Diabetes Ade. Markus Berndt
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Praktiken, wie sie heute gang und gäbe sind
Eigentlich kann man den Ärzten zu Beginn des 19. Jahrhunderts absolut nichts vorwerfen. Sie taten ihr Bestes, um Diabetikern zu helfen. Der Einsatz von Insulin in der Diabetes-Therapie war für viele Zuckerkranke ein Segen, galt Diabetes doch bis zu diesem Zeitpunkt als Krankheit, die innerhalb weniger Wochen zum Tod der Betroffenen führte.
Zu dieser Zeit war Diabetes wohl auch tatsächlich noch unheilbar, zumindest nach damaligem Wissensstand. Doch wie verhält es sich heute damit? Die Wissenschaft ist im Jahr 2015 erheblich weiter, und man weiß, dass das Hauptproblem von Diabetes Typ-2, die Insulinresistenz, eigentlich reversibel ist. Denn ganz offensichtlich sind die meisten Insulin-produzierenden Betazellen bei Vorliegen eines Typ-2 Diabetes nicht unwiederbringlich zerstört.
Auch Forschungen von Dr. Chutima Talchai vom Columbia University Medical Center (CUMC) in New York zeigen in diese Richtung, und verweisen darauf, dass die betroffenen Betazellen bei Vorliegen eines Typ-2-Diabetes überwiegend lediglich reversibel zurückgebildet sind!
Warum behauptet man trotzdem auch weiterhin standhaft, dass Diabetes Typ-2 unheilbar ist und das Fortschreiten der Krankheit unausweichlich?
„Was bringt den Doktor um sein Brot? a) die Gesundheit b) der Tod. Drum hält der Arzt, auf dass er lebe, uns zwischen beidem in der Schwebe. „
Eugen Roth
Wie hat sich Diabetes in all den Jahren seit seiner Entdeckung entwickelt, und warum ufert er trotz modernster Behandlungsmöglichkeiten- und Methoden weiterhin so aus? Bei nahezu 400 Millionen Diabetikern könnte man in Anlehnung an die Leitlinien der Diabetesgesellschaften fast schelmisch behaupten, dass Diabetes Typ-2 „leitliniengerecht explodiert“.
Die amerikanische Ärztin Dr. Sarah Hallberg rät in diesem Zusammenhang:
„Reversing Type 2 Diabetes Starts with Ignoring the Guidelines“.
Was frei übersetzt so viel bedeutet wie:
„Der Umkehrprozess von Diabetes Typ-2 fängt mit dem Ignorieren der Richtlinien an!“
Im Zuge der größten weltweiten Studie über Gesundheitsbeschwerden, der „Global Burden of Disease“, wurde festgestellt, dass im Zeitraum von 1990 bis 2013 Diabetes bei Männern um 129% Prozent zunahm!
In Anbetracht dieser dramatischen Entwicklungen, die viele schon als Pandemie bezeichnen, muss eine wesentliche Frage legitim sein: Welcher Qualitätslevel sollte Voraussetzung dafür sein, Diabetikern Typ-2 eine geeignete Therapie- und Beratungsleistung zukommen zu lassen? Welche Ausbildung ist dafür erforderlich, und wieviel Erfahrung sollte man als Berater & Therapeut zwingend mitbringen?
Laut dem Deutschen Diabetes Zentrum (DDZ) setzen Ärzte und Diabetesberater andere Schwerpunkte als die der Lebensqualitätssteigerung bei Diabetes. Der Grund dafür ist meist darin zu finden, dass bei der Aus- und Weiterbildung primär auf die Themen Komplikationen und Spätfolgen eingegangen wird. Darüber hinaus wird berichtet, dass Medizinstudenten nur eine einzige Doppelstunde zum Thema „Lebensqualität bei Diabetes mellitus“ als Vorlesung erhalten. [3]
Wie werden eigentlich „neue Diabetespatienten“ in den dafür vorgesehenen Stoffwechselambulanzen der Krankenhäuser oder in diabetologischen Schwerpunktpraxen betreut? Müsste man, da Diabetes Typ-2 immer mehr zur „Ernährungserkrankung“ mutiert, im Sinne der Patienten nicht vor allem auf diesem Gebiet modernste Forschungsergebnisse berücksichtigen?
