Mausetot. Hermann Schunder

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Mausetot - Hermann Schunder Kommissar Joseph Wolf klärt ungewöhnliche Fälle

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Ansatz vorprogrammiert. Hilflos stocherte er sprichwörtlich im Nebel, irrte von einem Regal zum nächsten, konnte das Gesuchte aber nicht finden. Kleinlaut stand er nach einigen Minuten vor Maria Meister und bat die Sekretärin um Hilfe. Ein leichtes Hochziehen einer Augenbraue von Maria verbesserte seine Erfolgschancen nicht wesentlich.

      „Hier, ist doch ganz einfach! Regal 4 obere Reihe links!“ Ein schmales Kuvert kam zum Vorschein. Joseph konnte seine Verlegenheit nicht recht verbergen. Hatte er doch genau vor dem vermerkten Lagerort des gesuchten Objekts wie der Ochs vorm Berg gestanden. Blamabel, als die Sekretärin noch einen drauf setzte:

      „Zählen kannst du aber schon. Ist doch nicht so schwer, da reicht eine Hand!“

      Joseph wusste nicht, ob die leichte Verärgerung in Maria`s Gesicht ein Zeichen echter Missbilligung andeutete oder ob sie das alles nur spielte. Er entschied sich für Letzteres.

      Wie erwartet der dünne Aktenordner gab nicht viel her. Der Vermerk Komapatient weckte sein Interesse. Also fragte er bei einem seiner Kollegen nach. Er wollte sich im in Krankenhaus nach Sebastian Steinmann erkundigen. Mit der Antwort konnte er zuerst nichts anfangen.

      „Hauptfriedhof, Stadtmitte, genaue Adresse hab ich vergessen.“

      Ein Lachen unterdrückte er im letzten Moment, als er den verdutzten Gesichtsausdruck des „Neuen auf dem Revier“ wahrnahm. Der eingehende Notruf rettete den Kollegen aus der misslichen Lage.

      Dann wurde er stutzig. Aufmerksam betrachtete er die sichergestellten Gegenstände aus dem Unfallauto. Ein Handy und ein Bündel Zehn-Euro-Scheine mit Banderole.

      Nichts Ungewöhnliches bis auf die Geldscheine. Warum hatte Steinmann die bei sich? Könnte sich um ein Geschenk handeln, Weihnachten stand schließlich vor der Tür. Von solchen Liebesgaben unter dem Christbaum hatte er schon gehört.

      Der Schnellhefter füllte sich mit den recherchierten Ergebnissen zum Vorgang Steinmann. Joseph Wolf arbeitete planmäßig. Tatorte von Gewaltverbrechen entbehrten einer gewissen Romantik. Aber der ausgedruckte Presseartikel über den Unfall im Wald mit dem demolierten BMW, das war schon ein makabrer Anblick. Ein schwarz-weiß Foto zeigte das ganze Ausmaß des Totalschadens.

      Dem Betrachter suggerierte die Aufnahme die ungeheure Wucht des Aufpralls des Mittelklassewagens auf den Anhänger eines abgestellten Holzlasters. Unwirklich, diese Lichtreflexe, es schien, als sei die Szenerie fachmännisch ausgeleuchtet worden. Der Fotograf verstand sein Handwerk, hatte offensichtlich einen Sinn für das Wesentliche.

      Moment, Joseph Wolf blätterte zurück zum Unfallbericht. Der Notruf erreichte die Zentrale am Samstag exakt um 6 Uhr 10. Von einem Bäcker auf Verkaufstour stammte die Meldung. Soweit alles klar. Nur warum wurde über den Unfall bereits in der Samstagausgabe der Lokalzeitung berichtet? Irgendetwas stimmte da nicht, passte nicht zusammen.

      Nach einem Telefonat mit der Rheinpfalz Druckerei in Ludwigshafen stand für ihn fest, dass der Unfallzeitpunkt früher als 6 Uhr 10 gewesen sein musste. Wenn das stimmte, dann wäre ein unbekannter Zeuge oder gar Beteiligter vorher am Unfallort gewesen. Da käme unterlassene Hilfeleistung in Betracht.Irre, wenn das zusammen passt. Wahnsinn.

      Kapitel 3

      Ausgerechnet heute wollte ihn sein Vorgesetzter sprechen. Ungünstiger konnte der Zeitpunkt nicht sein. Aber egal. Joseph hatte keine Wahl. Gestern war es spät geworden. Ein Schnaps zum Abschluss, und dann noch einer.

      Die Treppe hoch, gut für seinem angeschlagenen Kreislauf. Mit tiefen Atemzügen pumpte er frische Luft in seine Lungen. Einen kurzen Moment hielt er den Odem an und ließ die Atemluft langsam wieder ausströmen.

