicht hat er die anderen Kinder ja nur entführt, weil sie Zeugen der ersten Entführung waren?“

      Horstmann schien nicht überzeugt und ich war es ebensowenig.

      „Ich meine, wenn es wirklich so war, können wir nur hoffen, dass er bei jeder weiteren Tat vorsichtiger war, was Augenzeugen angeht, sonst potenziert sich die Zahl der Zeugen und er legt nach und nach die ganze Bevölkerung dieses Landes um!“

      „Wirklich witzig, Rhode! Ihrer Meinung nach werden also noch zwei Leichen auftauchen?“

      „Keine Ahnung, ich... ich versteh das einfach nicht!“

      Ich ließ mich hinter meinen Schreibtisch sinken und dachte nach. Wenn die drei also nur Zeugen waren, die ausgeschaltet werden mussten, also Zeugen der ersten Entführung... Blieb die Frage: Warum wurde der Kleine entführt? Eine spontane Aktion? Verlief nicht alles nach Plan und der Kleine starb? So etwas war in ähnlicher Form schon vorgekommen. In Kalk, einem Stadtteil von Köln hatte eine Babysitterin das Baby getötet, weil es ihr auf die Nerven ging und dann versucht, die Sache mit einer vorgetäuschten Entführung zu vertuschen. Musste jemand nach seinem Fehler seine Spuren verwischen, indem er die Zeugen ausschaltete?

      Aber auch das machte keinen Sinn, weil Kinder ja bekanntlich sehr mitteilsam sind. Warum also das Risiko eingehen, dass die Kinder zu Hause etwas erzählen könnten? Spätestens bei der zweiten Entführung hätte doch eins der Zeugenkinder seinen Eltern gegenüber mit einer Geschichte, was es da neulich gesehen hätte, herausrücken müssen! Ich seufzte: „Das einzige, was wir jetzt noch machen können, ist die anderen drei Leichen zu finden!“

      Es fanden sich noch zwei andere Leichen. Beide Kinder waren auf die gleiche Weise ermordet und beseitigt worden wie das Mädchen. Der kleine Sohn der Ueters war nicht dabei. Einen Tag, nachdem die dritte Leiche gefunden wurde, riefen sie im Präsidium an. Was sie uns mitteilten war... bemerkenswert: ihr Sohn habe sich wieder eingefunden. Horstmann und ich fuhren sofort hin.

      In seinem Bettchen lag der Kleine und schlief friedlich vor sich hin. Dass seinetwegen möglicherweise drei andere Kinder hatten sterben müssen, störte ihn nicht. Es schellte und Kronzucker erschien. Auch ihn schien die Rückkehr des verlorenen Sohnes zu interessieren.

      „Wann und wie ist er zurückgekommen?“ fragte Horstmann die Eltern.

      „Irgendwann am Nachmittag. Er krabbelte hinten auf dem Weg zwischen den Hecken herum – wahrscheinlich hat man ihn dort ausgesetzt.“

      „Ja, wahrscheinlich!“ murmelte ich. „Können Sie sich denken warum?“

      „Wahr... wahrscheinlich hat sich der Entführer doch noch ein Herz gefasst und ihn uns zurückgebracht. Es gibt schon genug schlimme Taten!“ Da hatte Frau Ueter ziemlich Recht.

      „Vielleicht wollte er nicht mit den Morden an den Kindern in Verbindung gebracht werden, die hier in der Gegend begangen worden sind.“

      „Was dann bedeuten würde, dass die beiden Fälle nicht zusammenhängen!“ meinte ich. „Trotzdem schon ein Zufall, ich meine, beide Entführungen in der selben Gegend zur selben Zeit. Hm!“ Ich hob die Schultern und wir verließen das Haus.

      „Was halten Sie davon?“ fragte Kronzucker.

      „Mist!“ sagte Horstmann. „Aber die beiden haben unglaubliches Glück gehabt.“

      „Was meinen Sie, Harry?“

      Ich lächelte müde. „Ich weiß einfach nicht. Zwei Fälle, zwei Zufälle, einer davon ein brutaler Mörder und der andere ein gutmütiger Kidnapper, der seine Gelegenheitsentführung wieder dessen Eltern zurückbringt... Klingt eher nach Vorabendprogramm!“

      Am nächsten Tag wurde die Leiche eines Landstreichers gefunden, der auf einem Zettel ein Geständnis abgelegt hatte. Er gab zu, die drei Kinder entführt und ermordet zu haben.

      „Was halten Sie davon?“ fragte ich Kronzucker.

      „Die Presse freut sich.“

      „Haben Sie den Wagen gefunden?“

      „Welchen Wagen?“

      „Na den, aus dem er die Kinder geworfen hat!“

      Kronzucker sah mich verblüfft an. Langsam begann sich ein klareres Bild abzuzeichnen.

      „Sie glauben also nicht, dass der Landstreicher...“

      „Meine Güte, als ich in meiner Kindheit irgendwann vom Kennedymord gehört habe und davon, dass man den angeblichen Mörder kurz danach selbst umgelegt hat, da war mir eines klar: Der kann es ja wohl nicht gewesen sein! Wie lange dauert es, bis Sie einen Durchsuchungsbefehl besorgen können?“

      „Das kommt darauf an! Haben Sie irgendwelche Beweise?“

      „Nein, deswegen brauch ich den Durchsuchungsbefehl. Und selbst dann besteht die Möglichkeit, dass wir

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