Die großen Schlagzeilen Ostbayerns. Mittelbayerische Zeitung
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Blut- und Tränenwunder sorgen immer wieder für helle Aufregung in der katholischen Kirche. Allein in Italien soll es mehr als 190 Blutreliquien geben. Weinende, blutende, schwitzende Statuen und Heiligenbilder werden regelmäßig auch aus anderen katholischen Ländern Europas und den USA gemeldet. Öffentlich reagiert die Kirche auf solche Mysterien diplomatisch. „Der Glauben gründet sich nicht nur auf Zeichen und Wunder“, kommentierte der damalige Kardinal Joseph Ratzinger die blutigen Tränen der Muttergottes von Civitavecchia. Die meisten Wunder würden sich durch ein natürliches Phänomen aufklären, der Rest sei auf Geschäftemacherei zurückzuführen, schreibt Bernd Harder von der Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften in einem Aufsatz.
Im Januar 1977 stellt eine Hausfrau aus Schwandorf an einem Marienbild, das sie in ihrer Hauskapelle unter dem Dach hängen hat, Wassertropfen am Auge fest.
Als Ponnath im August 1977 seinen Artikel „Geschehen in einer Schwandorfer Familie Wunderdinge“ veröffentlichte, trat er eine Welle los. Auch „Die Woche“, die „Neue Revue“ und sogar der „Stern“ kamen in die Oberpfalz, um über die weinende Madonna zu schreiben. Beim Bistum Regensburg war man wenig erfreut, als das angebliche Wunder publik wurde und die Pilgerströme einsetzten. Bis aus dem Sauerland kamen die Gläubigen in Bussen. Ein Pilgerführer aus Essen rief an, um sich „nach dem Wallfahrtsort Schwandorf mit Zielpunkt Hauskapelle“ zu erkundigen.
Der arbeitslose Reihenhausbesitzer und seine Frau kamen angesichts des Rummels auf eine Idee. Sie ließen Bildchen von der weinenden Madonna drucken und verteilten sie unter den Besuchern – das Stück für 3,80 Mark, erinnert sich Ponnath. Von Zeitungsfotografen wurden immer höhere Honorare verlangt. Bis zu 1000 Mark wollte man für ein Bild mit der betenden Hausherrin haben. Die Schwandorfer Geistlichen reagierten zunehmend verärgert, was wiederum die Madonnenbild-Besitzerin erzürnte. Bischof Rudolf Graber schrieb einen Brief, in dem er „jegliche weitere Verbreitung der Erlebnisse“ auf unabsehbare Zeit verbat. Eine Expertenkommission wurde eingesetzt, um die Tränen auf ihre Echtheit zu überprüfen. Die Herrschaften im Reihenhaus sahen darin Missgunst. „Das alles ist eine Kampagne der Kreuzberger Patres, die Angst haben, dass durch die weinende Madonna ihre Wallfahrtskirche abgewertet wird“, sagten sie dem „Stern“.
Maria schickte sogar eine Botschaft
Das angebliche Wunder lockte nun eine immer skurrilere Klientel an. Der Studienrat aus Regensburg erhielt Nachricht von einem italienischen Seher, der mit der Muttergottes über das Schwandorfer Phänomen gesprochen haben will. Die Muttergottes höchstpersönlich, so schrieb damals Ponnath, ließ Folgendes ausrichten: „Die Last ist erdrückend, du bist ein Lieblingskind unter meinen Lieblingskindern, weil du so viel betest, ich wünsche, dass man mir hier eine Kapelle baut.“ Auch aus Österreich kam eine Seherin in die Oberpfalz. „Sima“, die man in eingeweihten Kreisen dafür kannte, dass sie arme Seelen sehen und kontaktieren konnte, betete in der Reihenhaus-Kapelle. Danach erzählte sie den Bewohnern, dass sie dort tatsächlich arme Seelen erblickt hätte. Und quartierte sich gleich über Nacht ein. Und das alles passierte, obwohl die Tränen am Marienbild eigentlich schon seit Monaten getrocknet waren. Doch der Zauber ging von Neuem los, als die kalte Jahreszeit über Schwandorf hereinbrach. Wieder gab es feuchte Stellen. Nun hatten die Experten aber einen Verdacht. Wenn die Familie nicht beim Tränenwunder nachgeholfen hatte, dann musste es sich um Kondenswasser handeln. Zu diesem Urteil kam auch der Abschlussbericht, der ein undichtes Dach über dem unbeheizten Raum als Ursache für die Kondenswasserbildung ausmachte.
