crossing borders. Katharina Vokoun
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Diesen konnten wir aber nicht ewig genießen, da wir vor der großen Mittagshitze wieder im Tal sein mussten. Der Abstieg forderte noch einmal volle Konzentration, doch dieser wunderschöne Sonnenaufgang war alle Anstrengungen wert.
Andere Länder, andere Sitten
Wer schön sein will, muss leiden
Die Balinesen beneiden uns um unsere helle Haut (hallo, wir sind doch schon voll braun!). Auch sie wollen weiß sein. Deshalb tragen sie auch bei 30 Grad im Schatten Jeans und langärmlige Oberteile. Das Ganze geht so weit, dass die jungen Leute nicht mehr auf den Reisfeldern arbeiten wollen, da sie dort den ganzen Tag ungeschützt der Sonne ausgesetzt sind. Das ständige Stehen und die Belastung für den Rücken machen den Job natürlich auch nicht gerade beliebter. Laut unserem Guide „Punk“ sehen sich immer mehr Reisfeld-Besitzer gezwungen, ihr Land aufgrund fehlender Mitarbeiter zu verkaufen. So droht ein Stück balinesische Kultur verloren zu gehen! Doch damit nicht genug. Der Schönheitswahn zieht noch weitere Kreise. So gab „Punk” zu, jeden Abend eine Bleich-Creme aufzutragen (ja, das ist das Gegenteil vom Selbstbräuner)!
Herzlichen Glückwunsch zum MBA!
Unser Guide hat ganz stolz berichtet, dass er vor wenigen Wochen seinen MBA gemacht hat. Angeblich gerade bei jungen Balinesen keine Seltenheit. Doch MBA steht hier nicht für einen akademischen Grad, sondern für „married by accident“! Das heißt: Wird die Frau schwanger, muss geheiratet werden. Da die Jugendlichen nicht so gut aufgeklärt sind, passiert das wohl häufiger. Unser Guide „Punk“ berichtete zum Beispiel von Bauernjungen, die dachten sie müssten das Kondom zur Verhütung über den Finger ziehen. Schließlich wurde es ihnen im Sexualunterricht so gezeigt. So viel zum Thema Aufklärung.
Alles, bloß kein Bambus
Auf Bali ist der Hinduismus die am stärksten verbreitete Religion. Die Menschen glauben an die Wiedergeburt. Ziel ist die Erlösung im Nirwana. Mit einem vorbildlichen Leben, Gebeten und Opfergaben versuchen sie die Götter gnädig zu stimmen. So gehört zu jeder Gemeinde ein kleiner Tempel. Außerdem verfügt jedes Haus über einen eigenen Opferstock. Dieser wird täglich mehrmals mit Blüten, Reiskörnern und Früchten bestückt. Eine Person wird übrigens nicht automatisch als Mensch wiedergeboren. Sie kann auch als Tier, Pflanze oder Einzeller auf die Erde zurückkehren. Der schlimmste Fall ist laut unserem Guide „Punk“ jedoch ein Comeback als Bambus. Um das zu vermeiden und sich die Chance auf den Eintritt ins Nirwana zu erhalten, lassen sich alle Balinesen beim Eintritt ins Erwachsenenalter die vorderen sechs Zähne ein Stück abfeilen (ein kurzer Blick auf „Punks“ unnatürlich geraden Vorderzähne ließ uns zusammenzucken!). Wer es sich leisten kann, geht dafür zum Zahnarzt. Alle anderen werden vom Priester behandelt, der die Zähne angeblich mit einer Stahlfeile bearbeitet. Autsch!
Paradies auf den zweiten Blick
Von den Gilis hatte ich im Vorfeld viel gehört. Die drei kleinen Inseln zwischen Bali und Lombok sollen paradiesisch sein. Mit einsamen weißen Stränden, Palmen, türkisfarbenem Wasser und allem, was dazu gehört. Meine Erwartungen waren entsprechend hoch. Zu hoch, wie sich herausstellte.
