Die großen Schlagzeilen Ostbayerns. Mittelbayerische Zeitung
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So richtig wütend machte Bradl die eifrig nachforschende SPD-Opposition im Bezirkstag dann mit seiner Ankündigung, auf der Ebene der kleinen Beamten wegen der „Auszahlungsfehler“ Köpfe rollen zu lassen. Dabei hatte der Geschäftsführende Direktor des Kommunalen Prüfungsverbandes, Wolfram Zwick, deutlich darauf hingewiesen, dass es seit Jahren gültige Rechtsauffassung des Innenministeriums sei, dass kommunale Wahlbeamte wie Bradl keine Sitzungsgelder beanspruchen können.
Jetzt lief die Affäre für Bezirkstagspräsident Hans Bradl völlig aus dem Ruder. Nachdem sie offenbar für Fehler an der Spitze büßen sollten, packten Verwaltungs-Insider aus. Das Rechnungsprüfungsamt, so hieß es, habe sowohl unter den Präsidenten Spitzner und Bradl immer gewusst, dass die Auszahlungen falsch waren, hieß es. Aber man habe geschwiegen. Bradl sei gefürchtet gewesen. Er habe „rumgebrüllt und mit Akten geschmissen“. Parteifreunde wussten das, gingen langsam auf Distanz.
Aus der Holzakadamie in Cham wurde bekannt, dass Bradl zum zehnjährigen Bestehen der Bezirkseinrichtung Gospelsongs verbieten ließ, weil er „ausländische Lieder nicht mag“ und Heimatweisen bevorzuge. Bei einer Sitzung des Verbandes der Bayerischen Bezirke in Regensburg soll er laut einem Protokoll sogar eine Bezirksbedienstete tätlich angegriffen haben, weil sie in geselliger Runde nicht schnell genug Käsehäppchen gebracht habe. Er soll sie als „Maulaff“ und „Trampel“ bezeichnet haben. Dennoch wurde über den Vorfall Stillschweigen vereinbart.
Schon unter Bradls Vorgänger Alfred Spitzner wurden Sitzungsspesen zu Unrecht ausbezahlt.
Jetzt wurde es auch CSU-Fraktionschef Rupert Schmid, damals Regensburger Landrat, zu bunt. Nachdem gegen Bradl disziplinarische Vorermittlungen eingeleitet worden waren, sondierte er hinter den Kulissen die Ablösung des unhaltbar gewordenen Bezirkstagspräsidenten. Am 27. Januar 1999 trat Hans Bradl zurück und meldete sich krank. Zu seinem Nachfolger wurde der Verwaltungsexperte Schmid gewählt. Er band die SPD-Opposition mit Vizepräsident Norbert Hartl in die Arbeit ein – heute sind Skandale beim Bezirk Geschichte. Er arbeitet hocheffektiv für die Region.
Neuanfang: Präsident Rupert Schmid band die SPD unter Hans Schuierer in die Arbeit ein.
101 Tage in der Hand der Taliban
Große Schlagzeilen Ostbayerns: Georg Taubmann wird in Afghanistan entführt und mit dem Tod bedroht. Er weiß um die Gefahr und hilft trotzdem weiter.
Georg Taubmanns Winken ging um die Welt: Nach Monaten in Gefangenschaft kam er frei. Fotos: MZ-Archiv/Straßer/Shelter Now
Von Christine Strasser, MZ
Sulzbach-Rosenberg. Georg Taubmann muss nur die Nachricht von einer Entführung in Afghanistan hören – und die gibt es noch immer –, schon hat er die Bilder von den Gefängniszellen und den unterirdischen Verliesen wieder vor Augen. Taubmann weiß, was Menschen droht, die in der Gewalt der Taliban sind. „Die Wahrscheinlichkeit, dass sie da lebend wieder rauskommen, ist gering.“
Am 5. August 2001 verhaftete die afghanische Religionspolizei 24 Mitarbeiter der christlichen Hilfsorganisation Shelter Now, zu denen auch Georg Taubmann aus Sulzbach-Rosenberg gehörte. Die Taliban beschuldigten die acht Ausländer und 16 Afghanen, Missionierungsversuche unternommen zu haben. Für das radikal-islamische Regime, das damals in Afghanistan herrschte, ein Vergehen, das mit dem Tod bestraft wird. Für Taubmann, seine Mitstreiter und die Angehörigen begann ein monatelanger Nervenkrieg.
