I Ging. Andrea Seidl

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I Ging - Andrea Seidl

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dass nichts Gutes dabei herauskäme.

      In dieser Situation tritt ein Perspektivenwechsel ein: wir registrieren unsere zementierten Glaubenssätze und Vorurteile und beginnen uns davon zu lösen. Obwohl unsere Einsichten nicht eben angenehm sind, lassen sie uns doch endlich wieder zur Ruhe kommen.

       Lass locker, gib deine streitbaren Absichten und dein provozierendes Wesen auf. Statt deinen emotionalen Aufruhr weiter mit schlimmen Geschichten zu füttern, solltest du lieber nach innen schauen. Es ist Zeit, einzulenken und dich mit der Situation auszusöhnen.

      Tiefendynamik

      Vor allem zwei Gedankenkonstrukte geben wiederholt Anlass zum Streit: das in unserer Kultur verankerte Eigentumskonzept und die Überzeugung, wir besäßen irgendwelche Rechte. Allerdings sieht die universelle Ordnung diesbezüglich ganz anders aus als die der Gesellschaft: Aus kosmischer Sicht ist alles, was zu uns kommt, ein reines Geschenk, das dazu beitragen möchte, dass wir den einzigartigen Zweck unseres Daseins erfüllen. Der Anspruch, diese Gaben verdient zu haben oder nach eigenem Gutdünken darüber verfügen zu können, ist eine Erfindung des Ego, das die Menschen als getrennte Konkurrenten betrachtet.

      Da wir hier deutlich spüren, dass unsere Empörung uns selbst nicht gut tut, dass sie uns von der Fülle des Kosmos trennt, lassen wir uns beschwichtigen und schlagen einen versöhnlicheren Ton an.

      Wandellinie 5

06.tif

      Streiten vor ihm bringt erhabenes Heil.

      Salomonisches Urteil

      Diese Linie zeigt den überlegenen Friedensrichter, der die Fähigkeit besitzt, unparteiisch und gerecht zu urteilen, da er nicht nur äußere, sondern auch innere Zusammenhänge berücksichtigt. Weil er selbst nicht in die Sache involviert ist, hat er genug Abstand, um zu sehen, worum es wirklich geht. So verfügt er über die nötige Autorität, um im Namen der höheren Wahrheit Recht zu sprechen und die Lage ruhig und sachlich zu schlichten.

      Wenn wir den ehrlichen Wunsch haben, die Dinge in Ordnung zu bringen, ist jetzt der entscheidende Moment, um unser Problem an kompetenter Stelle vorzubringen:

      Im Fall äußerer Streitigkeiten können wir einen kundigen Schiedsrichter oder Mediator zurate ziehen, der die strittigen Aspekte objektiv beleuchtet und aus höherer Warte beurteilt. Unter diesen Umständen besteht gute Aussicht, die Meinungsverschiedenheiten so gründlich auszuräumen, dass keine Ressentiments zurückbeiben.

      Vielleicht brauchen wir aber auch gar keine Unterstützung von außen, sondern können die Sache mit uns selbst austragen. Seelische Konfliktstoffe gehören in die Obhut unseres inneren Meisters, des großen Mannes. Er wird eine Entscheidung treffen, die unserer Gesamtpersönlichkeit gerecht wird und deshalb auch von allen streitenden Anteilen anerkannt wird.

       Du spürst, dass eine ruhige, vertrauenswürdige Stimme in dir zu einem Urteil gekommen ist. So wird eine Einigung möglich, die den Weg für eine Wiederannäherung ebnet.

      Tiefendynamik

      Manchmal sind wir zwischen zwei Alternativen gefangen, die beide vernünftig scheinen und doch beide in die Irre führen. Wir könnten uns etwa fragen, ob wir besser kämpfen oder klein beigeben sollen. Dabei liegt die Lösung an einer ganz anderen Stelle, die aber nur von höherer Warte erkannt werden kann. Damit ist der Moment gekommen, um unseren Konflikt an den Kosmos zu übergeben und den Blick völlig davon abzuwenden. Solange wir uns noch damit aufhalten, zu argumentieren und zu rechten, können wir nicht verstehen, was das Orakel uns sagen will. Streit macht uns blind für Antworten, die seinen Rahmen überschreiten!

