Private Security. Thomas GAST

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Private Security - Thomas GAST

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Angestellten traten uns in bitterkalten Nächten in der Lincoln Housing Area, der Faulenberg-Kaserne oder am Gerbrunn Tor der Leighton Barracks die Füße platt, ohne dass jemals etwas Aufregendes geschah. Die einzigen Feinde, die wir tatsächlich hatten, waren good cop, bad cop (guter Bulle, böser Bulle) Shaw und Davey. Die beiden US-Amerikaner der Zelle Plans and Operations Section waren damit beauftragt, Sorge zu tragen, dass Securitas den Dienst ablieferte, der vertraglich abgemacht war. Besonders Davey, der ´Contractor Coordinator` machte uns völlig sinnlos das Leben zur Hölle. Anstatt uns auf die Finger zu schauen, hätte er wohl besser die Führungsriege des Unternehmens durchleuchten sollen. Da waren einige schräge Vögel darunter. Aber auch so waren die Bedenken vonseiten der Amerikaner teilweise gerechtfertigt. Diese Bedenken waren auch dem Umstand geschuldet, dass Securitas hauptsächlich Quereinsteiger einstellte. Nicht zuletzt auch in der Führungsebene. Zur Bewachung von höchst sensiblen Anlagen und Einrichtungen fand ich mich plötzlich neben ehemaligen Kindergärtnerinnen, Altenpflegern, Hundesalon-Besitzern, Kriegsdienstverweigerern und Langzeit-Arbeitslosen ohne einschlägige Vorkenntnisse wieder. Nur der Hälfte davon traute ich es zu, ´einsatzreif` mit dem ihnen anvertrauten Equipment umzugehen. Ich spreche von den Waffen, vornehmlich Smith & Wesson - teils Taurus 357 Magnum, von Munition, vom Schlagstock, von den Funkgeräten, etc. Meine anfängliche Analyse war, dass die meisten dieser Männer und Frauen den ´ersten Schock` eines terroristisch motivierten, gut geplanten Anschlags nicht standhalten würden. Für die Firma, sowie auch für den Klienten, war das natürlich nicht der Idealfall. Innerhalb von sechs Monaten avancierte ich zum permanent Supervisor, wurde aber in dieser Rolle nicht so recht glücklich. Für mich alten Soldaten waren die Arbeitsbedingungen und vor allem auch die ´Arbeitsmoral` einiger Mitarbeiter wie ein Schlag ins Gesicht. Die ganzen Werte, die ich gelernt und hochgehalten hatte – Korpsgeist, Disziplin, Respekt, Pünktlichkeit und Loyalität, um nur einige zu nennen - sie wurden hier von nicht wenigen zivilen Angestellten mit Füßen getreten. Was ich jedoch fand war Lustlosigkeit, endlose Geplänkel, nette Kaffeepäuschen sowie Drohungen von irgendwelchen Angestellten, die mit den oben gelisteten Werten nichts anfangen konnten. Natürlich gab es bei Securitas auch eine Handvoll exzellenter Mitarbeiter. Diese jedoch hatten einen differenzierten Background vorzuweisen. Es waren Ex-Bundeswehrsoldaten, Ex- Polizisten, Leute vom Grenzschutz, vom Zoll oder vom THW. Bei Pflichtverletzungen gab es für einen Vorgesetzten bei Securitas- und das war ich als Supervisor, kaum Möglichkeiten, Anweisungen nachhaltig durchzusetzen. Knüppel aus dem Sack, wie es in der Legion manchmal notwendig war, ging gar nicht. Solche Methoden, und daran musste ich mich schneller gewöhnen als mir lieb war, konnten mich nur in Teufels Küche bringen. Mein Kopf war noch zu sehr ´Legion` und mir war damals nicht bewusst, dass ich die Messlatte viel zu hoch ansetzte. Mir fehlte einfach die Gelassenheit im Umgang mit arbeits- resistenten Menschen. Heute lächle ich über meine stürmischen Anfänge bei Securitas, wäre nachsichtiger, ruhiger, entspannter. Damals aber war es zu jeder Zeit absehbar, dass ich nicht lange bei der Firma bleiben würde.