Okay, die Strände auf unserer Insel Gili Air waren tatsächlich strahlend weiß. Aber der Grund dafür waren die vielen abgestorbenen Korallen, die an Land gespült wurden. Die Stücke sind scharfkantig und machten einen barfüßigen Strandspaziergang zur Tortur. Auch das Meer verdankt sein paradiesisches Blau den Korallen. Folglich war auch der Gang ins Wasser mit Schmerzen verbunden. Und wie das so ist: Einmal angefangen mit der Meckerei, sah ich plötzlich alles mit einem viel kritischerem Blick. Die Insel war nicht einsam genug, im Hinterland störte der Baulärm und die Sonne ging hinter einer Wolke unter! Nach dem Motto „schlimmer geht immer“ hatten wir, ohne es zu wissen, eine Unterkunft in der Nähe des Muezzins gewählt (die Inselbewohner sind fast alle Moslems). Der gute Mann war leider Frühaufsteher. Um 4:30 Uhr (!) riss uns sein Gesang aus dem Schlaf. Eine halbe Stunde dröhnte der Gebetsruf so laut in unsere Ohren, als stünden die Lautsprecherboxen direkt neben unserem Bett.
Doch trotz aller Widrigkeiten beschloss ich, der Insel noch eine Chance zu geben. Irgendetwas hatte schließlich all den anderen Menschen an den Gilis gefallen. Und tatsächlich ließ sich auf den zweiten Blick viel Schönes entdecken. So gab es einen Strandabschnitt, der sandiger war. Die Korallen befanden sich hier erst im tieferen Wasser. Allgemein bringen die Korallen natürlich auch viele Vorteile mit sich. Das Wasser ist extrem klar und jede Menge Fische tummeln sich zwischen ihren Ästen. Ausgerüstet mit Taucherbrille und Schnorchel brauchten wir nur ein paar Schritte ins Meer gehen und schon konnten wir eine bunte Unterwasserwelt bestaunen.
Für Urlaubsstimmung sorgten auch die vielen kleinen Restaurants am Strand. Sie boten kostenlos Liegen und Berugas (kleine Palmenpavillons) an, auf denen wir relaxte Tage verbrachten. Hinzu kommt, dass auf der gesamten Insel keine Motorräder und Autos fahren. Einziges Transportmittel sind Cidomos (Pferdekutschen). Aber die brauchte es eigentlich nicht, da sich die Insel in einer guten Stunde zu Fuß umrunden ließ.
Die erste Erkenntnis der Reise ist somit, dass es nichts bringt, bereits mit starren Vorstellungen an Neues heranzugehen. Viel besser ist es, offen zu sein und alles auf sich zukommen zu lassen.
Die Tage verbrachten wir mit Nichtstun. Nachdem wir in der ersten Zeit der Reise ein recht volles Programm hatten, tat es gut, einfach nur mit einem Buch oder dem MP3-Player in der Sonne zu liegen. Zum Nachmittag hin regnete es oft. Dann ging das Faulenzen im Bungalow weiter. Auf Gili Air war auch abends nicht viel los. Erst recht nicht, wenn der Strom mal wieder ausfiel. Wir standen zwei Mal plötzlich im Dunkeln. Aber zum Glück gibt es ja noch die guten alten Kerzen.
Eine kleine Tour buchten wir dann doch. Mit dem Boot ging es raus aufs offene Meer. Dort fuhren wir zum Schnorcheln verschiedene Riffe an. Es ist unglaublich, was sich da so knapp unter der Wasseroberfläche abspielt. Wir sind durch Fischschwärme geschwommen, haben unzählige bunte Fische beobachtet und die farbenfrohen Unterwasserpflanzen bestaunt. Highlight der Tour war die Begegnung mit einer Unterwasserschildkröte. Wie in Zeitlupe schwebte sie unter uns durchs Wasser. Später konnten wir eine andere Schildkröte minutenlang aus nächster Entfernung beim Fressen beobachten. Ein unvergessliches Erlebnis!
Die letzten beiden Tage zogen wir auf Gili Trawangan, die Partyinsel, um. Hier tummelten sich viel mehr Touristen an den Stränden und aus jeder Bar plärrte einem Musik entgegen. Doch das war uns egal. Schließlich waren wir zum Abhotten hier. Die Party war dann mittelprächtig. Zuerst ganz gute Musik, dann Techno und danach plötzlich wieder die Lieder vom Anfang. Da überall halboffiziell „Magic Mushrooms“ (Drogen- pilze) verkauft wurden, fiel diese winzige Rotationsschleife aber wohl nur uns auf.
Klein aber fein: Unser Hotelzimmer im Chunking Mansion mit klinisch reinen Fliesen an den Wänden und an der Decke (nicht zu sehen ist das winzige Bad, das zugleich als Duschkabine genutzt wird - Duschkopf über der Toilette!).
Hier lässt es sich aushalten: landestypisches Café mit Berugas.