I Ging. Andrea Seidl
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so gibt es ein kleines Gerede.
Am Ende kommt Heil.
Schwamm drüber
An dieser Stelle liegt ein erster Anreiz zum Streiten in der Luft. Unser inneres Rumoren stößt uns mit der Nase darauf, dass etwas nicht stimmt. Vielleicht zweifeln wir ja an unseren eigenen Argumenten und wirken deshalb nicht so glaubwürdig, wie wir möchten. Diese untergründige Unruhe muss bewusst erforscht werden, damit sie nicht zu einem gefährlichen Stolperstein wird. Wir sollten jetzt jeden Streit vermeiden oder ihn möglichst schnell ad acta legen. Wir dürfen uns nicht von kleinlichen Sticheleien aufbringen lassen. Und selbst wenn bereits scharfe Worte gefallen sind, sollten wir die Angelegenheit möglichst rasch bereinigen. Sollten wir uns dagegen auf eine Auseinandersetzung einlassen, würden sich die Dinge destruktiv aufschaukeln - und wir könnten unser Gesicht verlieren.
Hier stehen wir häufig jemandem gegenüber, der sich selbstbewusst aufbläht und damit unsere eigenen Minderwertigkeitsgefühle zum Klingen bringt – das reizt uns kompensatorisch zum Streiten. Allerdings stehen die Chancen schlecht, dass wir uns hier behaupten können. Fakt ist, dass unser Gegner die schärferen Waffen besitzt - wir sollten es also lieber nicht zu einer Eskalation kommen lassen.
Du kannst dieses Konfliktfeld verlassen, wenn du zuerst einmal in dir selbst für Klärung sorgst. Sobald du deinen Selbsttäuschungen auf die Spur kommst, wirst du auch nach außen eine neue Position finden. Überwinde deinen Ärger und deinen (gekränkten) Stolz und öffne dich für Kompromisse. Am besten ziehst du einen Strich unter die Sache.
Tiefendynamik
Überzogene Ansprüche machen uns das Leben schwer. Trotzdem meinen wir zuweilen, alles drehe sich um uns, wir hätten besondere Rechte und an unseren Problemen sei natürlich ein anderer schuld. Dabei sind wir es selbst, die im Kampf mit der Wirklichkeit liegen. Wir glauben, wir wüssten, wie die Dinge sein sollten, und merken gar nicht, wie sehr unsere Arroganz der Harmonie mit dem Tao im Weg steht. Wenn wir den inneren Konflikt beilegen wollen, müssen wir dem Ego deutliche Grenzen setzen, auch wenn es immer weiter diskutieren möchte.
Wandellinie 2
Man kann nicht streiten, kehrt heim und weicht aus.
Die Menschen seiner Stadt, dreihundert Häuser,
bleiben frei von Schuld.
Der Klügere gibt nach
In dieser Situation brauchen wir sowohl Standvermögen wie auch Beweglichkeit, da wir es mit einem stärkeren Gegenspieler zu tun haben. Von einer schmalen Basis von nur dreihundert Häusern aus kämpft hier der Sohn (Wasser) gegen den übermächtigen Vater (Himmel).
Wir hätten zwar gute Lust, uns mit diesem Gegner anzulegen, realisieren allerdings durchaus, dass wir in dem ungleichen Kampf den Kürzeren ziehen würden. Wir sind eindeutig im Nachteil, weil weder unsere Argumente, noch unsere Motive stark genug sind. Ließen wir uns auf einen Streit ein, müssten wir mit üblen Folgen rechnen. In der Auseinandersetzung mit einem überlegenen Widersacher ist es am vernünftigsten, rechtzeitig einen Rückzieher zu machen. Auf diese Weise wird unser Umfeld wenigstens nicht unschuldig in den Konflikt hineingezogen und den Menschen, die zu uns gehören, bleiben peinliche Unannehmlichkeiten erspart.
Hör lieber auf, hier dagegenzuhalten. Du wirst weder durch Argumente noch durch Anschuldigungen oder Drohungen gewinnen. Zieh dich lieber unauffällig zurück und weiche aus auf ein Terrain, das nicht vom Virus des Streits verseucht ist. Da stehen dir die Türen offen.