      An Irak vorbei und doch mitten drin

      Als wenn er meine Misere geahnt hätte, rief mich im Dezember 2004 ein Legionärskamerad an. Bernd, heute CEO einer der renommiertesten französischen Sicherheitsfirma die hauptsächlich in Afrika tätig ist, bot mir einen Job im Irak an. Tageslohn, 500 US Dollar. Nach der Festnahme Saddam Husseins im Jahr 2003 boomten Securityjobs. Private Militär Sicherheitsfirmen die im Ǧumhûriyyat al-ʿIrâq operierten, befanden sich in einem wahren Goldrausch. Ende 2006 befanden sich bereits 100.000 ´Contractors` im Irak. Vier Jahre später, gegen Ende 2010 war die Zahl bereits auf 160.000 angestiegen. Einige Firmen bezahlten ihren Mitarbeitern bis zu 1000 US-Dollar pro Tag. Üblich waren Verdienste ab 500 britische Pfund täglich. Aber ob 500 britische Pfund oder 1000 US-Dollar, es war oft Blutgeld für eine dreckige Arbeit. Leider - und das sollte gesagt werden, war der Irak das ideale Terrain, sich zu verwirklichen. Das galt ebenso für die Männer als Individuum (finanzielle, mentale oder sehr persönliche Beweggründe wie Rachegefühle oder gar Rassenwahn) als auch für die verschiedenen Sicherheitsfirmen jeglicher Art, wenn es darum ging, lukrative Verträge, siehe großen Gewinn unter Dach und Fach zu bringen. Begriffe wie Gesetz, Ordnung und Sicherheit fehlten im Irak zur Gänze. Vielmehr herrschte ein Ambiente à la ´Wilder Westen`. Der Tod einzelner war zwar bedauerlich, wog aber kaum in den Köpfen der in London, Paris, Arlington County oder Sydney in sicheren, gut klimatisierten Büros sitzenden CEOs. Für damalige Verhältnisse waren die mir angebotenen 500 Dollar verdammt wenig. Das wusste Bernd, das wusste ich. Ich war aber dennoch sofort Feuer und Flamme, denn es roch nach Aufbruch. Nach Aktion. Es roch nach dem Ende meiner recht emotionalen Durststrecke. Meine Frau, die wusste, wie sehr die alten Geister mich noch plagten, war jedoch strikt dagegen. Sie wollte lieber einen weniger zahlungskräftigen Mann – gesund und vital – daheim, als einen ewig abwesenden und noch dazu in ständiger Unsicherheit lebenden, gutverdienenden Gatten im Irak. Es stand Normalität gegen etwas Wahnsinn - Aussage gegen Aussage. Sie hatte ihre Gründe, ich die meine. Aber noch während wir vernünftig miteinander diskutierten und ich versuchte, sie zu überreden, klingelte das Telefon erneut. Es war Bernd. Der Auftrag war ins Wasser gefallen. Ich fand es schade, denn gerne hätte ich mit Bernd zusammengearbeitet. Bernd, ein Deutscher, einst Adjudant-chef der Legion, war wie ich, ein rastloser Fallschirmjäger. Von 2003 bis 2004 jobbte er als PPO für Control-Risks und später dann für URG-Australia.

Bild 5

       Bild oben und unten: Bagdad 2006 kurz nach einem Überfall auf einen Konvoi, bewacht von URG.

Bild 6

      Klient war das Research Triangle Institute im Irak. Einem Klienten ist es egal wie ein PPO seinen Tag gestaltet, ob er dreimal geschieden war, wie er lebte oder gar was er aß. Er will von kühler und absoluter Professionalität umgeben sein. Mit Bernd und seinen Männern lag das Research Triangle Institute also goldrichtig. Als der Auftrag mit URG beendet war, wurde Bernd Escort Protection Team Leiter, verantwortlich für die Strecke beginnend von Al Faw, Richtung Norden des Landes. Es handelte sich um die Todesstrecke ´Basra – Bagdad` dem heißesten Abschnitt am Ort. Dort beklagte man jeden Tag Tote, auch unter den Sicherheitsleuten. Niemand - Gurkhas und Ex-Legionäre mal ausgenommen, wollte in diesem Streckenabschnitt arbeiten, weil man oft nur über einen Blutzoll an das monatliche Gehalt kam. Bernd war‘s egal. Wieder später in der Zeit, von 2005 bis 2007 war er als PPO Ausbilder in Tikrit tätig. Klient war dieses Mal das national Democratic Institute, Department of State. Das, was ich durchgemacht hatte, lange Jahre in der Legion, dann wieder Zivilist, die Suche nach den drei Tropfen Öl (um Paulo Coelhos Alchimisten zu zitieren)… das alles hatte er längst hinter sich. Er hatte dafür nur ein müdes Lächeln übrig. Bernd verstand mich. Ich verstand ihn. Was viele von uns Ex-Legionären jedoch nicht verstanden war, dass mal Schluss sein musste mit der ´Bagarre`, mit dem Kampf. Der Japaner Saito, ein absoluter Kämpfer, ein netter, vertrauenswürdiger Typ, ein guter Freund und kompetenter Vorgesetzter, war einer von ihnen. Von 1987 bis 1989 war Saito mein Gruppenführer bei den Fallschirmjägern der Fremdenlegion. Jeder von uns kannte ihn, jeder mochte ihn. Einen besseren Menschen hätte man kaum begegnen können. ´Ronin` Adjudant-chef Saito, oder ´Banzai`, wie wir ihn nannten, kam im Mai 2005 im Irak ums Leben. Er arbeitete damals als Sicherheitsangestellter des Security Providers Hart (Hart GMSSCO Cyprus, ltd.) in Bagdad.

      1999 von Richard N. Bethell alias Lord Westbury gegründet, war ´Hart Group` (hartinternational) bereits im Jahr 2004 die größte und gefragteste Private Militär Sicherheitsfirma die im südlichen Irak ihre Dienste anbot. Westburys Leben ist es wert, in einigen Sätzen erzählt zu werden. Der ´Lord` war ein Veteran des Special Air Service (SAS), einer Spezialeinheit der britischen Armee. Bekannt wurde er als einer der Helden des Falklandkrieges. 1991 war er Leiter der in London ansässigen, 1981 gegründeten Defence Systems Limited, eines des größten militärischen Sicherheitsunternehmens seinerzeit. Defence Systems Limited gehört heute zum Waffenkonzern Armor Group. In jungen Jahren gelang Bethell eine recht abenteuerliche Flucht aus Kasachstan. Dazu benutzte er ein Kaviarschmuggler- Flugzeug. Das war, nachdem er erfolgreich somalische Piraten vor der

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