      Wandellinie 6

06.tif

      Wenn einem etwa auch ein Ledergürtel verliehen wird,

      am Ende eines Morgens wird er ihm dreimal entrissen.

      Ewig hadern

      Hier könnten wir das Streiten zu weit treiben! Der Linientext entwirft das Bild einer (inneren) Person, die anmaßend ihre Macht demonstriert, während sie sich zugleich gegen neue Erfahrungen sperrt und damit den Kontakt zur Wahrheit verliert. Eigentlich geht es ihr schon lange nicht mehr um die Sache, sondern nur noch darum, Recht zu bekommen. Die Streiterei soll ihrem Status Geltung verschaffen. Im Grunde steht der ganze Aufstand in keinem Verhältnis zum Ergebnis. Doch da dieser Sturkopf das nicht einsehen will, rückt er keinen Zentimeter von seinem Standpunkt ab. Er zieht den Streit bis zum bitteren Ende durch - und triumphiert auch schließlich über seinen Kontrahenten... Allerdings hinterlässt diese Art von Selbstbehauptung einen üblen Nachgeschmack, weil sie auf hässliche und unfaire Mittel zurückgeht, auf verbales Machtgebaren, Überrumpelung oder emotionale Erpressung. Solche Siege bringen weder Frieden noch Freude, sondern lösen nur eine Kette von weiteren Zwistigkeiten, Racheakten und Ressentiments aus. Selbst die erste Genugtuung währt nur kurz: Was wir durch Gewalt erringen, wird uns durch Gewalt wieder entrissen. Wir werden immer neu herausgefordert, so dass ein aufreibender Streit ohne Ende herauskommt.

       Du hast dich in der wesentlichen Frage durchgesetzt – und wirst trotzdem nichts davon haben. Ein Erfolg beweist ja noch lange nicht, dass du auch im Recht bist. Sei ehrlich: Hast du den Konflikt bereinigt oder hast du ihn letztlich verschärft? Spür nach und lass dir von deinen tiefen Gefühlen den Weg weisen. Eigentlich bist du des Kämpfens doch so müde. Was du brauchst, sind Klarheit und Einsicht, um Sieg und Niederlage geht es gar nicht!

      Tiefendynamik

      Immer wenn wir im Streit bis zum Letzten gehen, wird unser scheinbarer Erfolg dreifach zunichte, weil wir nämlich das Einzige verlieren, was wirklich Wert hat - unsere Würde, unseren inneren Frieden und die Verbindung zum Tao. Stattdessen setzen wir eine Kette von Projektionen in Gang und lösen einen unseligen Krieg auf der inneren oder äußeren Ebene aus. Wir müssen uns ernsthaft fragen lassen, was für uns mehr zählt: Recht zu haben oder glücklich zu sein?

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      Das Heer

      Führung

      Schlüsselbegriffe

      Schlagfähigkeit / Kampfgeist / Mut / Nachdruck / organisieren / Zweckverband / Herausforderung annehmen / Leistungskraft / Ehre / loyal / Verantwortungsbewusstsein / Fassung / Krieger / Strategie / schützen / Manager / General / eine Sache durchfechten / mobilisieren / rekrutieren / Feldzug / Dienstweg / die Kunst der Menschenführung / Überzeugungskraft …

      Dieser Moment fordert uns auf, entschlossen ins Feld zu ziehen und uns mit strategischer Intelligenz für unser Anliegen einzusetzen. Das setzt einen starken Willen, Ausdauer und persönliche Integrität voraus. Ist dieser Feldzug klar strukturiert und getragen von einer hohen Moral sowie einem berechtigten Anliegen, stehen unsere Chancen gut. Allerdings wird es einigen Aufwand kosten, das angestrebte Ziel zu erreichen. Schon im Vorfeld müssen persönliche Schwachstellen analysiert und ausgeräumt werden. Dann muss sich eine straffe Organisation noch um das kleinste Detail kümmern. Und vor allem darf es keinerlei Missverständnisse und Diskussionen über Autoritäten und Kompetenzen geben.

      Naturbild

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