Tiefendynamik
Wer versucht, seine Anliegen im Streit voranzutreiben, kann keinen Erfolg haben, da er nicht im Einklang mit dem Kosmos ist. Solange wir nach draußen schauen und unseren Willen auf die anderen richten, hat die Wahrheit keine Chance. Bremsen wir uns aber erst einmal und besinnen uns auf innere Harmonie, wird das Problem bald seine Dringlichkeit verlieren.
Wandellinie 3
Von alter Tugend sich nähren, gibt Beharrlichkeit.
Gefahr, am Ende kommt Heil.
Folgst du etwa eines Königs Diensten, so suche nicht Werke.
Selbstwertschätzung
Diese Person ist in einem aufrichtigen Prozess zu wertvollen Erkenntnissen gekommen, die ihr sehr am Herzen liegen, mit denen sie aber ganz unvorhergesehen auf Widerstand stößt. So flammt ein heftiger Disput auf, der sie dermaßen in die Enge treibt, dass sie ihr Gleichgewicht verliert und in einprogrammierte Automatismen verfällt. Eine emotionale Eigendynamik dieser Art lässt immer auf eine alte und früh eingewurzelte Problematik schließen.
Wir stehen hier vor dem schmerzhaften Dilemma, dass wir mit einem Auftrag von höherer Stelle betraut sind (von einem Vorgesetzten, von unserer Seele) und nun damit zurechtkommen müssen, dass wir nicht in der Lage sind, ihn überzeugend weiterzuvermitteln und auszuführen. Ganz offensichtlich finden wir damit in der Außenwelt weder Anklang noch Verständnis. Obwohl wir uns absolut im Recht fühlen, fehlt uns die Kraft, uns durchzusetzen. Deshalb neigen wir dazu, unseren Unmut hinunterzuschlucken und stur auf unserem Standpunkt zu beharren, was aber nicht ungefährlich ist. Statt nach Überlegenheit zu streben, sollten wir die Situation lieber sachlich klären, damit sich unser brütender Groll auflösen kann.
nMomentan ist es klüger, zurückzustecken, statt um Erfolg oder Zustimmung zu ringen. Mach dich von niemandem abhängig! Es lohnt sich nicht, einen stärkeren Gegner herauszufordern. Niemand kann dir deine Einsichten absprechen, doch ob er dir dafür Anerkennung schenkt, ist seine Sache. Letztlich zählt jetzt vor allem, dass du an dich glaubst.
Tiefendynamik
Statt uns selbst treu zu sein, verfallen wir immer wieder in eine falsche Treue zu den Werten der Mehrheit und zum kollektiven Wirklichkeitsmodell. Solche fehlgeleiteten Loyalitäten ziehen zwangsläufig Unheil an. Sie dienen nicht unserem höheren Wohl, sondern machen uns zu Sklaven der öffentlichen Meinung. Wir sollten jetzt ernsthaft überprüfen, wie wichtig es uns ist, was andere über uns denken. Erfolg, Status und Anerkennung verführen uns allzu leicht, unsere Seele zu verkaufen für die falschen Silberlinge eines schmeichelhaften Selbstbildes. Vielleicht identifizieren wir uns ja gerade mit so einem ehrenwerten Image, wie: Ich bin ein anständiger und großherziger Mensch / Ich bin klug und kompetent / Ich besitze spirituelle Reife / ich bin selbstlos und hilfsbereit…
Wandellinie 4
Man kann nicht streiten, kehrt um und fügt sich dem Geschick,
ändert sich und findet Frieden in Beharrlichkeit. Heil!
Der größte Sieg ist der über sich selbst
Wenn wir mit uns selbst im Clinch sind, neigen wir oft dazu, einen Streit anzufangen, damit uns wieder leichter wird. Es reizt uns, Gift zu verspritzen, an anderen herumzunörgeln und sie schlecht zu machen, um uns selbst moralisch aufzurichten oder uns vor anderen ins rechte Licht zu rücken. Da wir gerade in der stärkeren Position sind, könnten wir unseren Gegner tatsächlich problemlos an die Wand drücken. Allerdings verspüren wir Skrupel, die sich nicht zum