Magisches Kompendium - Schamanismus und angewandte Schamanismen. Frater LYSIR
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Die Kosmologie kann hier zum Teil aber Probleme erschaffen, wenn man mit Gewalt die anderen Bereiche abstecken will, sodass man eben „Auge in Auge“ mit den Göttern arbeitet. Selbstverständlich ist das möglich, doch dann mit den höheren Energiekörpern, die man erreichen muss. Um die höheren Energiekörper zu erreichen, muss man sein gesamtes Energiesystem codieren und neu erkennen, sodass man hier sich eigene und sehr spezifische Muster und Programme erschafft. Man geht sozusagen in eine kosmische Transzendenz. Eine kosmische Transzendenz wird man aber auch nur durch stellare Arbeitsweisen erreichen, sodass man hier zwingend auch die anderen magischen Maximen und Philosophien berücksichtigen muss. Ob man dies nun kabbalistisch mit dem Etz Chajim, dem „Baum des Lebens“, mit Yggdrasil aus dem nordisch-germanischen Bereich oder dem Weltenbaum der Kelten abarbeiten will, muss man selbst entscheiden. Fakt ist aber, dass man sich hier nur energetisch bewegen kann, sodass man schauen muss, wie man sich auf diese Ebenen bringen will. Im klassischen Sinne sind diese Ebenen nicht einfach zu erreichen, da man mehr als einmal sterben und neu erschaffen werden muss. Ferner wird man auch mit terrestrischen Guides und Hilfswesen nicht zwischen den Sternen agieren können. Es ist zwar toll, wenn man mit dem Geist eines Baumes agiert, doch wird dieser nicht die Fähigkeiten eines Planetenlogos haben. In diesem Fall ist ein Baum ein Baum und ein Gott ein Gott – die Schwingungen sind nun einmal verschieden.
Man kann es sich auch so vorstellen, dass man nun doch in die Vorstandsetage muss, um hierzu kommunizieren. Dass man hier dann auch andere Themen vorbringen muss, als einen einfachen „Warenumtausch“, muss klar sein.
Die Mythologien der verschiedenen Kulturen besitzen immer eine terrestrische und eine stellare Seite der Erzählungen, sodass sich hier eine echte Kosmologie (Seins-Ordnung) ergibt. Hierbei ist es nicht einfach, eine klare Trennung zu schaffen, da die Geschichten auf sehr verschiedenen Ebenen agieren. Die berühmte Geschichte, dass Allvater Wodan / Odin sich in die Weltenesche (Yggdrasil) für neun Tage hing, sein Auge opferte (es ist nicht beschrieben, ob es das linke oder das rechte Auge ist) um die Weisheit zu empfangen, ist so vielschichtig, dass man sie auf alle Bereiche anwenden muss – auf stellare Ebene und auf terrestrische Ebenen. Hierbei gilt aber, dass man seinen Horizont entsprechend erweitern muss. Wenn ich schamanische Arbeiten auf Kräutersammlungen und Trommelbau beschränke, wird sich die stellare Seite der Kosmologie nicht erschließen. Wenn ich schamanische Arbeiten auf philosophische Konzepte, auf Channelings und auf Invokationen beschränke, wird sich die terrestrische Seite der Kosmologie nicht erschließen. Deswegen ist geistige Flexibilität absolut essenziell. Wenn ich mit der Kosmologie eines Weltenbaums arbeiten will, muss ich reflektieren, ob dies für meine Arbeitsweise sinnig ist, oder ob mein Ego es toll findet, stellare Themen zu sammeln. Dies gilt für alle Mythologien und Sagenschätze, die sich auf Orte in der Natur oder auf Konzepte im Kosmos beziehen. Da man die „echten Bräuche“ der vergangenen Zeiten nicht zu 100% konstruieren kann – alle Aufzeichnungen besitzen eine christliche oder römische Färbung, was bedeutet, dass hier keine unvoreingenommenen Berichte vorliegen – muss man schauen, wie man die Informationen der Antike mit dem Lebensgefühl der aktuellen Zeit mischen und paaren kann. Da der Volksglaube zum Teil einen höheren „Reinheitsgrad“ hat, als historische Aufzeichnungen, ist es manchmal lohnenswerter, in diesen Bereichen auf die Suche zu gehen, sodass man schaut, wie eine spezielle Region ihre Volksfeste feierte und welche Brauchtümer es hier gab. Natürlich wird man auch hier auf Grenzen stoßen, doch solange man wertneutral und reflektiert arbeitet, kann man sich einen Mix aus lokalen Überlieferungen, Sagen, Märchen, Erzählungen und Legenden für die eigene schamanische Praxis erschaffen. Wenn man zusätzlich mit den Natur-, Sozial- und Geisteswissenschaften agiert, wird man sich ein Arbeitsfundament erschaffen können, auf welches man alles Erdenkliche aufbauen kann.
