Braunes Eck. Hans-Jürgen Setzer

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Braunes Eck - Hans-Jürgen Setzer страница 11

Braunes Eck - Hans-Jürgen Setzer Leon Walters ermittelt

Скачать книгу

Sie lachten viel, fanden positive Themen über Reisen und Hobbys und Leon hatte Vanessa sogar kurz den Nacken kneten dürfen. Sie gab an, extrem verspannt im Nacken zu sein von der ganzen Tagesanspannung. Der Salat schmeckte beiden, brachte auch keine neuen Konflikte und der Abend näherte sich dem kritischen Wendepunkt, der darüber entscheiden würde, den Abend ausklingen zu lassen oder ihn fortzusetzen.

      „Du, Leon, bitte nicht böse sein, aber ich habe mir vor längerer Zeit geschworen, nie wieder am ersten Abend bei einem Mann zu übernachten oder gar mit ihm zu schlafen, noch nicht einmal, wenn er ein Schloss besitzt und zuckersüß ist“, sagte sie frei heraus.

      „Äh, davon war bisher gar keine Rede oder habe ich da irgendetwas verpasst? Du musst das nicht, weder hier noch mit mir schlafen. Ich hatte dir doch vorhergesagt, ich brauche selbst noch …“, versuchte Leon einen Satz zu vollenden.

      „Ich würde aber gerne hier bei dir bleiben und hatte insgeheim gehofft, du würdest versuchen, mich zu überreden. Es ist so wundervoll hier, der Abend ist wundervoll, du bist wundervoll“, antwortete sie. „Wir tun uns gut und brauchen doch beide eine zarte Schulter zum Anlehnen.“

      „Ja, das stimmt, es war wirklich noch ein sehr schöner Abend. Meine Müdigkeit und Trauer habe ich ganz vergessen. Du darfst auch ohne weitergehende Verpflichtungen gerne hier übernachten. Du hast getrunken und außerdem ist es schon spät. Morgen früh müssen wir beide wieder fit sein. Paffrath wird ganz sicher unser erstes Duett genau unter die Lupe nehmen, vor allem deinen Anteil. Stell dich schon mal auf einen Rapport morgen bei ihm ein. Zudem habe ich ein wunderschönes Gästezimmer im Turm mit separatem Bad. Was sagst du jetzt?“ Leon hätte sowohl die eine als auch die andere Lösung unkompliziert akzeptieren können, doch nun wusste er auch nicht mehr, was eigentlich richtig wäre. „Ganz schön verwirrend diese Frau“, dachte er.

      „Du bist süß. Danke, Leon. Für alles heute.“

      Sie umarmten sich lange und schienen es beide zu genießen.

      „Komm, ich zeige dir jetzt dein Reich für heute Nacht und eine kleine Schlossführung hatte ich dir ja auch versprochen.

      Vanessa zeigte sich begeistert und mehr als beeindruckt von dem tollen Anwesen. Sogar einen Wellnessbereich mit Sauna, Solarium, Infrarotkabine und Dusch- und Badeparadies beherbergte das erste Stockwerk. Leon zeigte ihr am Ende des ungefähr viertelstündigen Rundganges das Gästezimmer im Turm mit einem sagenhaften Ausblick auf den Rhein.

      „Hier könnte ich mir einen hundertjährigen Dornröschenschlaf gut vorstellen“, witzelte Vanessa und legte sich probeweise auf das gemütliche Bett.

      „Tu dir keinen Zwang an. Ich kann dir jedoch jetzt schon versprechen, mit hundert Jahren, das wird nichts werden. Morgen früh hol ich dich fürs Frühstück aus den Federn. Vor der Pressekonferenz sollten wir noch die richtigen Fragen vorbereiten und glaube mir, der Alte wird uns morgen ganz sicher zu sich bestellen. Soviel steht fest“, erklärte er. „Also ab in die Federn, du kennst dich ja jetzt aus. Träumt schön, Prinzessin Herzsprung. Kaffee oder Tee fürs Frühstück?“

      „Gerne Kaffee“, kam zögerlich und mit traurigem Unterton. Dann schlug sie Leon die Tür vor der Nase zu.

      Mit Kopfschütteln begab auch er sich ins Badezimmer und wenige Minuten später schlief er bereits ein und schnarchte laut und durchs halbe Haus hörbar.

