Private Security. Thomas GAST
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Bild oben: Februar 1988. Akihiko Saito rechts im Bild, in die Kamera schauend. Zu Zeit der Aufnahme des Fotos war er ein junger Sergent. Fünf Jahre später, im Februar 1993 avancierte der Japaner zum Sergent-chef. Zu dem Zeitpunkt aber hatte er die Fallschirmjäger der Legion bereits verlassen.
Unter anderen diese: Wie konnte es sein, dass ein französisch sprechender Japaner, für eine britische Firma arbeitend, mit einer Waffe in der Hand im Irak ums Leben kam? Söldner! Das war der erste Gedanke. Und der führte rasch dazu, dass diverse Firmen in den Fokus der breiten Öffentlichkeit gerieten.
Männer der Private Security in Basra / Irak 2005. Links im Bild ein deutscher Kamerad und ehemaliger Legionär. Wir dienten zusammen im Dschungel Guyanas.
Blackwater - heute Academi, zum Beispiel. Blackwater professional? Blackwater, die Firma, die alles im Griff hatte? Die sicherlich mächtigste PMC der Welt wurde vor allem durch das Falludscha Massaker bekannt. An einem Mittwochmorgen des 31. März 2004 gerieten vier Angehörige der Firma in einen Hinterhalt. Ihr Auftrag war es, drei Tieflader der Firma ESS Support Services Worldwide zur Al Taqaddum Airbase, sechzehn Kilometer westlich von Falludscha, zu eskortieren. Der Auftrag wurde zum Albtraum. Die vier Sicherheitsleute wurden aus nächster Nähe erschossen, aus den Fahrzeugen gezerrt, ihre toten Körper geschlagen, gebrandmarkt, durch die Straßen geschleift, öffentlich zur Schau gestellt und schließlich - unterstütz von einem johlenden Mob, an Brückenpfeilern aufgehängt. Die Bilder, die im Anschluss daran veröffentlicht wurden, erinnerten vor allem die US-Amerikaner schmerzhaft an das Somalia-Debakel. Black Hawk Down ist wohl jedem von uns ein Begriff. Und es gibt kaum jemanden, der nicht mit Abscheu an die Bilder denkt, die damals während der Schlacht von Mogadischu im Oktober 1993 weltweit über die Bildschirme flimmerten. Somalische Kämpfer zogen nackte, verstümmelte US-Piloten durch die Straßen der Hauptstadt. Der Hintergrund des Filmes basierte auf Fakten. Am 5. Juni des Jahres 1993 kamen in Mogadischu vierundzwanzig Blauhelmsoldaten aus Pakistan ums Leben. Die Welt war empört, forderte sofortige Strafaktionen. Selbst der Generalsekretär der Vereinten Nationen Boutros-Ghali sprach sich für eine entschlossene und schnelle Aktion aus. Schuldige waren schnell gefunden: die Milizen des Generals Mohammed Farah Aidid, Chef des Habar Gidir Clans! Doch ´find and fix`, finden und töten, wie die Amerikaner die Suche nach Mohammed Farah Aidid nannten, fand so nicht statt. Das Unternehmen mit dem Codenamen ´Irene` wurde zum Desaster. Bei dem Versuch einer gemischten Spezialeinheit, bestehend aus Army Rangers, Delta Force und Navy Seals, einige Anhänger des Clanführers Mohammed Farah Aidid und vielleicht sogar Aidid selbst mitten in Mogadischu gefangen zu nehmen, wurden zwei amerikanische Black Hawk Helikopter abgeschossen. Super Six-One und Super Six-Four. Die zur Rettung der Piloten entsandte Truppe wurde rasch eingekesselt. Nach einem zwölfstündigen Feuergefecht waren 18 US-amerikanische Soldaten tot, der Traum, Somalia zu befrieden, wurde definitiv begraben. Berufsbedingt kannte ich einige Männer die für Blackwater arbeiteten, denn es waren viele Ex-Seals dabei. 