      Ohne sich umzusehen schlingerte Joseph Wolf nach der Treppe links den Gang entlang. Ein flüchtiger Blick auf das Türschild. Die Bürotür stand offen. Er wurde bereits erwartet. Zu seiner Überraschung erhob sich eine elegant gekleidete Frau von ihrem Stuhl am Besprechungstisch. Sie kam einen Schritt in seine Richtung und reichte ihm die Hand zur Begrüßung.

      „Herr Wolf?“

      Er bejahte knapp und fügte hinzu

      „Sie wollten mich sprechen?“

      Joseph setzte sich in einen der ihm mit einer leichten Handbewegung angewiesenen Stühle und lächelte verlegen. Komisch, seine Chefin war eine Frau. Damit hatte er nicht gerechnet. Allerdings schalt er sich einen Trottel, hätte er auf dem Namensschild an der Bürotür leicht erkennen können, wenn er nur einen Augenblick aufmerksam hingeschaut hätte. Nicht Hildebrand stand dort angeschrieben, sondern Hilde Brand.

      Auf dem Tisch lag ein Aktenordner, offensichtlich seine Personalunterlagen. Das Gespräch begann mit der Aufforderung, er möge kurz berichten, womit er sich auf der Dienststelle gerade beschäftige. Kein Problem. Joseph erzählte von seiner Aufgabe eine Dokumentation über den schweren Verkehrsunfall kurz vor Weihnachten zusammenzustellen.

      Vielleicht unterlief ihm ein Fehler? In seinem Eifer fügte er gegen Ende seines knappen Berichts noch an, er sei da auf einige Ungereimtheiten gestoßen. Noch sei er sich nicht ganz sicher, aber er glaube, einem Verbrechen auf die Spur gekommen zu sein. Die übers Eck sitzende Frau wurde hellhörig bei den Worten, die sie da hörte. Entspannt setzte sie sich bequem in ihrem Stuhl zurecht und schlug die Beine übereinander.

      Exakt in diesem Moment kam sich Joseph Wolf vor wie ein Boxer, der einem harten Körpertreffen einfängt. In der Tür sah er eine zweite Person stehen. Irritiert starrte er in Richtung der dort wartenden Frau. Seine Rede stockte. Der begonnene Satz blieb auf halbem Wege in seinem geöffneten Mund stecken. Eine Fata Morgana?

      Spielte ihm sein Gehirn einen Streich. Das konnte es doch nicht geben. Sein Blick schwirrte von der bei ihm am Tisch sitzenden Frau zu der in der Tür am Eingang des Büros verharrenden zweiten Person. Immer hin und her.

      Die unerklärliche Gedankenspiegelung in seinem Kopf brachte ihn völlig aus dem Tritt. Die Ursache seiner Verwirrung dürfte im gestrigen Abend begründet sein. Er schickte ein Stoßgebet zum Himmel und schwor nie wieder ein Glas Alkohol anzurühren. Ein Meineid wie sich schon kurze Zeit später herausstellte. Eine oder zwei Frauen? Konnte er seinen Augen noch trauen?

      Aber diese frappierende Ähnlichkeit in der Erscheinung, das konnte doch nicht sein. Blonde lange Haare, schlank, die Gesichtszüge identisch. Ein Trugbild. Bei genauerem Hinsehen glaubte er doch einen feinen Unterschied erkennen zu können. Zwischen beiden Frauen, meinte er, dürfte ein Altersunterschied von vier maximal fünf Jahren liegen. Zwei Personen, gleiche Erscheinung auf den ersten Blick identisch wie ein Klon. Er traute seinen Augen nicht, zumindest nach den gestrigen Eskapaden hielt er alles für möglich.

      Die jüngere der beiden Frauen trat näher. Joseph Wolf stand verlegen auf, versuchte ein neutrales Gesicht auf sein verdutztes Antlitz zu zaubern. Dies gelang ihm offensichtlich nicht so wie beabsichtigt.

      „Bleiben Sie doch sitzen, Herr Wolf, ich sehe, sie haben sich schon bekannt gemacht.“

      Diese Worte verwirrten ihn vollends. Die Software in seinem Gehirn blockierte die logischen Gedanken. Das Denkvermögen schien unwiderruflich dahin.

      „Oh, verzeihen Sie Herr Wolf, darf ich vorstellen, das ist meine Schwester Judith. Sie ist Staatsanwältin in Trier. Ich bin Hilde Brand. Wir werden immer verwechselt, ihnen ist es ja genau so ergangen.

      Das

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