Das Tagebuch des Schattenwolfprinzen. Billy Remie

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Das Tagebuch des Schattenwolfprinzen - Billy Remie Legenden aus Nohva 3

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taten sie alle, was Derrick sagte. Es gehörte einfach zur Hackordnung der Straße. Ich stand an der Spitze, dicht gefolgt von Derrick. Und das nicht ohne Grund. Hätte ich mir nicht durch Skrupellosigkeit den Respekt dieser Männer verdient, stünde ohne jeden Zweifel Derrick weit über mir. Allerdings war meine Position über Derrick, in der Welt aus der wir beide stammten, unanfechtbar, aber das wussten meine Brüder nicht. Für sie alle war ich nur der Namenlose und Derrick nur die verschmähte Laibwache eines niederen Lords. Beides war sowohl Lüge, als auch ein Fünkchen Wahrheit. Ich war gewissermaßen wirklich Namenlos und Derrick war wirklich eine Leibwache gewesen ...

      »Tötet ihr mich?« Die Melodie der klaren und hellen Stimme war von einem exotischen Akzent durchzogen.

      »Ihr sollte es tun«, forderte die Sklavin furchtlos. Sie hob den Blick zu mir und ihre braunen Augen sahen mir entschlossen entgegen. Kein Fehlen, kein Bitten, nur pure Entschlossenheit und eiserner Willen. »Tötet mich lieber gleich, denn ich werde mich nicht erneut von Männern benutzen lassen, die glauben, Frauen wären Objekte und keine lebenden Wesen.«

      Ich musste lächeln. Spöttisch. »Wer nicht im Stande ist, sich zu wehren, muss mit den Konsequenzen leben.«

      »Mein Bruder!«, rief Lazlo zu uns hinauf. »Lass sie mir. Als Entlohnung für die Todesfalle, in die du uns geführt hast.«

      Ich streckte einen Arm aus und löste die Ketten, die die Sklavin gefangen hielten. »Du bist frei«, sagte ich gelangweilt zu ihr. »Geh und versuch dein Glück allein. Vielleicht gerätst du erneut in die Fänge der Elkanasai, vielleicht schaffst du es ja zu einem Hafen und kannst dich auf ein Schiff schmuggeln, wo dich Piraten nach langen Monaten auf See vergewaltigen .... Oder du bleibst bei uns und genießt unseren Schutz.«

      Eine dunkle Hand griff an eine zierliche Kehle, die Sklavin rieb sich die wunden Stellen, die von dem eisernen Halsband verursacht worden waren. Sie sah mir wieder in die Augen, als sie unsicher fragte: »Wer seid Ihr?«

      Ich lächelte schief, ohne jegliches Gefühl. »Ich habe meinen Namen vor langer Zeit verloren.«

      Verwirrt runzelte sie ihre feminine Stirn.

      Ich stand auf, drehte ihr den Rücken zu und wandte mich verständnislos an Lazlo: »In eine Todesfalle geführt? Ich

      Lazlo verdrehte die Augen.

      Die Stufen wieder nach unten steigend sprach ich weiter: »Sag mir, mein Bruder, wann habe ich euch je in eine auswegslose Situation geführt?«

      Lazlo zog eine buschige Augenbraue hoch. »Andauernd!«

      »Hm.« Ich setzte einen dummen Gesichtsausdruck auf, über den Derrick schmunzelte, obwohl er wütend auf mich war.

      Fragend sah ich in die Runde. »Seltsam. Wenn ich euch je in eine Situation geführt hätte, die keinen Ausweg bot ... wie können wir dann alle hier und noch am leben sein?«

      Naiv wie er war, rief Corin: »Weil du immer einen Ausweg hattest.«

      Ich lächelte ihn an wie ein Vater ein geistig eingeschränktes Kind anlächelte, wenn es etwas richtiggemacht hatte. »Eben jene Tatsache widerspricht sich mit der Aussage von Bruder Lazlo.«

      Corin runzelte die Stirn und sah zu Boden. »Der Namenlose hat recht ... glaube ich.«

      Die restlichen Brüder nickten, während Lazlo mit den Zähnen knirschte und mich genervt anfunkelte.

