Tod du Fröhliche. Martin Cordemann

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Tod du Fröhliche - Martin Cordemann

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sah Horstmann an, der hob nur die Schultern. Er nickte. „In Ordnung. Wofür brauchen Sie ihn?“

      „Tja, das... das weiß ich noch nicht so genau!“

      Wir kehrten dahin zurück, wo die ganze Geschichte begonnen hatte – ins Haus der Ueters. Im Wohnzimmer, wo der Kleine auf dem Teppich lag und spielte nahmen wir Platz.

      „Wir sind ja so froh, dass er wieder da ist“, sagte Frau Ueter und schien sehr froh zu sein, dass er wieder da war.

      „Ja, das sind wir auch“, stimmte ich zu. „Es ist wirklich ein Wunder!“

      „Da haben Sie Recht, ein Wunder! Nun, was führt Sie zu uns?“

      „Es ist... in gewisser Weise hat der Fall hier begonnen!“

      „Bitte?“

      „Der kleine Albert, Ihr Sohn...“

      „Aber er ist doch von jemand anderem entführt worden als die anderen Kinder. Und Sie haben den Mörder doch gefunden!“

      „Ja, das stimmt schon. Aber... ich habe die Theorie entwickelt, dass die drei anderen Kinder ermordet worden sind, weil sie vielleicht Zeuge von etwas waren?“

      „Zeuge? Von was denn?“

      „Sehen Sie, das ist es nämlich worauf ich mir keinen Reim machen kann! Von was sollen sie Zeuge gewesen sein? Und dann ist da noch etwas: Der Landstreicher hat sie nicht ermordet?“

      „Nicht?“

      „Nein, er ist selber ermordet worden. Sehen Sie, er wäre aufgefallen, wenn er hier in der Gegend herumgestrichen und Kinder mitgenommen hätte. Und dann hätte er einen Ort gebraucht, an dem er die Kinder in Ruhe hätte umbringen können, aber die Orte, die ihm zur Verfügung gestanden hätten, haben wir untersucht: nichts! Und zu guter Letzt sind die Leichen aus einem fahrenden Wagen geworfen worden – der Mann hatte aber weder ein Auto noch überhaupt einen Führerschein! Außerdem stimmte der Stofffetzen, den wir gefunden haben, nicht mit seiner Kleidung überein, kann also auch nicht von ihm gekommen sein.“

      „Dann... kann er es nicht gewesen sein!“

      „Exakt! Was die Zahl der Morde auf vier erhöht! Und noch etwas: Der Mörder stammt hier aus der näheren Umgebung!“

      „Wie kommen Sie darauf?“

      „Die Kinder mussten Vertrauen zu ihm gehabt haben, sonst wären sie ihm nicht so leicht ins Netz gegangen!“

      „Oh mein Gott!“

      „Deswegen sind wir hier. Wenn Ihnen irgendetwas Ungewöhnliches auffallen sollte, melden Sie es uns bitte! Der Mörder ist noch auf freiem Fuß und es besteht die Gefahr, dass er noch mal zuschlagen könnte!“ Wir erhoben uns. „Also, vielen Dank. Wie geht es Ihrem Sohn?“

      „Sie sehen es ja, es geht ihm wieder gut!“

      Sie sah mit warmem Blick auf ihr Kind.

      „Wenn man bedenkt, was er durchgemacht haben muss...“ Ich lächelte und ging neben dem Kleinen in die Knie. „Na, du, alles okay?“

      Er nickte und grinste mich feist an.

      „Sorgen immer gut für dich, deine Eltern, was?“ Ich nickte in ihre Richtung und er nickte wieder.

      „Würden dich doch nie alleine lassen, oder?“

      Er schüttelte den Kopf.

      „Haben sie dich schon mal alleine gelassen?“

      Wieder schüttelte er den Kopf und brabbelte irgendetwas.

      „Hattest einen schönen Ausflug, ja?“

      Er nickte und grinste wieder. Ich sah zu den Eltern auf. Sie wirkten bleich.

      „Süß, Ihr Kleiner. Wirklich süß! Der einzige Belastungszeuge den wir haben ist Ihr anderthalbjähriger Sohn. Welche Ironie.“ Ich erhob mich langsam. „Es hat mich fast um den Verstand gebracht, weil ich nicht verstanden habe, warum? Ich meine, es gibt keinen schlüssigen Zusammenhang zwischen den Ermordeten.“

      „Wovon sprechen Sie?“

      „Ich spreche von Mord! Von Mord an drei Kindern! Und ich will verdammtnochmal wissen, warum!“

      „Aber…“ Er lächelte, wenn auch unsicher. „Sie wollen doch nicht unterstellen, dass wir...“

      „Ich unterstelle gar nichts! Ich habe Beweise! Die Idee, Ihr Kind als erstes angeblich entführen zu lassen, damit Sie wie ein Opfer, nicht aber wie ein Täter wirken, ist genauso oberflächlich gut, wie sie bei näherer Betrachtung in ihrer Glaubwürdigkeit überstrapaziert wird. Oder kurz gesagt: Es hat nicht funktioniert! Im Gegenteil, es hat mich eher stutzig gemacht!“

      „Sie wollen uns doch nicht vorwerfen, dass unser kleiner Junge entführt worden ist?“

      „Nein, ich will Ihnen Mord vorwerfen, haben Sie das jetzt endlich kapiert?“ Ich wurde sauer. „Wissen Sie, wir haben die Waldhütte Ihres Freundes gefunden. Ist nicht nur so abgelegen, dass man darin jemanden zu Tode foltern kann, ohne dass es irgendwelche Nachbarn stört, es haben sich auch die Beweise gefunden, dass alle drei Kinder dort ermordet worden sind. Von Ihnen beiden! Und ich will wissen warum?

      Statt einer Antwort begannen die beiden zu lächeln. Fast nachsichtig, aber nicht richtig. Doch sie schwiegen.

      Ich schüttelte den Kopf. Ich wollte eine Antwort haben.

      „Wissen Sie“, begann ich, „wenn… wenn die Eltern der Kinder beispielsweise im selben Krankenhaus arbeiten würden, und dass da irgendwas geschehen wäre…“

      Schweigen.

      „…zum Beispiel bei der Geburt von Albert. Dass man Sie falsch behandelt hat, Ihnen die Eierstöcke herausnehmen musste, so dass Sie nie wieder Kinder bekommen können…“

      Keine Reaktion.

      „…und, wer weiß“, ich verzweifelte, „dass man dem kleinen Albert vielleicht eine Infusion legen musste und dabei hat er infiziertes Blut bekommen, so dass… er niemals ein richtiges Leben wird führen können und Sie können keine Kinder bekommen, dass man ihnen, selbst, wenn es nur Unfälle waren, so etwas angetan hat und sie sich dafür rächen wollen, das… das könnte ich vielleicht halbwegs verstehen.“

      Schweigen, kaltes, unbarmherziges Schweigen.

      Dann: „Sie werden es irgendwann verstehen, junger Mann. Irgendwann werden Sie es verstehen!“

      Sagten sie.

      Und sie lächelten.

      Horstmann verständigte einen Streifenwagen.

      „Warum, verdammt?“ schrie ich.

      Aber sie lächelten nur.

      „Auf diese Frage werden Sie nicht immer eine befriedigende

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