1986 trainierte eine Handvoll Legionäre des 3. REI, ich war einer von ihnen, drei Wochen mit den Navy Seals in Puerto Rico, dem Stützpunkt des Seal-Team-4. Wir bildeten die Seals im Dschungelkampf aus. In Sachen Urwald machte uns niemand etwas vor. Auch die Seals nicht. Alle Seals, mit denen ich während dieser Ausbildung zu tun hatte, nannten sich Patrioten. Das war lobenswert. Das war tugendhaft. Tapfer, anständig und pflichtbewusst waren sie einfach nur stolz darauf, Soldat zu sein und ihrem Land zu dienen. Einige aber waren von der Gesinnung her so radikal, dass das alleinige Wort Patriotismus nicht mehr das abdeckte, was so unter ihrer Ich-bin-ein-Profisoldat Oberfläche alles so glomm und brodelte. Ich kannte und verabscheute diese Art Patriotismus. Er war nicht aufgeklärt wie ich und viele andere ihn lebten und verstanden, sondern fanatisch. Ihre Worte, vor allem die, die sie nicht oder nur im angeheiterten Zustand aussprachen, klangen in meinen Ohren wie Hohn und Verachtung gegenüber allen Andersdenkenden und -glaubenden. Ohne Zweifel, auch bei dieser Minderheit handelte es sich um Top Jungs. Doch ob als Soldat bei den SEALs oder später dann als Contractor im Private Security Business, wo sie ihren persönlichen, von Hass, Verrohung und Unausgeglichenheit geprägten Krieg weiterführten - glaubten doch viele von ihnen, sie persönlich müssten auf irgendeine Art und Weise die Nine Eleven Opfer rächen: Sie konnten ihr überhebliches Gehabe einfach nicht ablegen! Wer so hasserfüllt in den Krieg zieht oder mit Mordlust im Auftrag einer PMC unterwegs ist, kommt entweder gar nicht oder wenn schon, dann als moralisches Wrack nach Hause. Hatten ihre Vorgesetzten ihnen diesen Groll eingepflanzt? Oder die US-Regierung mit ihrer unsinnigen Kriegstreiberei? Oder musste man den Ursprung dieses ´Unwohlseins` sogar in ihrer Wiege suchen? Alles hielt ich für gut möglich. Ich studierte sie beim Training. Einige ihrer Techniken waren genial. Sie waren gleich so gut, dass wir mit den Gedanken spielten, sie in unser Ausbildungsprogramm aufzunehmen. Nach getaner Arbeit saßen wir mit den SEALs in den Kaschemmen der Hauptstadt San Juan oder in der Stripteasebar in ihrem Basiscamp Roosevelt Roads, ein Camp, das die SEALs liebevoll ´Rosie` nannten. Bereits nach dem dritten oder vierten Bier kamen sie runter von der Wolke auf der sie schwebten. Etwas angeheitert waren sie ´normal`. Zu dieser Normalität gehörte auch eine Portion Unsicherheit uns gegenüber. Sie waren wissbegierig. Hörten uns zu. Und sie sprachen viel. Mein Fazit? Selbst SEALs kochten nur mit Wasser. Ihren Gesprächen entnahm ich, dass sie Hand auf ein enormes Budget hatten. Das erklärte teilweise ihr großartiges, sehr spezielles, für Militärs nicht unbedingt herkömmliches Waffenarsenal. Ausbildungsmittel und persönliche Ausrüstung wurden davon gleich mitfinanziert. Ihre weltweiten Erfolge in ihrer Berufung, dem „Guerillaeinsatz hinter den feindlichen Linien“, waren auch Frucht des stets präsenten Nachschubs an Munition, an Medikamenten, an Nahrung und an Informationen. Alles zur richtigen Zeit am rechten Ort und in ausreichender Quantität. Ohne diesen zeitgerechten Nachschub? Rien ne va plus! Nichts geht mehr! Insofern machte ich mir meine eigene Philosophie über US-Eliteeinheiten und de facto über Firmen wie Blackwater, die eben hauptsächlich aus diesem Kontingent ihre ´Manpower` schöpften. Sie waren weniger Einzelkämpfer als wir Legionäre. Zu stark war die Abhängigkeit von der Logistik. Wir Legionäre hatten gelernt, im Einsatz ohne Hass und ohne Leidenschaft zu agieren. Die Legion legte uns diese Demut in die Soldatenwiege. Eine Demut, die vielen amerikanischen Security Leuten ganz einfach abging. Sie hielten sich wohl für unbesiegbar, für unsterblich. Dessen ungeachtet verneige ich an dieser Stelle mein Haupt vor dem Tod der Blackwater- Kameraden aus der Branche. Dass der Tod dazugehörte, das wussten sie. Der Blutzoll, den sie an diesem unheilvollen 31. März 2004 entrichteten, war schmerzlich. Einen Blutzoll noch dazu, an dem die mangelhafte Einschätzung der Situation und die nicht unbedingt professionelle Vorbereitung ihrer Chefs eventuell mit schuld waren. Man muss wissen, dass Falludscha zu der Zeit das gefährlichste Pflaster weltweit für US-Security Männer war. Sicherheitsleute anderer Firmen warnten die