Ostfriesland verstehen. Helga Ostendorf

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Ostfriesland verstehen - Helga Ostendorf

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Emden: Ostfriesisches Landesmuseum, Johannes à Lasco-Bibliothek und Kunsthalle.

      Karl Dall

      (*1941 Emden), Komiker

      Dalls Vater war Schulleiter und die Mutter Lehrerin. Er jedoch verließ in der 10. Klasse die Realschule und absolvierte eine Lehre als Schriftsetzer bei der Druckerei Rautenberg in Leer. In Leer lernte er Peter Ehlebrecht kennen. Dall, Ehlebrecht, Ingo Insterburg und Jürgen Barz gründeten 1967 die Gruppe „Insterburg & Co.”, eine in den 1970er Jahren legendäre Komiker-Band. In den 1980er Jahren wirkte Dall in verschiedenen Filmen als Schauspieler mit und trat in zahlreichen, teils eigenen Fernsehshows auf: Verstehen Sie Spaß? Dall As, Jux und Dallerei, Koffer Hoffer, Karl Dall Show und Retro Show. Seit Herbst 2012 steht er mit dem Ein-Mann-Stück „Der Opa” auf der Bühne. Daneben spielt er in der ZDF-Serie „Hafenkante” den Vater einer Polizistin. Dall wohnt in Hamburg. Bis vor wenigen Jahren noch hatte er einen Zweitwohnsitz in Ostfriesland: die Mühle in Möhlenwarf.

      Ubbo Emmius

      (*1547 Greetsiel, †1625 Groningen), Gründungsrektor der Universität Groningen (NL)

      Emmius war der Sohn eines evangelisch-reformierten Pastors. Er studierte in Rostock und Genf Theologie und wurde zunächst Lehrer und später Rektor der Lateinschule Norden (heute: Ulrichsgymnasium). Wahrscheinlich aus religiösen Gründen wechselte er später nach Leer (heute: Ubbo-Emmius-Gymnasium). 1614 wurde er als Professor für Geschichte und griechische Literatur an die Universität Groningen (Niederlande) berufen. Bekannt sind vor allem seine sechzigbändige Geschichte Ostfrieslands und die von ihm gezeichnete Ostfrieslandkarte. Er gilt als Streiter für die „Friesische Freiheit”; u.a. sprach er dem Haus Cirksena das Recht auf Alleinherrschaft ab.

      Rudolf Eucken

      (*1846 Aurich, †1926 Jena), Literaturnobelpreisträger 1908

      Eucken war der Sohn eines Postmeisters. Er studierte Philosophie, klassische Sprachen und Geschichte in Göttingen und Berlin. Zunächst wurde er Gymnasiallehrer in Husum, Berlin und Frankfurt a.M. 1871 erhielt er eine Professur für Philosophie und Pädagogik an der Universität Basel, 1874 wechselte er an die Universität Jena. Nachdem er den Literaturnobelpreis erhalten hatte, folgten Gastprofessuren in England, den USA und den Niederlanden. 1916 wurde ihm die Ehrenbürgerschaft der Stadt Jena verliehen.

      Johann Fabricius

      (*8.1.1587 Resthafe, †1616/7 Dresden), entdeckte neben Galilei, Harriot und Scheiner die Sonnenflecken

      Fabricius entstammt einer Pastorenfamilie. Er studierte in Helmstedt und Wittenberg (wahrscheinlich Philosophie) und in Leiden in den Niederlanden Medizin. Auch sein Vater hatte sich der Astronomie und Wetterkunde verschrieben und stand u.a. mit Johannes Keppler in Kontakt. Vermutlich brachte Fabricius aus Leiden ein Fernrohr mit und konnte damit die Sonnenflecken genauer beschreiben, die schon sein Vater meinte gesehen zu haben. Wahrscheinlich ist er nicht der Erstentdecker (man streitet sich um Tage), aber von ihm stammt die erste schriftliche Abhandlung zu diesem Thema.

