Die Zukunft ist der Roboter. Martin Cordemann

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Die Zukunft ist der Roboter - Martin Cordemann

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      Mit ständig abnehmender Geschwindigkeit näherte sich das Raumschiff dem Planeten mit der Bezeichnung XTA372. Schon vor einigen Jahren hatten die Astronomen von diesem Himmelskörper Radiowellen empfangen, die auf eine Zivilisation hindeuteten. Doch diese Wellen schienen – zunächst – keine Beachtung verdient zu haben, wusste man doch, dass das Volk, dessen Aktivität man aufgespürt hatte, noch ein sehr junges Volk war. Zu jung für den Kontakt mit Rassen, die nicht aus dem abgegrenzten Raum seines eigenen Planeten stammten. Es würde noch mehrere Jahrhunderte dauern, bis diese Lebewesen den Raumflug und den eigenen Geist so weit entwickelt hatten, dass sie sich der Tatsache stellen konnten, dass sie nicht das einzige Volk im Universum waren. Falls sie es überhaupt schafften. Das war das Falls, das jede vernunftbegabte Rasse in ihrer Entstehung beinhaltete. Man kannte das aus den vielen Geschichten der vielen Völker in der Galaxie. Die Zeit würde diese Frage beantworten.

      Vor einigen Wochen, man hatte gerade die Vorbereitungen für einen Erkundungsflug zum Planeten XTA372 abgeschlossen und ein Schiff auf den Weg geschickt, herrschte auf dem Planeten plötzlich totale Funkstille. Auf keiner Wellenlänge wurde mehr gesendet, kein einziges der auf eine Zivilisation hindeutenden Signale erreichte mehr die Empfangsstation. Was war aus der Zivilisation, die eigentlich recht vielversprechend gewirkt hatte, geworden? Woran lag es, dass sich im Äther nichts mehr rührte? Das Forschungsschiff würde diese Fragen beantworten müssen.

      Der Kommandant des Schiffes hatte die Mitteilung, dass man keine Radiowellen mehr empfangen könne, drei Wochen vor Erreichen des Planeten erhalten. Er wusste, dass es dafür verschiedene mögliche Erklärungen gab: Die Sonne war zur Nova geworden, ein großer Asteroid war auf den Planeten gestürzt oder Krieg. Die Erfahrung hatte gelehrt, dass es meist die letzte Antwort war!

      Natürlich könnte theoretisch auch eine Epidemie ausgebrochen sein und die gesamte Bevölkerung getötet haben. Bei dem Stand des Wissenschaft dieses Planeten waren auch Fehler in der Kernkraft oder ein aus der Kontrolle geratenes genetisches oder biologisches Experiment mit Viren möglich – man kannte die Schwierigkeiten dieser Forschungszweige aus der eigenen Erfahrung und man wusste, wie leicht man schlampig wurde, die Übersicht verlor und alles einem schnellen Ende entgegen gehen konnte. Dass die Bevölkerung sich noch rechtzeitig in Sicherheit gebracht hatte, indem sie den Planeten verließ, war unwahrscheinlich.

      So traurig es war, die Wahrscheinlichkeit, dass ein Krieg den Planeten ausgelöscht hatte, war ziemlich hoch. Es war immer das gleiche, woran eine sich erfolgreich entwickelnde Gesellschaft scheiterte. Jede vierte Zivilisation, so lautete eine Statistik, zerstörte sich selbst durch Krieg, ausgelöst durch Uneinigkeit, Ungerechtigkeit, Unkontrolliertheit der Emotion. Daraus konnte man eine Lehre ziehen. Nur wenige der bekannten Völker in der Galaxis hatten es geschafft, die Hürde zu nehmen und eine gut funktionierende Gesellschaft aufzubauen, die nun mit anderen intergalaktischen Zivilisationen in Kooperation und Gemeinschaft leben konnte. Ein Schritt zur Gemeinschaft einer Galaxie. Jedes Volk, das dieses Stadium erreichte, hatte gute Aussichten, vor dem Aussterben verschont zu bleiben.

      Die Sensoren bestätigten, dass auf dem Planeten eine nukleare Katastrophe stattgefunden hatte. In den meisten Fällen löschte sich ein Volk in der Phase der Entdeckung und Nutzung spaltbarer Energiequellen aus, wenn es ebendiese Quellen als Waffen zu nutzen gelernt hatte. Selten gab es Überlebende, selten waren sie gesund genug, um der Grundstein für eine neue, lebensfähige Rasse zu bilden. Es war bedauerlich, aber es war nicht das erste Mal, dass sie so etwas erleben mussten.

