crossing borders. Katharina Vokoun
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Ich packe meinen Rucksack
Eine häufig gestellte Frage ist: Was nehmt ihr für ein Jahr alles mit? Eine berechtigte Frage, schließlich sind wir nur mit zwei Trekkingrucksäcken (45 und 70 Liter) und zwei kleinen Tagesrucksäcken unterwegs. Die Grundregel heißt also: Reise mit wenig Gepäck. Möglich wird dies durch verschiedene Faktoren.
Zum einen sollte man die Kleidung strategisch clever auswählen. Alle Teile müssen sich gut miteinander kombinieren lassen, schnell trocknen und robust sein. Zu bedenken ist außerdem, dass helle Kleidung mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit früher oder später in der Wäscherei verfärbt wird. Richtig klasse sind Klamotten, die sich auf verschiedene Weise einsetzen lassen. Wir haben uns beispielsweise ein Buff gekauft, das man als Schal, Mütze oder Haarband tragen kann. Außerdem nehme ich ein Kleid mit, dass gleichzeitig ein Rock und ein Top ist. Generell sind Materialien aus Baumwolle ausreichend aber hier und da haben wir uns für Outdoor-Kleidung entschieden (Softshell-Jacke, Fleece-Jacke, Trekkinghose). Als Frau musste ich bei den Schuhen schmerzliche Abstriche machen. Nur drei Paar nehme ich mit: Wanderschuhe, Sneaker und FlipFlops. Eine echte Hilfe sind Packsysteme. Dank der kleinen Taschen lässt sich Ordnung im Rucksack schaffen – hier das Paket mit den Hosen, da die Oberteile, dort Unterwäsche und Socken. Man findet die Teile so viel schneller und leichter, und im Gegensatz zu Plastiktüten auch geräuschlos.
Unabdingbar ist aufgrund des geringen Platzangebotes auch spezielle Outdoor-Ausrüstung. So ist ein Mikrofaser-Handtuch mindestens zwanzig Mal kleiner und leichter als ein Handtuch aus Frottee. Gleiches gilt für ein Schlafsack-Inlett aus Seide, das dem Polyester-Schlafsack deutlich vorzuziehen ist. Gekauft haben wir zudem einen Faltbecher, Militärbesteck, eine Wäscheleine, einen Reisefön, eine Verteilersteckdose und einen variablen Adapter für die Steckdosen dieser Welt (beides unverzichtbar!).
Zudem haben wir eine Großbestellung bei der Online-Apotheke aufgegeben. Medikamente gegen Durchfall, Schmerzen und Brechreiz sowie Verbandzeug, Desinfektionsmittel, Malerone (Malaria), Insektenschutz und Sonnencreme haben ihren festen Platz im Rucksack. Unabdingbar ist außerdem der Kulturbeutel, der mit jeglichem kosmetischem Kram gefüllt wird. Auch auf Technik wollen wir nicht verzichten. Kamera, Unterwasser-Cam, Netbook, MP3-Player und Smartphone kommen mit. Neben Spielkarten haben wir uns entschlossen nur ein Buch und den Reiseführer für Südostasien mitzunehmen, da es in nahezu jedem Hostel eine Bücherecke gibt, in der man Bücher unkompliziert tauschen kann.
Die große Leere
Es ist vollbracht. Innerhalb von zwei Wochen wurde jeglicher Besitz verstaut oder verkauft, und wir sind wohnungslos! Die große Leere herrscht auch in unseren Köpfen. Dass es jetzt wirklich losgeht, konnten wir bei all dem Stress noch gar nicht richtig realisieren. Doch nun stehen vier vollgestopfte Rucksäcke bereit. Damit ist es Zeit, die Anker zu lichten. Unsere Abenteuerreise kann beginnen.
In zwanzig Jahren wirst du mehr
enttäuscht sein von den Dingen,
die du nicht getan hast,
als von den Dingen,
die du getan hast.
Also wirf die Leinen los.
Verlasse den sicheren Hafen.
Lass den Passatwind in
deine Segel wehen.
Erforsche. Träume. Entdecke.
Mark Twain
Los geht’s!
Groß, laut, voll – das ist Hongkong. Die Stadt pulsiert Tag und Nacht.
