Magisches Kompendium - Schamanismus und angewandte Schamanismen. Frater LYSIR
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Schamanismen
Es gibt nicht DEN Schamanismus, es gibt DIE Schamanismen. Hierbei kann man ohne Weiteres die Vokabel „Schamanismus“ mit der Vokabel „Magie“ austauschen, wenn man die Definition „Magie ist!“ für sich akzeptieren will. In diesem Kontext kann Schamanismus alles sein – jede Handlung, jeder Gedanke, jede Tat, jedes Erlebnis. Zwar wird „der“ Schamanismus immer wieder sehr gerne klassifiziert und kategorisiert, doch wird man in den Tiefen der „magischen Wurzeln“ sehr leicht erkennen können, dass mit dem Begriff „Schamanismus“ einfach die alltäglich-spirituelle bzw. mesokosmische Magie gemeint ist. Wenn man für sich das Wesen der Magie verstanden hat, mit allen Techniken, Möglichkeiten, Strukturen und Arbeitsweisen, wird man auch in einen beliebigen Schamanismus eintauchen können, um sich dessen Spezifikationen aus den anderen Ebenen initiatorisch zu holen. Das bedeutet, dass man, wenn man einen echten Kontakt zu den anderen Ebenen hat, sich das energetische Wissen der schamanischen Arbeiten ohne Weiteres holen kann. Wenn es aber um das Handwerkliche geht, um die „schamanischen Besonderheiten“ – man könnte auch Spielregeln sagen – muss man selbst reflektieren, ob man sich diese im Selbststudium beibringt, oder mit Gleichgesinnten arbeitet. Fakt ist, dass Schamanismus eine Art, eine Methode, eine Technik, ein Werkzeug der Magie ist. Es ist eine Methode, die man spezifischen, philosophischen und gleichzeitig kulturell übergreifenden religiösen und Selbsterkenntnis fördernden magischen Techniken, Maximen und Arbeitsweisen zuordnen kann. Hier geht es einmal um regionale Eigenschaften der Umgebung bzw. der Natur und um überregionale Prinzipien, Techniken und Maximen, die einfach im Wirk- und Arbeitsrahmen des Schamanismus üblich sind. Wenn der Mensch auf seine eigenen energetischen Tiefen zugreifen kann, um so gezielte Veränderungen zu bewirken, sind dies echte Magie und echter Schamanismus. Genau deswegen muss die Vokabel „Schamanismus“ als ein Oberbegriff verstanden werden – wie Magie oder Naturreligion auch. Es ist eine Methode der Selbstevolution, die auf spezifische Techniken zurückgreift, auf Techniken, die in unendlich vielen Bevölkerungsgruppen und Ethnien (vergangener und aktueller Epochen) vorkamen. Diese Techniken werden zum Teil angepasst und reformiert, zum Teil werden sie aber sehr traditionell gehandhabt. Wichtig ist hierbei, dass es auf das Ziel und auf den Erfolg der jeweiligen magischen / schamanistischen Arbeit ankommt, egal, ob die Technik uralt oder nigelnagelneu ist.
Die Magie / der Schamanismus ist und war überall auf der Welt vertreten. Da jedoch die Formen der einzelnen schamanischen Arbeiten und Maximen sehr unterschiedlich sind und sich stets auf die jeweilige Kultur und Natur beziehen, ist eine universelle Definition nicht einfach bzw. unmöglich. Genau deswegen ist es sinniger allgemein von Schamanismen zu sprechen, da die einzelnen kulturellen und philosophischen Fragmente zu unterschiedlich sind, dass man sie nicht nahtlos zu einem perfekten magischen Arbeitsbild zusammenfügen kann. Der rote Faden der Schamanismen ist zwar die Verbundenheit bzw. das Arbeiten mit und in der Natur, sodass auch hier wissenschaftliche Arbeiten ausgeführt werden, doch spielt die magische und spirituelle Komponente jeweils eine andere Rolle, die wiederum von der Kultur und Philosophie der jeweiligen Menschen abhängig ist.
