Das Tagebuch des Schattenwolfprinzen. Billy Remie
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Читать онлайн книгу Das Tagebuch des Schattenwolfprinzen - Billy Remie страница 13
Erst jetzt fiel mir der halbnackte Mann auf, der mit Ketten an den Armen schlaff neben uns von der Decke baumelte. Er hatte hellbraunes, seidenglattes Haar, das ihm fast bis zur schmalen Hüfte reichte. Es handelte sich um keinen Menschen, es war ein Elkanasai.
Neugierig runzelte ich meine Stirn.
Der spitzohrige Mann setzte sich auf den Stuhl des ehemaligen Jarls, den er gestürzt hatte. Neben ihm stand ein junges Mädchen, ich schätzte sie auf etwa siebzehn, vielleicht auch achtzehn, Sommer. Sie hatte dickes, dunkles Haar und eine dunkle Hautfarbe. Es durchzuckte mich wie einen Blitz bei der Betrachtung der Farbe ihrer Haut.
Ihr zierlicher Körper steckte in einem – für diese Temperaturen – viel zu knappen Gewand aus Leinenstoff, um ihren schmalen Hals lag ein dicker Eisenring der mit einer Eisenkette an der Wand hinter ihr befestigt war.
Elkanasai kamen nie ohne Sklaven, stellte ich fest.
Woher sie wohl stammte?, fragte ich mich, während ich mir die Farbe ihrer Haut ansah, die mich an das Leder meiner Rüstung erinnerte ... und an meine Mutter. Sie stammte jedenfalls nicht aus Carapuhr oder Elkanasai. Vielleicht aus der Wüste Nohvas oder aus Zadest, wo meine Mutter auch herstammte.
»Söldner, sagt Ihr?« Der Unterton in der Stimme des Spitzohrs gefiel mir ganz und gar nicht.
»Ja«, gab ich betont freundlich zurück.
Das Spitzohr schüttelte den Kopf. »Aber Ihr seid kein einfacher Söldner.«
»Bin ich nicht?« Ich zog meine blonden Augenbrauen hoch, dann sah ich an mir herab und zuckte mit den Achseln. »Ich sehe doch aus wie ein einfacher Söldner.«
»Haltet mich nicht für dumm«, gab der Elkanasai barsch zurück.
Derricks Hand wanderte bereits zu seinem Schwert, ich konnte die Bewegung im Rücken spüren.
»Das tue ich nicht«, warf ich ein.
– Natürlich hielt ich ihn für dumm. Er hatte mich passieren lassen, also war er dumm.
»Ihr seht aus wie ein einfacher Söldner«, stimmte das Spitzohr zu. Doch er grinste und wies mich daraufhin: »Aber ihr gebt Euch nicht wie einer.«
Meine Gesichtszüge wurden hart.
»Wie Ihr sprecht, wie Ihr Euch bewegt ...« Der Elkanasai wedelte mit seiner schmalen Hand in meine Richtung. »Man sieht Euch an, Ihr seid hochgeboren.«
Ich spuckte aus, direkt auf den Boden seiner hübschen, neuen Residenz. Zu gerne wäre ich nach vorne gestürmt und hätte ihn mit meiner Klinge durchbohrt. Ich wollte zusehen, wie sich seine weiße Tunika mit den goldenen Verzierungen durch sein Blut rot färbte.
Aber es war mein Fehler, dass er mich durchschaut hatte. Ich konnte aussehen wie ein Straßenköter, aber ich konnte meine angelernten adeligen Attitüden einfach nicht ablegen.
Ich begann, gezwungen zu lächeln. »Ich lief vor zehn Jahren von Zuhause fort.«
Der Elkanasai runzelte die Stirn. »Vor zehn Jahren? Wie alt seid Ihr?«
»Ich bin neunzehn Jahre jung«, erklärte ich geradeheraus, mein Lächeln wurde breiter. »Ich war neun, als ich fortlief.«
Mit verengten Augen wurde ich betrachtet und konnte spüren, wie es in dem Kopf meines Gegners ratterte. Wie es arbeitete.