      Recha Freier, geb. Schweitzer

      (*1892 Norden, †1984 Jerusalem), Gründerin der „Kinder- und Jugend-Alijah

      Freier war die Tochter eines Lehrerehepaars. Ihre Mutter unterrichtete Französisch und Englisch, ihr Vater an einer jüdisch-orthodoxen Volksschule. Schon als Kleinkind musste sie erleben, dass sich in Norden „Hunde und Juden” nicht in öffentlichen Parks aufhalten durften. 1897 zog ihre Familie nach Niederschlesien. Nach dem Abitur in Breslau studierte sie dort und in München Pädagogik und Volkskunde und unterrichtete an höheren Schulen. 1919 heiratete sie den Rabbiner Moritz Freier, mit dem sie zunächst nach Sofia und anschließend nach Berlin ging, wo ihr Mann eine Stelle als Oberrabbiner antrat. Bereits 1932 organisierte sie Transporte für jüdische Jugendliche nach Palästina. 1933 gründete sie die „Kinder- und Jugend-Alijah”, die tausende jüdische Kinder nach Palästina schickte und ihnen so das Leben rettete. 1940[12] wurde sie wegen ihrer nicht immer ganz „korrekten” Methoden und wohl auch wegen Konflikten mit der Leiterin des Jerusalemer Büros aus der Organisation ausgeschlossen. Sie wurde denunziert und floh zunächst nach Zagreb, von wo aus sie weiteren 120 Kindern das Leben rettete. Über Istanbul und Syrien erreichte sie 1941 Palästina und gründete dort ein Kinderkibbuz sowie eine Stiftung zur Unterstützung von Komponisten_innen. Außerdem setzte sie ihr schriftstellerisches Werk fort. 1954 schlug niemand Geringeres als Albert Einstein sie für den Friedensnobelpreis vor.

      Hermine Heusler-Edenhuizen

      (*1872 Pewsum, †1955 Berlin), erste examinierte Frauenärztin in Deutschland

      Heusler-Edenhuizens Vater war Landarzt in Pewsum; ihre Mutter verstarb früh. Da Mädchen in Ostfriesland damals noch kein Abitur machen konnten, ging sie 1894 nach Berlin und besuchte die von der Frauenrechtlerin Helene Lange geleiteten „Gymnasialkurse für Frauen”. Sie studierte in Berlin, Zürich, Halle und Bonn. Als Frau musste sie bei jedem einzelnen Professor um die Genehmigung zur Teilnahme an den Vorlesungen bitten. Sie bestand ihr Staatsexamen mit „sehr gut” und die Doktorprüfung mit „summa cum laude” und war die erste Frau, die an der Universitätsklinik Bonn eine besoldete Assistentenstelle erhielt. 1909 ging sie wieder nach Berlin und betrieb dort eine Praxis. Sie war Gründungsvorsitzende des Deutschen Ärztinnenbundes.

      Minnie Marx, geb. Miene Schönberg

      (*1865 Dornum, †1929 New York City), Mutter und Managerin der Marx Brothers

      Marx war die Tochter eines fahrenden Unterhaltungskünstlerpaares. 1879 emigrierte die Familie nach New York City / USA. 1885 heiratete sie Samuel Marx (Simon Marrix) und bekam sechs Kinder. Selbst nicht allzu erfolgreich im Showbusiness, förderte sie ihre Kinder und wurde deren Managerin. Die Familie zog zeitweilig z.B. nach Chicago, weil dort die angeseheneren Varietétheater zu finden waren. Marx produzierte nicht nur die Nummern ihrer Söhne, sondern auch die weiterer Künstler_innen und wurde die erste weibliche Produzentin Chicagos. Damit ihre Söhne nicht in den Krieg mussten, kaufte sie eine Farm im damals noch weitgehend unerschlossenen Bundesstaat Illonis. 1924 traten ihre Söhne das erste Mal am Broadway auf. 1929, ein halbes Jahr nach der Premiere des ersten Films der Söhne („The Coconuts”) starb sie an einem Schlaganfall.[13]

      Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt

      (*1942 Leerhafe), Sportmediziner

      Müller-Wohlfahrt wuchs in einer Pastorenfamilie in Leerhafe auf. Nach dem Abitur in Jever studierte er Medizin und wurde Assistenzarzt am Rudolf-Virchow-Krankenhaus in Berlin, wo er die Facharztprüfung für Orthopädie ablegte und promovierte. Zunächst betreute er die Fußballer von Hertha BSC und von 1977 bis 2008 (mit kurzer Unterbrechung) die des FC Bayern München. Seit 1995 ist er Mannschaftsarzt der Deutschen Nationalelf. 2008 eröffnete er in München eine große Praxis, veröffentlicht Ratgeber und vertreibt Nahrungsergänzungsmittel.

      Henri Nannen

      (*1913 Emden, †1996 Hannover), Begründer u.a. der Zeitschrift Stern und (zusammen mit seiner späteren Frau Eske) der Kunsthalle Emden

      Nannens Vater war Polizeibeamter. Nannen machte zunächst eine Buchhändlerlehre und studierte anschließend Kunstgeschichte in München. Dort sammelte er erste journalistische Erfahrungen. Während des zweiten Weltkrieges war er Kriegsberichterstatter in einer Propagandakompanie. 1946 gründete er die Tageszeitung „Neue Hannoversche Presse Neueste Nachrichten” und war anschließend Chefredakteur der „Hannoverschen Abendpost”. 1948 gründete er die Illustrierte „Stern”. Er verkaufte seine Anteile zwar

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