      Vanessa dagegen warf sich stundenlang hin und her und die Gedanken kreisten in ihrem Kopf. Sie wurde aus Leon und ihrer wechselseitigen Beziehung einfach nicht schlau. „Er hat noch nicht einmal irgendetwas probiert heute. Sicher findet er mich nicht attraktiv. Blödmann, soll er doch vermodern, der alte Baumsäger da unten.“ Sie schlich eine Weile durch die Räume und schaute, ob sie etwas Interessantes über Leon herausfinden könnte. Sie horchte an Leons Schlafzimmer, doch es war unverkennbar, was er gerade machte. Im Bad roch sie an seinem Rasierwasser und seiner Parfumsammlung, schaute sich seine Schmutzwäsche an und kehrte irgendwann in das ihr zugewiesene Turmzimmer zurück. Irgendwann musste auch sie kapitulieren und schlief endlich ein.

      Leon klopfte gegen sechs Uhr morgens so lange an ihre Tür, bis sie endlich wach war. „Geh weg! Was willst du mitten in der Nacht?“, fragte sie.

      „Das Frühstück ist fertig. Komm. Der frühe Vogel fängt den Wurm.“

      „Ich hasse Würmer. Lass mich wenigstens noch vorher duschen, damit ich wach werde.“

      „Klar, ich geh schon mal ins Esszimmer. Bis gleich, Prinzessin.“

      Nach einer guten halben Stunde kam Vanessa ziemlich zerknirscht wirkend an den Frühstückstisch. Sie nahm sich einen Kaffee und nippte daran. Dabei saß sie in dicken Socken, ein Bein angewinkelt, auf dem Stuhl und wirkte alles andere als bereit für den Tag.

      „Na gut geschlafen und was Schönes geträumt?“, fragte Leon um die Stimmung etwas aufzulockern.

      „Ja, schönen Dank auch für die stürmische Nacht. So wild hatte ich es lange nicht mehr“, sagte sie patzig.

      Leon schwieg und biss in sein belegtes Brötchen. „Orangensaft?“

      „Nein. Nur Kaffee schwarz. Mir ist schlecht.“

      „Boah, bist du morgens immer so wahnsinnig gut gelaunt? Jetzt iss doch eine Kleinigkeit. Wenigstens ein halbes Brötchen. Der Tag könnte lang werden heute“, sagte er.

      „Lass mich doch jetzt einfach mal in Ruhe mit der ständigen Esserei. Du bist ja wie meine Oma. Das ist nun wirklich meine Sache.“ Vanessa war immer noch sauer.

      „Na, dann komm. Auf, wir fahren in die Redaktion und planen den weiteren Tag“, sagte Leon resignierend. Er versuchte, nicht mit einzusteigen in diese Stimmungsachterbahn, wobei er merkte, dass es ihm zunehmend schwerer fiel.

      Morgens in der Koblenzer Redaktion

      „Vanessa, sei bitte nicht sauer. Ich hatte dir vorhergesagt, ich bin noch nicht bereit für eine neue Beziehung. Das hat nicht das Geringste mit dir zu tun. Ich mag dich, ganz ehrlich. Gestern Abend war es sehr schön. Erfolgreich bei der gemeinsamen Arbeit waren wir auch noch. Paffrath wird sicher mit dir zufrieden sein“, versuchte er zu beschwichtigen und endlich wieder Arbeitsbereitschaft herzustellen.

      „Ich fühle mich wie ein alter abgestellter Besen. Abgestellt in deiner Besenkammer im Turm“, sagte sie mit verheulten Augen.

      „Vanessa, zunächst einmal sind wir richtig gute Kollegen. Was darüber hinaus werden wird, bringt ganz einfach die Zeit. Du bist sehr attraktiv und verführerisch obendrein. Bitte sei nicht so ungeduldig. Es war eine reine Verstandesentscheidung, dass gestern nichts passieren sollte, schon aus Respekt vor dir und meiner jüngeren Vergangenheit. Ich bitte dich inständig, mir einfach noch etwas Zeit zu geben. Du bist bildhübsch und ein ganz wertvoller Mensch. Das werden dir sicher schon viele Männer gesagt haben. Du weißt es bestimmt auch selbst“, sagte er. „Lass es mal so stehen, wie es wirklich gewesen ist. Es war ein sehr schöner Abend, für mich jedenfalls“, fügte er an. „Zu schön, um durch einen Quickie zerstört zu werden.“

      „Ja, für mich war der Abend auch sehr schön. Danke Leon, sei bitte nicht sauer. Bitte, bitte“, sagte sie und schaute ihn mit großen flehenden Augen an und klappte flehend die Handflächen aufeinander.

      „Alles gut. Wollen wir jetzt mal

Скачать книгу