»Wie ist Euer Name?«, fragte er mich.
Ich zuckte mit den Achseln.
»Wollt Ihr hängen?«, fragte der Elkanasai mit gefährlichem Unterton in der ansonsten samtweichen Stimme. »Verratet mir Euren Namen, oder sterbt.«
»Ihr wollt mich grundlos aufknüpfen?«, fragte ich teils amüsiert, teils spöttisch.
»Ihr verweigert Befehle.«
Erneut zuckte ich mit den Achseln. »Und wenn schon? Ich muss Euren Worten keine Folge leisten.«
Bedrohlich erhob sich der Elkanasai aus seinem Stuhl. »Ich vertrete die Gesetze des Kaisers von Elkanasai, Ihr habt zutun, was ich Euch-«
»Ja, ja. Schon gut.« Ich winkte ihn ab und drehte mich zu dem, von der Decke hängenden, gefolterten Mann. »Wer ist das, frage ich mich.«
Während ich unbeirrt zu dem Gefoltertem ging, zogen meine Männer ihre Waffen und übernahmen die Kontrolle.
Ich hörte Speere zu Boden fallen und erschrockenes Einatmen. Keiner wurde getötet, aber die Elkanasaisoldaten befanden sich schnell in der Gewalt meiner Männer.
»Ihr wagt es ...« Der Elkanasai brach sein wütendes Schreien ab, als Derrick mit der Armbrust auf ihn zielte.
Ich umrundete den schlaffen Körper des gefolterten Mannes und betrachtete ihn wie ein Fleischer ein Stück Fleisch betrachtete. Er war gut gebaut, trotz seiner schmalen Erscheinung. Unter der hellen Haut sah ich feste Muskelstränge, sein Rücken war breit.
Ich zog meinen Dolch und legte ihn unter das Kinn des Gefolterten, um sein Gesicht anzuheben.
Er hatte eine blutige Lippe und es blutete aus seiner Nase, ich glaubte, sein Wangenbein war gebrochen, es leuchtete violett.
Blaue Augen sahen mich erbost an.
»Wie ist dein Name?«
»Janek«, wurde mir geantwortet.
Mir gefiel, dass er sofort antwortete.
Ich drehte mich zu dem Elkanasai um, der von Derrick bedroht wurde, und wollte von ihm wissen: »Wieso hängt dieser Mann hier? Welchen Grund habt Ihr, einen der Euren derart zu erniedrigen?«
Es kümmerte mich nicht wirklich, ich hatte meinen eigenen Männern, wenn sie sich mit mir anlegten, schon wesentlich Schlimmeres angetan. Aber ich hatte Interesse an Janek.
Wenn ein Mann unter meinen Feinden zum Feind meiner Feinde wurde, ist dieser Mann dann mein Verbündeter?
Der Elkanasai auf dem Podest atmete geräuschvoll aus, dabei zuckten seine langen Spitzohren. Ich wollte sie ihm abschneiden und sie mir als Trophäe um den Hals hängen.
Geduldig wartete ich ab, bis er mir eine Erklärung gab.
»Janek war Soldat«, berichtete der Elkanasai schließlich. »Er verstieß wiederholt gegen Gesetze und dafür wurde er bestraft.«
»Verstehe.« Ich nickte, wollte aber wissen: »Was hat er verbrochen?«
»Er ... verweigerte Befehle und verstieß gegen Gesetze.«
»Welche Befehle?«
»Befehle, die Sklaven betreffen.« Der Elkanasai knirschte mit den Zähnen. »Er hat versucht, Gefangene zu befreien.«
Ich starrte den Elkanasai einen Augenblicklang reglos an.
Dann sagte ich: »Vielleicht habt Ihr Eure Männer einfach nicht gut erzogen, hm?«
Mit