Magisches Kompendium - Schamanismus und angewandte Schamanismen. Frater LYSIR
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Der Kontakt zur Anderswelt ist – aus der Praxis für die Praxis – wichtiger, als intellektuelles Wissen. Intellektuelles Wissen kann man sich aneignen, man kann Fakten auswendig lernen und mit etwas Glück und Geschick auch anwenden. Die Fähigkeiten der energetischen Bereisung kann man auch lernen, doch hier gilt die Praxis vor der Theorie. Wenn ich die Anderswelt erreichen kann, wenn ich auf meine Energiezentren, meine Chakren und auf meine Energiekörper zugreifen kann, kann ich nicht nur lebende Materie bereisen, sondern auch tote oder anorganische Materie. So kann man auch Symbole¸ Kristalle und Schriftzeichen – im Speziellen die Runen – bereisen, um die energetische Quintessenz zu erfahren. Diese Arbeitsweise kann man auch auf die jeweiligen Entitäten, die jeweiligen Götter und Göttinnen der verschiedensten Kulturen und Zeiten anwenden, sodass man mit der entsprechenden archetypischen Energie in der Anderswelt eine energetische Verbindung eingehen kann. In einer solchen Verbindung liegt der Kern des Schamanismus und der Magie, denn nur so wird man auch in Ansätzen die vergangenen Zeiten und Kulturen verstehen können. Hierbei muss man dennoch sehr selbstkritisch sein, gerade dann, wenn man seine Arbeiten veröffentlichen will, um anderen Menschen die Wege zu zeigen, die man selbst beschritten hat. Man kann zwar davon ausgehen, dass man durch die energetischen Reisen sehr viel erfahren kann, doch ist dies nicht immer – in Bezug auf die Realität – korrekt. Man kann also nicht einfach davon ausgehen, dass historische, anthropologische, ethnologische und archäologische Funde überflüssig sind. Wenn man z. B. in einer schamanischen Reise die Information bekommt, dass die „germanischen Stämme“ bereits auf fliegenden, silbernen Scheiben die Römer bekämpft haben – ähnlich einem UFO – sollte man reflektieren, ob man diese Informationen der eigenen Bildsprache unbedingt 1:1 auf die Realität münzen muss. Es wird nicht einfach sein, rationell fliegende Transportscheiben zu erklären, die vor knapp 2000 Jahren übers Land flogen und den germanischen Stämmen halfen, die Römer zu besiegen. Man hätte sicherlich etwas in den Aufzeichnungen der „Varusschlacht“ gefunden. Wenn man hier nicht aufpasst, wird man nicht nur sehr schnell unglaubwürdig und zurecht als Spinner und Fantast abgestempelt, nein, es besteht auch die Gefahr, dass man wieder und wieder auf parasitäre Energien stößt, die einem Lügen präsentieren, die man glaubt und propagiert. Energetischer Vampirismus hat viele Formen und Gesichter. Daher sind Reflexion und Selbstkritik immer wichtig.
Im Übrigen, man muss auch als schamanischer Mensch nicht unbedingt auf maschinell gefertigte Kleidung verzichten, genauso wenig wie man auf Leder oder auf Fleisch verzichten muss. Einen respektvollen Umgang mit Mutter Natur sollte man natürlich pflegen, doch hierzu muss man nicht militant werden und andere Menschen „verteufeln“ die eben nicht diese Haltung haben. Naturvölker haben Fleisch gegessen und das Tier verwendet. Dass dies heute nicht mehr vollkommen möglich ist, ist klar, doch man kann auch heute noch zum „Bauer seines Vertrauens“ gehen, um dort Fleisch zu kaufen.
So ist die schamanische Maxime eine lebenslange Ausbildung, da man hier niemals zu viel lernen kann. Man wird sich spezialisieren können, doch man wird auch immer wieder neue Bereiche entdecken können. Man muss den Schamanismus im Wandel der Zeit begreifen – so wie es auch in der Voodooreligion vollkommen normal ist. Die Fetische, Altäre und weiteren Werkzeuge passen sich an. Ein Fetisch, der für die Kommunikation zu den höheren Ebenen eingesetzt werden soll, besitzt selbstverständlich ein Handy – ein echtes Handy, welches mit der Figur des Fetisches verschmolzen wurde bzw. das Handy wurde mit vielen anderen Dingen „verarbeitet“. Wer sich hier mal näher informieren will, dem kann ich das „Voodoomuseum“ unter der Leitung von Henning Christoph wahrlich empfehlen. So wie also Voodoo anpassungsfähig ist, so muss auch der Schamanismus aus einem anpassungsfähigen Blickwinkel betrachtet werden. Durch die Industrialisierungen Europas ist es nicht schwer zu erraten, dass es hier keine durchgängige schamanische Tradition gab. Doch da die Welt näher zusammen gerückt ist und in Zeiten des Internets und der Interkontinentalreisen es kein großes Problem darstellt, seinen eigenen Horizont zu erweitern, hat der Schamanismus sich verändert. Deswegen besitzen die „aktuellen“ Schamanen – oder von mir aus auch „Neo-Schamanen“ – einen reichen Schatz an schamanischen Ideen, Grundgedanken, Begriffen und irgendwie auch Indizien zu den „althergebrachten Wahrheiten“. Schamanismus hat es schon immer gegeben, sodass der Schamanismus auch schon immer unseren Alltag beflügelte – nur nicht unter dem Begriff des Schamanismus. Wenn die Oma Kräuter sammelte, wenn der Opa Heilgesänge konnte, wenn die Tante schon immer etwas verschroben war und als „Dorfhexe“ galt, da sie „Gesundbeten“ konnte, sind dies alles schamanische Arbeitsweisen, die überall vollkommen normal waren und im Grunde auch normal sind – selbst in der aktuellen Zeit. Hierbei muss aber berücksichtigt werden, dass der Schamanismus sehr praxisorientiert ist und eher selten zu philosophischen Ergüssen neigt.