Das Bedürfnis, zu helfen
Taubmann hatte sich schon früh der Hilfe Bedürftiger verschrieben. Während seiner Lehrjahre als Krankenpfleger in Nürnberg suchte und fand der engagierte Christ den Kontakt zu anderen Menschen, die helfen wollten. Sie organisieren Busse, um hungernde Menschen in Polen mit Lebensmitteln zu versorgen. Im Urlaub in Asien hilft Taubmann beim Bau von Brunnen und Hütten. Anfang der 1980er Jahre geht Taubmann endgültig nach Asien. Seine Frau Marianne , eine gebürtige Vohenstraußerin, lernt er bei seiner Arbeit für verschiedene Hilfsprojekte kennen. Die beiden Söhne des Paares werden in Pakistan geboren. Taubmann wird Projektleiter von Shelter Now in Pakistan und Afghanistan.
Nach der Festnahme der Shelter-Now-Mitarbeiter gelingt es Diplomaten erst nach Wochen, mit den Inhaftierten in Kontakt zu treten. Ein bizarrer Prozess beginnt. Erst vor Gericht erfahren die vier Deutschen, zwei Amerikaner und zwei Australier, welcher Verbrechen sie überhaupt beschuldigt werden. Die Helfer sollen nach dem Recht der Scharia abgeurteilt werden. Als am 11. September 2001 zwei Flugzeuge in die Türme des World Trade Centers krachen und die Amerikaner Afghanistan bombardieren, werden die humanitären Helfer zu Geiseln.
Noch immer ist Traubmann (l.) regelmäßig in Afghanistan.
Taubmann hört und sieht in den Zellen der Geheimpolizei wie die Taliban afghanische Gefangene foltern. Er selbst wird verschont, aber die Angst ist ein ständiger Begleiter. In etlichen Momenten ist er der Verzweiflung nah. Seine Befreiung bezeichnet er als ein Wunder. Nach dem Vormarsch der Nordallianz spitzt sich die Situation zu. Die nervösen Wachen verfrachten die ausländischen Shelter-Now-Mitarbeiter in einen Lastwagen und fahren Richtung Kandahar. In Ghazni, einer Stadt im Südosten des Landes, feuern örtliche Milizen auf den Konvoi und stoppen ihn. Die acht Gefangenen müssen eine bitterkalte Nacht in einem Container verbringen. Dann werden sie in das Gefängnis von Ghazni gebracht, dem laut Taubmann schlimmsten der fünf Gefängnisse, in das die Inhaftierten gesperrt wurden.
Als die Amerikaner Ghazni bombardieren, wackeln die Gefängniswände. Ein Mann bricht die Türen auf. Mit Patronengürtel und Panzerfaust steht er vor den Gefangenen und ruft „Asad ast“ („Ihr seid frei“). Die befreiten Helfer sollen per Helikopter nach Pakistan ausgeflogen werden, doch die US-Piloten übersehen die kleine Gruppe, die nachts auf einem Feld wartet. Mit Kopftüchern und Teilen der Kleidung entfachen die Shelter-Now-Mitarbeiter ein Feuer, werden entdeckt und nach 101 Tagen in Gefangenschaft gerettet.
Schönheitssalon in Kabul eröffnet
So schlimm diese Erlebnisse waren, so schnell war für Taubmann klar, dass er wieder zurück nach Afghanistan will. Einige Monate später kehrte er tatsächlich wieder zurück. Die gesamte Organisationsstruktur, die er für Shelter Now aufgebaut hatte, war zerstört. Auch sein eigenes Haus war ausgeplündert. Sein christlicher Glaube habe ihm geholfe, wieder von vorne anzufangen – und die starke Liebe zu den Menschen. „Die Afghanen sind froh, dass wir helfen“, betont Taubmann, der bis heute mit der Region eng verbunden ist. Er spricht Paschtu, ist vertraut mit den Gepflogenheiten. Er bohrte