I Ging. Andrea Seidl
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу I Ging - Andrea Seidl страница 36
Warten auf dem Anger.
Fördernd ist es im Dauernden zu bleiben.
Kein Makel.
Ungewisse Vorahnungen
Was auch immer da auf uns zukommt, noch liegt es in weiter Ferne. Die Umstände sind zurzeit unkompliziert, wir fühlen uns stark und handlungsfähig - alles ist eigentlich wie immer. Dennoch ahnen wir vage, dass sich eine nicht abschätzbare dunkle Wolke nähert. Wenn wir uns jetzt auf Fantasien einlassen, könnte uns das sinnlos verunsichern. Wir wissen ja noch gar nichts, und es wäre sehr unklug, gegen etwas anzugehen, was nicht zu greifen ist. Die bessere Option lautet, entspannt und in voller Bewegungsfreiheit abzuwarten. Wir dürfen unseren alltäglichen Rhythmus solange beibehalten, bis zur gegebenen Zeit dann Größeres ansteht.
Mach dich nicht verrückt, auch wenn etwas Ungewisses in der Luft liegt - noch musst du dich damit nicht befassen. Jedes voreilige Eingreifen vergeudet Kraft, die später noch gebraucht wird. Was jetzt geschieht, hat seine eigene unberechenbare Dynamik. Wenn du aber wartest und aufmerksam den Lauf der Dinge studierst, kommst du in Kontakt mit deiner Intuition und deinen natürlichen Instinkten – und das gibt dir Sicherheit von innen.
Tiefendynamik
In diesem Moment befinden wir uns an einem Scheideweg, der uns mehrere Richtungen anbietet. Aus Angst, die falsche Wahl zu treffen, verkrampfen wir uns. Dabei ist es im Grunde völlig gleichgültig, wofür wir uns entscheiden, solange wir nur aufrichtig sind. Die Frage nach dem „richtigen“ oder vorteilhaften Weg ist eine typische Ego-Frage. Nur das Ego hat den Wunsch, die Zukunft zu kontrollieren, nur das Ego befürchtet ständig, wir könnten einen Fehler machen. Wir sollten wir uns besser nach der richtigen Haltung fragen, um im Einklang mit dem Kosmos zu bleiben. Darüber hinaus sollen und dürfen wir unbesorgt weiterleben, das ist sogar die Voraussetzung dafür, dass sich der Weg klar zeigen kann.
Wenn wir jetzt unserem inneren Dialog lauschen, kann manches klarer werden. Unsere unheilsamen Einstellungen offenbaren sich in destruktiven Kommentaren wie: Was glaubst du, wer du bist? / Du bist verrückt, niemand hat das je so gemacht / Eines Tages wirst du es bereuen / Du musst vorsorgen, sonst wächst dir alles über den Kopf …
Wandellinie 2
Warten auf dem Sand.
Es gibt ein wenig Gerede. Das Ende bringt Heil.
Erste Spannungen
In diesem Bild warten wir am Strand, an der Grenze zum großen Wasser. Noch ruhen wir in uns, unverkrampft, aber entschlossen. Doch allmählich wird es ungemütlich - so als würden wir von einer ans Ufer schwappenden Welle nassgespritzt. Wir sind durchaus willens, größere Herausforderungen anzunehmen – eine Entscheidung, die zwar stressanfällig, aber dennoch positiv zu bewerten ist. In unserem (inneren) Umfeld erregt unsere unpopuläre Risikobereitschaft dagegen Missgunst und Unverständnis. Es wird geredet - Klatsch, abschätzige Kommentare, Kritik, Zweifel, Schuldzuweisungen... Diese subtilen Anfeindungen steigern zwar unsere Nervosität und Verwirrung, doch ihnen zum Trotz wird sich unsere Haltung als richtig erweisen.
Lass dich jetzt nicht aus der Ruhe bringen und verschwende deine Energie nicht dabei, dich gegen die Vorstellungen anderer zu verwahren. Gehaltlose Diskussionen bringen niemanden weiter. Du kannst nicht erwarten, dass jeder deine Pläne versteht. Die Welle der (inneren) Kritik wird sich wieder legen. Je gelassener du bleibst, umso besser werden die Dinge laufen. Bleib wo du bist und folge der Stimme der Vernunft. Nach einigen klärenden Gesprächen sieht die Welt wieder freundlicher aus.