Doch selbst wenn Mutter Natur und Vater Himmel hier einen hohen Stellenwert einnehmen, sind die Techniken, die in den verschiedenen Schamanismen verwendet werden, auch in Dutzenden anderen magischen Bereichen, Arbeiten und Techniken zu finden. Wenn man sich im Allgemeinen in der Magie auskennt, wenn man die Magie als Maxime angenommen hat, sodass man sich selbst in einem beliebigen Gebiet spezialisieren kann, wird man einen Blick für „gleiche Nenner“ entwickeln, sodass man auch verschiedene Konzepte analysieren kann, um in ihnen Gleichheiten zu finden. So ist die Energiearbeit in allen magischen Bereichen absolut essenziell, genauso wie explizites Fachwissen über den jeweiligen Bereich. Die Idiotie, dass man in der Magie mit Allgemeinwissen weiter kommen kann, ist absoluter Blödsinn und aus einem menschlich, faulem Ego entsprungen, welches Furcht hat, dass bei zu vielen Denkprozessen ein Organ abgenutzt wird, welches offensichtlich kaum verwendet wurde. Fachwissen ist das „Alpha und Omega“, da es wahrlich der Startpunkt und das Fundament einer jeglichen magischen Evolution darstellt. Natürlich muss man hierbei verifizieren, welches Wissen der eigene Fachbereich benötigt. Dass das Fachwissen eines Menschen, der sich im Bereich des Schamanismus bewegt, ein anderes ist, als der eines Kabbalisten oder eines Zeremonialmagiers, dürfte klar sein. Doch welches Fachwissen benötigt dann ein „Schamane“? Gibt es überhaupt noch „echte Schamanen“? Ja und nein! Es kommt darauf an, was man selbst mit der Vokabel verbindet und in welchen Parametern man denken kann und denken will.
Wenn man davon ausgeht, dass der Schamanismus schon immer existierte und die Menschen, die den Titel „Schamane“, „Weiser“, „Medizinmann“, „Mutter“ oder welche Bezeichnung auch immer trugen, ein großes Ansehen genossen und essenzielle Stützen der jeweiligen Gemeinschaft, ja sogar Kultur waren, wird man verstehen, dass es heutzutage im Grunde KEINE Schamanen mehr gibt – zumindest im „zivilisierten“ Teil der Erde. Zivilisierter Teil der Erde? Also die Abteilung der Menschheit, die die Natur zerstört? Genau die! Wenn man sich dann die „Naturvölker“ anschaut, die Kulturen, in denen die Magie nicht ausgestorben ist, findet man selbstverständlich Schamanen, die in ihren Breitengraden agieren und klassisch arbeiten. Es sind wirklich die weisen Männer und Frauen, die im Grunde auch keinen Wert auf Titel legen, da sie sind, was sie sind. Dies gilt im Voodoo, wie auch im Hexentum, im Druidentum und in den anderen Schamanismen. Und genau dies bedeutet, dass es eben auch heute noch Schamanen gibt, die obendrein in der „zivilisierten Welt“ leben, dort wo es auch Hexen, Magier, Druiden und Alchemisten gibt. Es sind alles nur Titel, Titel, die vielleicht ein Ego braucht, um sich selbst aufzuwerten, oder die ein Tagesbewusstsein braucht, um in fachlichen Diskussionen sinnige Zuordnungen zu treffen. Ob Hexe, Schamane, Houngan, Bokor oder Druide, es sind alles Menschen, die eine Verbindung vom Diesseits zum Jenseits schaffen können, es sind die „Reiter der Hecke / Grenze“ (in Anspielung auf Hexe oder Hagazussa), die “Zaunreiter”, die zwischen den Welten leben, agieren, arbeiten und dort auch