Wir in unserer Welt. Rudolf Kutka
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Woran wir Jahrzehnte lang nicht gedacht haben: Alle fossilen Lagerstätten sind nicht erneuerbar, sie sind nachhaltig nicht zu nutzen. Sie werden in dem Maße, wie wir sie beanspruchen, zur Neige gehen. Einige der uns von der Natur zur Verfügung gestellten Ressourcen, dienen in kleinen Mengen zahlreichen anderen Verwendungen, auf die wir heute nicht mehr verzichten können. Dies müsste tolerierbar sein, doch wir „verbrennen“ diese Vorräte in großen Mengen, ohne uns ihres Wertes für kommende Generationen bewusst zu sein.
Nachhaltigkeit ist im übertragenen Sinn ein göttliches Gebot. Die im Schöpfungsbericht zu findende Erklärung, dass Gott die Erde den Menschen zum Gebrauch und zur weiteren „Nutzbarmachung“, aber nicht zum Verbrauch, überlassen hat, ist eindeutig als Nachhaltigkeitsgebot anzusehen.
„Und Gott segnete sie, und Gott sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und vermehrt euch, und füllt die Erde, und macht sie euch untertan; und herrscht über die Fische des Meeres und über die Vögel des Himmels und über alle Tiere, die sich auf der Erde regen! Und Gott sprach: Siehe, ich habe euch alles Samen tragende Kraut gegeben, das auf der Fläche der ganzen Erde ist, und jeden Baum, an dem Samen tragende Baumfrucht ist: es soll euch zur Nahrung dienen; aber allen Tieren der Erde und allen Vögeln des Himmels und allem, was sich auf der Erde regt, in dem eine lebende Seele ist, habe ich alles grüne Kraut zur Speise gegeben. Und es geschah so.“ (1. Mose 2, 28-30/ Deutsche Bibelgesellschaft).
Der Auftrag Gottes an die Menschen schließt also eine Art von Erbbaurecht ein, ein Nutzungsrecht mit Nießbrauch an den regenerablen Erträgen der Erde, nicht an der Ausbeutung der Erdelemente, die nicht wieder erneuerbar sind.
Die vor ca. 200 Jahren eingetretene Industrielle Revolution hat einen Schalter in der Weiterentwicklung unserer Erde umgelegt. Die Inanspruchnahme der Erde hat von diesem Zeitpunkt an eine neue Dimension angenommen.
Die industrielle Revolution
Die Weiterentwicklung der landwirtschaftlichen und handwerklichen Produktionsprozesse verlief vor Beginn der Industriellen Revolution über Jahrhunderte hinweg – ausschließlich auf der Grundlage mechanischer Fortschritte - sehr gemäßigt und kaum wahrnehmbar. Teilweise gab es gegenüber dem Altertum sogar Rückschritte. Die Menschen des Mittelalters waren beispielsweise mit den von den Ägyptern beim Bau ihrer Pyramiden angewendeten Transport- und Hebetechniken nicht mehr vertraut und diese Unkenntnis hält auch noch heute an. Die Welt des beginnenden und endenden Mittelalters (6. bis 16. Jahrhundert) unterscheidet sich frappierend wenig. Auch die ersten drei Jahrhunderte der Neuzeit brachten nur geringe Veränderungen.
Die Erdbevölkerung verblieb über Jahrhunderte mit um die 20 Millionen Menschen auf nahezu stabilem Niveau. Die Menschheitsgeschichte verlief meistens keineswegs friedlich, sie war auch in dieser Zeit von Hungersnöten, Naturkatastrophen, Seuchen und Kriegen gekennzeichnet. Trotzdem war der Bestand der Menschheit in ihrer Gesamtheit – durch einen Zusammenbruch unserer Lebenssysteme - zu keinem Zeitpunkt gefährdet.
Die Menschen lebten von der Landwirtschaft, als selbständige Bauern, Pächter von Großgrundbesitzern und den Kirchen und Klöstern, als Dienstboten und auf den landwirtschaftlichen Bedarf hin orientierte Handwerker. Die Nähe zur „Scholle“ war die für das gesamte Erwerbsleben einzige Ausrichtung, jedoch in ihrer Grundlage stabilisierend. Dennoch blieben häufige Missernten nicht aus, was auf die Ernährungssituation der Bevölkerung schlimme Auswirkungen hatte. Reichtum manifestierte sich überwiegend in Grundbesitz. Das Zusammenleben in Großfamilien erleichterte das Zurechtkommen bei Krankheit und im Alter. Die hygienischen Verhältnisse waren für unsere Begriffe oft verheerend. Dies begünstigte den Ausbruch von partiell auftretenden Seuchen, die zahlreiche Menschenleben forderten. Der herrschende Adel forderte unter harten Druck seinen Tribut an Versorgungsleistungen. Die jungen Männer wurden häufig unter Zwang für den Dienst an der Waffe ausgehoben, um in ständigen regionalen Kriegen und Scharmützeln, deren Ursache sich ihnen häufig nicht erschloss, verwundet und getötet zu werden. Die schwierigen Arbeiten in den kleinen Landwirtschaften lasteten nicht selten nur auf den Frauen und Kindern. Sie kämpften häufig „um`s nackte Leben“ Auch der mächtige Klerus „regierte“ mit harter Hand. Das Durchschnittslebensalter lag bis ins 18. Jahrhundert hinein bei ca. 45 Jahren. Es besteht kein Anlass, diese Zeit zu romantisieren.