Tiefendynamik
Manchmal malen wir uns aus, welche Folgen es hätte, wenn wir unseren eigenen Weg gingen, egal was andere davon halten. Bei dieser Vorstellung formen sich alte Kindheitsängste zu Schreckensbildern: Wir reden uns ein, wir müssten schon im Voraus wissen, was geschehen wird, damit keine Katastrophe eintritt. Unsere Befürchtungen werden weiter angeheizt durch das Gerede anderer, die von ihren eigenen schlechten Erfahrungen ausgehen. Deshalb ist es jetzt umso wichtiger, dass wir bei uns bleiben und dem Druck von außen standhalten.
Wandellinie 3
Warten im Schlamm
bewirkt das Kommen des Feindes.
Die Geister, die ich rief…
Hier sind wir der Herausforderung (dem großen Wasser) nochmals näher gekommen. Obwohl wir uns in einer äußerst ungünstigen Übergangssituation befinden, gebärden wir uns stark und entschlossen. Doch unter den gegebenen Umständen könnten wir uns leicht überschätzen und vorzeitig Risiken heraufbeschwören. Vor allem, wenn Ungeduld oder Panik aufkommen, besteht die Gefahr, dass wir einen unzeitgemäßen Anlauf nehmen, um das große Wasser zu überqueren. Doch wer so kopflos ist, wird auf halbem Weg im Uferschlamm stecken bleiben, wo er Angriffen wehrlos ausgeliefert ist. Auf so eine Gelegenheit lauern unsere (inneren) Feinde nur, um die Lage für sich zu nützen. Jetzt müssen wir auf der Hut sein vor Selbstzweifeln - sie unterminieren unsere Bewältigungskräfte!
Du kannst nicht auf Dauer in einer schier unerträglichen Spannung ausharren. Aber du darfst genauso wenig zu früh loslegen, sonst richtet sich deine leidenschaftliche Anstrengung noch gegen dich selbst. Wenn du dich vor Schaden bewahren willst, dann unternimm keine voreiligen Schritte und leite einen sorgsam überlegten Stellungswechsel ein.
Tiefendynamik
In einer ausweglosen Lage reagieren wir oft wie gelähmt. Parallel läuft in unserem Kopf eine Schallplatte mit Sprung, die stereotyp wiederholt: „Ich weiß keine Lösung. Was soll ich nur tun?“ Unseren Glaubenssätzen zufolge liegt ja alles an uns und es gibt niemanden, der uns helfen könnte. Wir laden uns selbst eine übergroße Verantwortung auf, während wir Gott und den Kosmos in unserem „Masterplan“ ignorieren. Wenn wir genau hinhorchen, werden wir feststellen, dass unser Denken momentan von den unscheinbaren Wörtchen „immer“ oder „nie“ durchsetzt ist, die die leidige Situation in fataler Weise festschreiben.
Wandellinie 4
Warten im Blut.
Heraus aus dem Loch.
Flucht nach vorn
In diesem Moment sind wir in ernster Gefahr: Wir sitzen kraftlos, abgeschnitten und angeschlagen in einer tiefen Grube. Diese Falle haben wir uns selbst gegraben, weil wir die Unsicherheit des Wartens nicht ertragen konnten. Wir haben uns vor unserem eigenen Schmerz in ein Loch verkrochen, als könnten wir so unsere weichen, verletzlichen Seiten aus der Welt verbannen. Wenn diese wunden Anteile nach Heilung drängen, dann mischt sich in uns ein hochemotionales Gebräu aus brennender Ungeduld und hemmender Angst, aus sehnlichen Wünschen und rigiden Abwehrmechanismen. Bei diesem Annäherungs-Vermeidungs-Konflikt verselbständigt sich das Denken und drängt uns nervös, etwas zu tun, und das obwohl wir unsere Mitte gar nicht spüren, obwohl der Kopf leer und völlig unkreativ ist. Es hilft alles nichts: Wir müssen die Situation noch näher herankommen lassen, wir müssen die Spannung noch eine Weile aushalten. Wildes Umherschlagen macht die Dinge höchstens schlimmer.