      Die Forscher waren gründlich. Sie sammelten alle Informationen, die sie in den Informationszentren des Planeten über dessen Geschichte, Bevölkerung, Umwelt finden konnten. Sie benötigten sie, um auswerten zu können, was dies für eine Zivilisation gewesen war. Die Bevölkerung des Planeten, stellte sich heraus, war in zwei grobe Teile aufgeteilt worden, die sich durch ideologische Systeme unterschieden und einander mit Waffengewalt oder deren Androhung in Schach hielten. Doch dieses Gleichgewicht der Bedrohung wurde irgendwann aufgebrochen. Als neues Feindbild kam eines der ältesten zurück: Religion. Dieser Rückschritt passierte zu einer Zeit, als es die Massenvernichtungswaffen bereits gab.

      Es konnte leider nicht mehr festgestellt werden, was der Auslöser gewesen war, aber es kam zu einer Eskalation. Man fand Spuren von chemischen, biologischen und atomaren Waffen. Offensichtlich war das gesamte Arsenal zum Einsatz gekommen. Wer nicht an den Viren starb, ging an der Strahlung zugrunde. Man hatte ganze Arbeit geleistet, es gab keine Überlebenden.

      Bald hatten die Forscher alle Informationen gesammelt und verließen den Planeten wieder. Weil seine Bevölkerung so viele verschiedene Namen für ihn gehabt hatte, trugen sie ihn nach dem Namen seiner Sonne und seiner Position im Sonnensystem als "Sol 3" ein.

      Widerstand zweckvoll

      „Riesige Schiffe verdunkelten den Himmel. Es war eine Armada von Schlachtschiffen, die gekommen war, um unseren Planeten anzugreifen, um uns zu töten und um unser Volk zu versklaven. Langsam schwebten sie auf uns herab, und unseren Anführern war klar, dass wir keine Chance gegen diesen Feind hatten. Und doch haben wir nicht aufgegeben. Das mochte eine Übermacht sein, doch wir würden nicht kampflos aufgeben, wir würden kämpfen.“ Der Erzähler sah in die Runde. „Und wir haben gekämpft. Eine Angriffsgruppe nach der anderen kam, doch wir haben uns ihnen in den Weg gestellt. Tapfere Krieger waren das, die den Feind angriffen und die ihm als erste zum Opfer fielen. Tausende starben in der ersten Angriffswelle, Millionen bevor das erste Kommandoschiff landete. Unsere Truppen wurden niedergemetzelt, Krieger auf Krieger starb unter den Waffen des Feindes.“

      „Widerstand ist zwecklos“, sagte jemand leise.

      „Ist er das?“ Der Erzähler sah den Sprecher an. „Ist er das wirklich? Nun, wie ihr wisst, haben wir das anders gesehen. Unsere Städte wurden vernichtet, unsere Waffen zerstört – aber wir gaben nicht auf! Wir haben uns dem Feind gestellt. Krieger auf Krieger…“ Die Stimme des Erzählers brach für einen kurzen Moment. Die Gefühle, der Verlust, er schien all das wieder zu durchleben. „Ich bin sicher, der Feind hat genau so gedacht wie du“, fuhr er dann fort. „Er hat gedacht, dass wir aufgeben, dass wir klein beigeben, dass wir uns ihm ergeben würden. Aber das haben wir nicht. Das haben wir nicht“, wiederholte er leise. „Viele sind dabei gestorben. Viele. Viele.“ Seine Stimme wurde leiser. Dann fasste er sich wieder. „Es war eine große Schlacht, eine größere, als sie unser Planet jemals gesehen hatte. Die Städte waren zerstört, die Trümmer reichten bis zum Horizont, ich bin sicher, man konnte das Feuer der Zerstörung, das unseren Planeten überzog, aus dem Weltraum sehen. Verwüstung, Zerstörung, Vernichtung. Aber niemand gab auf. Nachdem die Erwachsenen gestorben waren, traten die Alten an ihre Stelle, und die Jungen, und dann die ganz Jungen. Jeder, jeder der laufen und stehen konnte, griff sich eine Waffe und bekämpfte den Feind.“

      „Und wie ist das ausgegangen?“ fragte eine schneidende Stimme. Der Erzähler sah auf. Der Aufseher hatte den Raum betreten. Er sah auf die Gefangenen herab, auf diesen Zoo von Wesen, den die Invasoren auf all den Planeten aufgesammelt hatten, die sie angriffen, versklavten und vernichteten. Dieser hier hatte noch immer nicht gelernt, die Geschichte so zu erzählen, wie sie erzählt werden sollte: dass sie, die Eroberer, die Helden in dieser Geschichte waren und sein Volk eigentlich nicht würdig, von ihnen angegriffen zu werden, aber das würde er schon noch lernen. „Also“, wiederholte er, „wie ist das ausgegangen?“

      „Mein Volk wurde vernichtet“, sagte der Erzähler leise. „Alle, bis auf die, die ihr hier seht.“ Er sah zu den etwa 50 anderen Wesen von seinem Planeten, die sich ebenfalls in diesem Gefangenenlager befanden und wünschte sich so sehr, dass seine Geschichte ein anderes Ende gehabt hätte…

      Die lange Reise

      Gegen fünf Uhr Bordzeit begann der Schiffscomputer

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