Natürlich gibt es auch hier Schöpfungsmythen und kosmische Philosophien, doch wird man den Schamanismus in Bezug auf diese Gedankenexperimente niemals mit der Kabbalah, der Hermetik, der Alchemie oder Kosmologie anderer magischer Richtungen (wie die henochische Magie oder die Chaosmagie) vergleichen können. Schamanismus ist hier eher praxisorientiert, so wie im Grunde alle Naturpraktiken. Es wird nach der Maxime gearbeitet, dass es zwar die höheren Ebenen, Schwingungen und Energien gibt, man diese aber nicht unbedingt für die weltlichen Problemlösungen benötigt. Es ist damit vergleichbar, dass der Schamanismus die Philosophie vertritt, dass man sich an den „direkten Mitarbeiten“ wenden soll, statt an den obersten Chef. Wenn man z. B. ein Kleidungsstück umtauschen will, welches man in einem Geschäft gekauft hat, ist es sinniger, sich einen Mitarbeiter des Geschäftes zu suchen, anstatt der Firmenleitung und dem Aufsichtsrat seine Beschwerde vorzutragen, da meist hier nicht die Zeit – und auch nicht die Ahnung – vorherrscht, sich mit diesen (weltlichen) Problemen zu befassen. Der Vorstand wird nicht wissen, wie man einen Umtausch tätigt, der Mitarbeiter im Geschäft vor Ort schon. Genau deswegen ist es sinniger, sich mit den Naturenergien und den terrestrischen Schwingungen im Schamanismus zu verbinden, da man mit den stellaren Schwingungen eher weniger machen bzw. anfangen kann. Dieser Umstand wird leider sehr oft bewertend betrachtet, sodass menschliche Egos auf die Idee kommen, dass es eine Abwertung ist, dass die Naturreligionen bzw. der Schamanismus primär mit terrestrischen Energien arbeitet und die stellaren Konzepte kaum verwendet. Nun, es ist einfach eine Beschreibung der praktischen Tatsachen und Gegebenheiten. Doch leider reflektieren menschliche Egos in diesem Fall kaum etwas. Manchmal wird auf Biegen und Brechen versucht, stellare Themen in den Schamanismus mit einzuflechten, da es ja auch hier verschiedene Welten und Konzepte gibt. Es werden Prinzipien der „oberen Welt“ hinzugezogen, damit man eine egoistische Aufwertung vollziehen kann. Dass diese Prinzipien überhaupt keinen Handlungsgrund besitzen bzw. zum größten Teil auch überhaupt nicht erreicht werden (können), wird außer Acht gelassen. Man muss immer schauen, in welchen Bereichen man seine Kosmologie errichten will, da es eben NICHT den Schamanismus gibt und auch nicht das schamanische Pantheon, in welchem es DIE schamanischen Gottheiten gibt. Wenn man so will, kann man jeden einzelnen Stamm der Frühzeit in Europa als „schamanische Gemeinschaft“ betrachten. Zwar wird manchmal versucht eine Klassifizierung in „keltischen Schamanismus“ oder auch „germanischen Schamanismus“ zu treffen, doch ist dies im Grunde falsch, da es eben NICHT die Germanen und auch nicht die Kelten gab.
Es waren Volksgruppen und verschiedene Ethnien, sie von den Römern – aus Gründen der Einfachheit – unter zentralen Begriffen zusammengefasst wurden. Diese Bezeichnungen wurden mitgenommen und hielten auch Einzug in den aktuellen (und spirituellen) Sprachgebrauch. Gut, es ist auch definitiv einfacher, denn wie soll man denn die gesamten Stämme bezeichnen? Soll man sagen „die Kelten des Landstriches der Bretagne“ oder „die Kelten aus dem Elsass“. Man würde auch nicht die „friesischen Germanen“ oder die „dänischen Germanen“ sagen, obwohl man mittlerweile versucht eine sinnige, passende und nicht zu komplizierte Einteilung zu schaffen (Nordgermanen, Küstengermanen, Rhein-Germanen, Elb-Germanen etc.). Da aber das nordische Pantheon über einen großen Göttervorrat verfügt, einen Weltenbaum hat und auch sonst sehr viele „schamanische Arbeitsweisen“ aufweist, wird gern vom germanischen oder nordischen