Die Tränen waren also nicht menschlich, wie der Studienrat mit seinem Chemiebaukasten ursprünglich festgestellt hatte. Es war simples Regenwasser, das die Menschen in und um Schwandorf monatelang in helle Aufregung versetzte.
Ein Präsident stürzt über Käsehäppchen
Mit Hans Bradl trat 1999 erstmals ein Bezirkstagspräsident zurück. Er hatte als kommunaler Wahlbeamter über Jahre zu Unrecht Sitzungsgelder kassiert.
Im April 1992 wurde Hans Bradl als Bezirkstagspräsident der Oberpfalz vereidigt. Er versprach, nicht die „Wachsfigur da oben“ zu sein. Links Vizepräsident Georg Girisch, in der Mitte der damalige Regierungspräsident Karl Krampol. Foto: MZ-Archiv/Moosburger
Von Fritz Winter, MZ
Regensburg. Die Affäre kam bereits im Jahr 1997 durch den Regensburger CSU-Politiker Alfred Hofmaier ins Rollen. Er war Stadtrat und Bürgermeister in seiner Heimatstadt Regensburg und alle nannten ihn nur den „Sched“, weil er diesen nur schwer zu erklärenden Oberpfälzer Ausdruck allzugern benutzte. In seiner Eigenschaft als Mitglied des Oberpfälzer Bezirkstages hat er „sched amal“ an zahllosen Fronleichnamsprozessionen, Bittgottesdiensten, Richtfesten und anderen hochpolitischen Ereignissen teilgenommen und dafür „sched“ eine Spesenabrechnung beim Bezirkstag eingereicht.
Hans Bradl zündete Nebelkerzen
Nun waren aber die Zeiten des ehemaligen Bezirkstagspräsidenten Alfred Spitzner längst vorbei, als man über solche Kleinigkeiten generös hinweggesehen hatten. Hofmaier zahlte 18 000 Mark Spesen zurück und beendete seine Bezirkstagskarriere. Nur der Rechnungsprüfungsausschuss bohrte weiter und untersuchte alle Spesenabrechnungen – auch die des Präsidenten Hans Bradl (CSU).
Zunächst ohne Ergebnis. Im Jahr 1998 nahm sich der Bayerische Kommunale Prüfungsverband der Akten des Bezirks Oberpfalz an. Und siehe da: Anfang Januar 1999 wurde bekannt, dass Bradl während seiner bis dahin siebenjährigen Amtszeit Sitzungsgelder für jede von ihm geleitete Sitzung kassiert hatte, obwohl ihm das Geld bei einer Aufwandsentschädigung von rund 8000 Mark im Monat gar nicht zugestanden hätte. Auch die ehemalige Vizepräsidentin Ingrid Kurz (CSU) stand auf der Spesenliste. Und es wurde weiter bekannt, dass die Auszahlungen trotz interner Bedenken in der Verwaltung auch schon an Bradls Vorgänger Spitzner getätigt wurden.
Statt reinen Tisch zu machen, zündete Hans Bradl Nebelkerzen. Er behauptete, die Auszahlungen „weder veranlasst“ noch „etwas gedreht“ zu haben und erklärte öffentlich, ab habe 16 000 Mark zu Unrecht erhaltener Sitzungsgelder an den Bezirk zurückbezahlt. Ingrid Kurz sagte, sie habe 10 000 Mark zurückerstattet.
Auch Bradls Vizepräsidentin Ingrid Kurz musste Spesen an den Bezirk zurückzahlen.
Gospel-Songs wurden verboten
Zumindest im Falle Bradls war dies aber nur die