Da zum Kochen und Heizen praktisch nur Holz verwendet wurde, wurden die Waldbestände in der Nähe von Siedlungsverdichtungen stark in Anspruch genommen. Schon Ende des 18. Jahrhunderts waren beispielsweise die Wälder rund um Wien abgeholzt. Zur Erschließung der letzten verfügbaren Ressourcen wurde das Holz aus dem Bayerischen Wald und dem Böhmerwald über eine 75 Kilometer lange Holztriftanlage zur Donau gebracht und auf dem Fluss weiter abwärts geflößt (1799 bis 1953). Für die damaligen Verhältnisse eine gigantische technische Leistung. Weite Teile des Böhmerwaldes haben sich bis heute von diesem Waldraubbau nicht erholt.
Wind- und Wasserkraftanlagen sind keine Errungenschaften der Neuzeit, sie waren zum Mahlen von Getreide, Schleif- und Sägevorgängen im 18. Jahrhundert bereits Jahrhunderte lang in Gebrauch.
Wie am Beispiel des Wiener Umlandes aufgezeigt, gab es schon in vorindustrieller Zeit zahlreiche Spuren menschlicher Verwüstung. Ich nenne dazu nur zwei weitere Beispiele: Die Weltmacht Rom verwendete die Fruchtbarkeit und den Ertragreichtum der nordafrikanischen Mutterböden der Ernährung ihrer Bürger in einem bis nach Schottland reichendem Staatsgebiet. Allein das riesige Militärpotential ständig zu ernähren, war eine gewaltige Aufgabe. Die Folge war, dass die Nährstoffe des Bodens allmählich ausgezehrt wurden, und das Land versteppte. Heute sehen wir dort nur noch vegetationslose Wüste. Ein weiteres Beispiel finden wir im Libanon-Gebirge: Das Holz der Libanonzeder war schon in antiker Zeit als Baumaterial und für den Schiffsbau sehr beliebt. Da die abgeholzten Flächen nicht wieder aufgeforstet wurden, präsentiert sich das zu Salomons Zeiten herrliche Libanon-Gebirge nur noch mit kahlen Bergrücken. Unter den Folgen leiden die Menschen, die heute in diesen Regionen wohnen.
Der Zugriff auf die Bodenschätze war bis in das 19. Jahrhundert hinein begrenzt. Niemand dachte damals, dass sich die noch bescheidenen Abbaumengen einmal zu einem Raubbau an unseren Bodenschätzen entwickeln und zu einem schwerwiegenden Problem für den Bestand der Menschheit werden könnten. Die Anfänge waren bescheiden, aber spektakulär:
Die Ägypter haben schon Gebrauchs- und Zeremonienwerkzeuge aus Metall verwendet (zurück bis ins 2. Jahrtausend v.u.Z.). Salomo (1. Jahrtausend v.u.Z.), so wird berichtet, besaß zahlreiche Bergwerke für den Kupfer-, Silber- und Goldabbau und wurde deshalb als sehr reicher Mann gepriesen. Die Handwerker dieser Zeit besaßen in der handwerklichen Metallverarbeitung bereits erstaunliche Fertigkeiten. Während des römischen Reiches kamen gegossene Messingwaren in Gebrauch. Neue für die Verarbeitung entdeckte Metalle (Bronze- Eisen – Kupfer – Messing - Zinn) und weiter entwickelte Verarbeitungstechniken haben jeweils in den damit befassten Bevölkerungen einen Zivilisationsschub ausgelöst. Schon im 17. Jahrhundert wurde die Fähigkeit gewonnen, aus mindestens zwei Werkstoffen durch Verschmelzen eine Legierung zu entwickeln. Dies ermöglichte in der Metallverarbeitung aufgrund sehr unterschiedlicher Eigenschaften von Legierungen neue Möglichkeiten.
Man kann es bereits als eine Vorindustrialisierung bezeichnen, als im späteren Mittelalter und der beginnenden Neuzeit der Bergbau intensiviert wurde. Mit der Einführung des sog. „Bergregals“ wurden erstmals Regelungen für Eigentum und Nutzung von Bergrechten festgelegt. Nutzungsrechte erhielten zunächst die Kurfürsten und später alle Fürsten. Bergbau erlangte wirtschaftliche Bedeutung in Verbindung mit