Der Schamanismus ist eine gelebte Maxime, die so flexibel wie das eigene Leben gehandhabt werden muss. Ein schamanisches Weltbild ist in Bewegung und passt sich der aktuellen Zeit an. So muss man die Moderne und das traditionelle Altertum für sich erkennen und verwenden können, wodurch man eine neue „Beseeltheit der Welt“ und eine „Kraft der Anderswelt“ für sich erkennen, verstehen und anwenden kann. Hierbei ist natürlich die Fähigkeit der energetischen Arbeit und der Zugriff auf seine eigenen Energiezentren und Energiekörper absolut essenziell, da man vieles nur durch eine energetische Arbeit erreichen wird.
Da der Schamanismus so geprägt ist, dass er der Gemeinschaft / der Familie / dem Stamm / dem Ort wohlgesonnen und nutzbringend ist, muss dies auch gelebt werden. Egoistisches Verhalten ist daher vollkommen fehl am Platz, doch auch absoluter Altruismus ist kontraproduktiv, da man sich niemals selbst zu 100% für andere aufopfern darf, wenn dies nicht der Existenz bzw. Lebensaufgabe entspricht. Daher muss auch im Schamanismus – wie überall in der Magie – ein GESUNDER Egoismus gelebt werden, sodass man auch mal „Nein!“ sagen kann, ohne Angst zu haben, dass man einen anderen Menschen beleidigt oder vor den Kopf stößt. Moderne Zeiten, mit ihren Regeln und Bedürfnissen müssen verstanden und gelebt werden, sodass man mit den Menschen und den Geistern der Region zusammenleben und zusammenarbeiten kann. Dies wird manchmal vergessen, denn gerade in den Breiten des europäischen Neo-Schamanismus wurde sehr viel erfunden, was eher dem Ego des Menschen dient, als dem großen Ganzen. Zwar haben viele spirituelle Menschen – die sich zum Teil auch den Titel „Meister“ gaben – in den letzten Jahren versucht, den Schamanismus zu verbreiten, ihn salonfähig zu machen und aus allen Enden und Ecken der Welt irgendwelche traditionellen Arbeiten, Rituale und Riten zu sammeln, doch wurde oft vergessen, dass das Land und die Kultur nicht importiert werden können. Diese Sammlungen haben definitiv viel Mühe und Aufwand gekostet, doch eine lokal erlebbare und ursprüngliche Spiritualität kann nicht aus dem Amazonasgebiet, aus Sibirien, aus Australien oder Afrika zurück nach Europa gebracht werden, um da zu 100% aufzugehen. Es ist wichtig eine eigene Spiritualität, einen eigenen Schamanismus zu entwickeln, sodass man seinen Weg gehen kann. Eine 100%ige Adaption wird nicht funktionieren, gerade dann nicht, wenn man permanent in die Tierhandlung laufen muss, um sich Pfeilgiftfrösche zu kaufen, da diese so selten in unseren Regionen in freier Wildbahn zu treffen sind. Der eigene Weg ist der beste Weg – daran gibt es nichts zu rütteln.
Zwar muss der eigene Weg eine hohe Flexibilität aufweisen, doch sollte dies kein Problem für einen magischen Menschen sein. So kann sich jeder, der mit dem Schamanismus arbeiten will, verinnerlichen, dass es absolut essenziell ist, die ganzen schamanischen Ideen, Ansichten, Regeln, Gebote, Maximen und Philosophien, so zu transformieren, dass sie in die aktuelle Lebens- und Weltlage passen. Transformation ist ein weiteres Geschenk der geistigen Welt, denn erst wenn man die materiellen Ideen und Meinungen transformiert hat, die sich durch räumliche Distanzen und kulturelle Unterschiede ergaben und auch ergeben mussten, wird man erkennen, dass es keine Grenzen auf den anderen Ebenen gibt. Jegliche Räumlichkeit verliert ihre Bedeutung, wenn man astral agiert. Allen Himmelsrichtungen werden letztlich zu einem einzigen Punkt verschmolzen, sodass alles in allem ist, immer und überall.
In diesem Kontext kann man ERNEUT fragen, was denn der aktuelle Schamane „lernen“ oder „beherrschen“ soll. Im Grunde ist die Antwort sehr kurz: sich selbst! Wenn man dann doch noch etwas tiefer gehen will, kann man noch die Energiearbeit erwähnen, sodass man in eine bewusste Trance gleiten kann, bzw. einen Zustand, der einen geistig öffnet, wodurch man seine körperlichen Grenzen verlassen kann. Ob man dies nun „schamanische Reise“, „Astralreise“, „Ahnenreise“ oder „Reise in die … obere / mittlere / untere Welt“ nennt, ist irrelevant.
Man kann auch „Seelenflug“ oder „Geistreise“ als Vokabel verwenden, wobei alles eine Art der Energiearbeit und der Arbeit mit den energetischen Körpern ist. Wenn dann noch die traditionellen Punkte in einem ausreichenden Maße umspannt werden, wie z. B. Kenntnisse zur Geschichte und zur Kultur der Heimat, kennen der Mythen, Sagen, Märchen, Legenden, Erzählungen, Gedichte und Lieder der Heimat, magische Symboliken und Zeichen / Glyphen und das Finden von magischen realen Kraftorten in der Natur, dann kann man ohne Weiteres die Vokabel „Schamanismus“ verwenden. Wenn man diese Orte gefunden hat, sollte man zusätzlich mit den Entitäten vor Ort sich vertraut machen, zumindest, wenn man dort länger oder