Für Ärzte existieren Aufbaulehrgänge zur Ausbildung als Ernährungsmediziner. Das ist auch sehr sinnvoll und eine tolle Möglichkeit im Sinne der Patienten! Doch wie oft wird diese auch ergriffen? Kennen Sie persönlich einen Ernährungsmediziner, und wurden Sie als Diabetiker Typ-2 an einen solchen verwiesen?
„Erst vor kurzem durfte ich mich in der Stoffwechselabteilung eines bekannten Wiener Städtischen Krankenhauses persönlich davon überzeugen, wie man es mit der Ernährung von Zuckerkranken hält. Diabetiker bekommen dort zum Frühstück Semmeln und anderes Gebäck aus Weißmehl serviert. Dazu gibt es Softdrinks und die Frage, ob man gerne Zucker zum Kaffee möchte. Als Draufgabe wurde, in meinem Beisein, zum Mittagessen Topfenpalatschinken mit Vanillesauce serviert. In einer Klinik, in der Diabetiker therapiert werden sollen! Dieses persönliche Erlebnis, welches ich sozusagen als Zaungast beobachten durfte, hatte eine durchaus vorhersehbare Konsequenz: Es musste die doppelte Menge Insulin gespritzt werden, als es der Patient in normaler, häuslicher Umgebung gewohnt war! Das ist ohne Zweifel gut für das Geschäft, weniger erfreulich jedoch für den Patienten!“
Angeblich wird die Volkskrankheit Diabetes Typ-2 deshalb so häufig mit Medikamenten therapiert, weil es die Patienten nicht anders wollen. Man möchte, so wird berichtet, keine Lebensumstellung durchführen. Das wäre zu anstrengend, und ein paar Tabletten zu schlucken sei doch so viel einfacher. Vielleicht ist es das.
Doch wussten Sie, dass in Deutschland alle paar Minuten ein Mensch an den Folgen von Neben- oder Wechselwirkungen seiner Medikamente stirbt? Und dass laut US-Statistiken in den letzten 27 Jahren allein in den USA 3 Millionen Menschen an den Folgen verschreibungspflichtiger Medikamente starben. [4]
Ist Ihnen bekannt, dass bei der Platzierung der weltweit häufigsten Todesursache, Diabetes bereits unter den ersten 5 ist? Mehr als 3 Millionen Menschen sterben laut der deutschen Diabetesstiftung jedes Jahr an den direkten Folgen von Diabetes. [5]
Das Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden, ist um 400% höher als bei einem Nichtdiabetiker, beim Herzinfarkt ist es um 600% höher, und das Risiko eines Nierenversagens gar um 1.200%!!!
Ist das alles wirklich notwendig?
„Unser Schicksal hängt nicht von den Sternen ab, sondern von unserem Handeln“ William Shakespeare
Die Geschichte von Diabetes
War Ihnen bekannt, dass nach Ende des 2. Weltkriegs in Deutschland kaum Diabetiker Typ-2 zu finden waren? Schon eigenartig, denn Genetik gab es wohl damals schon, und damit auch das so gern zitierte genetische Risiko. Woran lag es also, dass Diabetes erst viel später zu einer regelrechten Pandemie wurde? In vergangenen Zeiten mussten sich die Menschen mehr bewegen, um an ihr Essen zu kommen. Fast Food und Zuckerüberschuss gab es keinen, und somit waren die beiden Hauptrisikofaktoren (mangelnde Bewegung und schlechte Ernährung) eliminiert – sie existierten einfach nicht!
Die geschichtliche Entwicklung von Diabetes
ca. 1550 vor Christus
In sehr alten ägyptischen Texten werden Rezepte für Diätmaßnahmen gefunden, die angeblich den "Überfluss an Harn" beeinflussen sollten. Ob das ein Hinweis auf mögliche diabetische Erkrankungen darstellen soll, ist unter den Historikern umstritten.
2. Jahrhundert nach Christus
Der griechische