      »Und wie willste uns jetzt hier rausbringen, mein Bruder?«, fragte Egid und spuckte auf den Boden. Er stand ganz hinten, direkt neben der Tür und hatte seine doppelköpfige Axt bereit über der Schulter liegen. Er würde mit einem Brüllen die ersten zehn Soldaten alleine niedermetzeln, sollten sie es wagen, hineinzukommen. Bisher hielt jedoch die Türverriegelung, die aus den Speeren der getöteten Elkanasai Soldaten bestand.

      Ich konnte ihm nicht antworten, denn ich hatte noch keine Gelegenheit, darüber nachzudenken, wie wir alle lebend aus dem Gebäude entkommen sollten.

      Ein Kampf wäre nach meinem Geschmack gewesen, und meine Brüder wären mir gefolgt, egal, wie aussichtslos es gewesen wäre. Doch ich war nicht dumm und ich wusste, wann es klüger war, sich zurückzuziehen. Überschätzung war ein häufiges Todesurteil großer Männer und eine Schwäche, die ich nicht zu meinen zählen wollte.

      Grübelnd sah ich mir das Deckengewölbe an. Es war in der Mitte hoch, doch das Satteldach reichte an den Seiten ziemlich tief. Vielleicht könnten wir ein Loch schlagen und über das Dach entkommen noch bevor die Soldaten die Tür eintraten. Jedoch würden uns von dort aus Bogenschützen sehen und wir wären leichte Beute. Wir trugen nur Lederharnische und keine Kettenhemden, keine gepanzerten Rüstungen, ein Pfeil konnte viel Schaden anrichten.

      »Was ist mit ihm?«, wollte Derrick wissen und nickte auf die Sklavin und Janek, die ich beide am Leben gelassen hatte. »Du willst ihn doch nicht gehen lassen, oder?«

      Belustigt stellte ich fest, dass Derrick nichts gegen den weiblichen Zuwachs hatte, jedoch wollte er sich bei Janek querstellen.

      Noch bevor ich ein Urteil fällen konnte, erhob Janek erneut das Wort an mich. »Wenn ich mich einmischen dürfte ... ich wüsste da einen Ausweg.«

      Ich sah erst ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an, dann wandte ich mein Gesicht Derrick zu, der stumm die Lippen zusammenpresste.

      »Schätze, er zeigt uns den Weg.« Obwohl es wie eine reine Vermutung klang, war es ein Beschluss meinerseits. Ich ging an Derrick vorbei.

      5

       Magie kann in den unwahrscheinlichsten Dingen innewohnen, wenn man nur genug Fantasie hat, um das Besondere im Gewöhnlichen zu sehen.

      »Das ist Wahnsinn! Und das weißt du auch

      Ich zerrte die Riemen der grüngelben Rüstung zu, die ich einem toten Elkanasai abgenommen hatte. »Ach, Derrick, er hat nichts dagegen, er benötigt sie ja nicht mehr.« Ich nickte auf den Toten, der nun nur in Unterkleidern auf dem blutgetränkten Boden lag.

      Derrick ließ genervt seine breiten Schultern sinken. »Deine blöden Scherzen sind mehr als fehl am Platz.«

      Derricks vorwurfsvoller Ton gefiel mir nicht, ich ignorierte ihn jedoch, statt ihn zurechtzuweisen. – ich ließ Derrick, im Gegensatz zu allen anderen, sehr viel durchgehen. Es war meine stumme Art zu zeigen, dass ich in gewisser Weise Dankbar für seine unermüdliche Loyalität war, obwohl er meine Entschlüsse oft anzweifelt und wir gelegentlich verschiedene Definitionen von Recht und Unrecht hatten.

      Lächelnd wandte ich mich ab, doch er folgte mir zum Tor.

      »Ein Reitertrupp würde ihre Reihen sprengen, findest du nicht?«, sagte ich über die Schulter zu ihm. »Wer ist besser zu Pferd als du?«

      »Lass uns einfach verschwinden!«, sprach er auf mich ein.

      Ich hätte mich beinahe geschmeichelt gefühlt, weil er sich so sehr um mich sorgte, wäre ich mir nicht unsicher gewesen, ob er Angst um meine Person hatte oder ob sich seine Furcht nur darauf bezog, das mit mir auch ein wichtiger Teil Carapuhrs sterben würde.

      »Schleichen wir uns raus, nehmen sie unsere Spur auf. Die Hufe unserer Pferde werden noch Tagelang im schlammigen Boden zu sehen sein. Sie holen

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