Als wir nach einer 20-stündigen Anreise den Flughafen verließen, traf uns die feucht-warme Luft wie ein Schlag. In Hongkong ist gerade Regenzeit, weshalb sich der allgegenwärtige Smog mit 80 Prozent Luftfeuchtigkeit paart. Mit dem Linienbus ging es ins Stadtzentrum. Dort erwarteten uns Verkehrschaos und Menschengewimmel – der typische Hongkong-Mix.
Hongkong besteht aus Festland und einer Insel. Eine Fähre fährt für günstige 20 Cent hin und her. Überhaupt sind die öffentlichen Verkehrsmittel in Hongkong sehr preiswert. So besichtigten wir Hongkong Island einfach per Tram für schlappe 23 Cent pro Person.
Im Vergleich mit Hongkong Island ist das Festland schriller. Es besteht aus unzähligen Häuserschluchten mit vielen kleinen Gassen, die bis in den letzten Winkel mit Händlern besetzt sind. Und auch in den oberen Etagen geht der Kaufrausch weiter. Hier entdeckten wir riesige Shoppingcenter, die sich häufig über mehrere Häuser hinweg erstreckten. Auf dem Festland Hongkongs leben auch viele Inder, die einen ständig von allen Seiten ansprechen. Vor allem auf Europäer haben sie es abgesehen, sodass uns gefühlte tausend Mal „copied watches and handbags“ angeboten wurden.
Doch Hongkong hält auch immer wieder Überraschungen bereit. So durchquerten wir direkt an der Hauptstraße ein Tor und befanden uns plötzlich im Stadtpark. Ein Ort der Ruhe mit Springbrunnen und riesiger Vogelvoliere. Hier entspannen sich die Bewohner Hongkongs nach der Arbeit beim Back- gammon und Tai Chi.
Kontrastreich ging es auch bei unserer Stadttour zu. Erschreckend und faszinierend zugleich war für uns der Besuch in Mong Kok, einem Stadtteil mit verschiedenen Märkten. Dort befindet sich der Jademarkt. Nicht weit davon entfernt reihen sich auf dem Flower-Market Läden aneinander, die bis unter die Decke mit Blumen und Grünpflanzen vollgestopft sind. Ein Straßenabschnitt weiter schauten uns kleine Hunde- und Katzenaugen aus den Schaufenstern entgegen. Die Tiere werden in viel zu kleinen Boxen gehalten. Tierschutz scheint in China einen anderen Stellenwert zu besitzen als in Deutschland. Das bestätigte sich in der nächsten Querstraße, wo hunderte von Fischen in Plastikbeuteln an der Wand hingen.
Aufgrund der kleinen Wohnungen sind Fische übrigens ein beliebtes Haustier der Bewohner Hongkongs. Genauso gerne halten sie sich Singvögel. Dabei entwickeln Besitzer und Tier eine enge Beziehung zueinander, wie wir auf dem Bird-Market beobachten konnten. Mit ihren Käfigen treffen sich die Vogelbesitzer im Park, um ihren Lieblingen ein wenig frische Luft zu gönnen und sich mit Gleichgesinnten auszutauschen. Die Vogelkäfige stellten sie so nebeneinander, dass die Tiere sich gegenseitig zum Singen anregten. Das dabei entstehende Gezwitscher war ohrenbetäubend.
Hongkong Island ist das Geschäfts- und Handelszentrum der Stadt. In riesigen Wolkenkratzern mit Glasfassaden haben große asiatische Banken ihren Sitz. Mit einem Besucherausweis durften wir in der Bank of China bis in den 43. Stock fahren. Dort hatten wir einen wunderbaren Blick über die gesamte Insel. Im Gegensatz zum Festland ist Hongkong Island nicht flach. Nahezu alle Häuser sind auf einen großen Steilhang gebaut. Damit die Geschäftsleute in ihren feinen Anzügen und Kostümen nicht ins Schwitzen kommen, schlängelt sich ein Rollband, der Escalator, den Berg hinauf. Vormittags fährt es die Menschenmassen ins Tal und ab Mittag ändert es seine Laufrichtung. So mussten wir bei unserer Stadttour nicht die steilen Treppen hinaufsteigen, sondern wurden ganz bequem von A nach B befördert.
Einmal im Höhenrausch, wollten wir auch The Peak besichtigen. In rund 400 Metern Höhe hatten wir eine atemberaubende Sicht auf die Hochhäuser der Insel und die Skyline des Festlandes. Nach Sonnenuntergang bot sich uns ein noch