Der direkte Weg zu Gott. Helmut Atzler
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Ob nun jemand die Bibel als „das Wort Gottes“ ansieht oder nicht, bleibt jedem selbst überlassen. Es ist eben eine reine Glaubenssache.
Nach diesen Überlegungen war ich sehr gespannt, was genau in den Evangelien steht. Als erstes entschied ich mich für das Evangelium nach Lukas. Soweit ich mich erinnern kann, hatte ich noch nie ein Evangelium so selbständig, geschweige denn vollständig und mit solch einem großen Interesse gelesen. Schließlich ging es um meine religiöse Zukunft. Ich stellte mich darauf ein, dass ich nicht alles einfach so hinnehmen würde, nur weil es in der Bibel steht. Ich wollte die Evangelien sehr kritisch und aus einer neutralen Perspektive lesen. So, als ob ich noch nie etwas mit der Kirche zu tun gehabt hätte und noch nie etwas von der Bibel gehört hätte.
Ich war sehr überrascht, wie aktuell dieses und auch die anderen Evangelien sind. Vieles, wovor Jesus persönlich vor ca. 2.000 Jahren gewarnt und wovon er sich abgewandt haben soll, trifft heute voll und ganz auf die Kirchen zu – und zwar nicht nur auf die katholische Kirche.
Hier nun alle Widersprüche und Ungereimtheiten zwischen der Lehre Jesu und dem Verhalten der Kirche über Jahrhunderte hinweg und auch heutzutage aufzuführen, würde den Rahmen dieses Buches sprengen. Aus diesem Grunde begrenze ich meine Ausführungen auf die Punkte, die aus meiner Sicht besonders auffällig und nachvollziehbar sind.
Ich verzichte bewusst auf die Angabe von Bibelstellen. Wer sich näher dafür interessiert, möge bitte selbst lesen und sich seine eigene Meinung bilden. Es ist sehr vorteilhaft, ein Evangelium vollständig und nicht nur bruchstückhaft in Form von vereinzelten Zitaten zu lesen. Erst dadurch konnte ich das gesamte Ausmaß der Widersprüche zwischen der Lehre Jesu und dem Verhalten der Kirche erkennen.
Wer war Jesus?
Über die Evangelien habe ich folgendes Bild von Jesus und dem Glauben erhalten, den er und die Evangelisten vermittelt haben sollen. Aufgrund der zuvor geschilderten Punkte schreibe ich bewusst im Konjunktiv.
Jesus soll gut gewesen sein.
Jesus soll gegen das Töten und generell gegen Gewalt gewesen sein. Auch Gewalt aus Notwehr soll er abgelehnt haben. Eines der 10 Gebote Gottes verbietet ebenfalls das Töten.
Menschen die zu Jesus kamen, sollen geheilt worden sein und Jesus soll gesagt haben, dass nicht er, sondern ihr Glaube sie geheilt habe.
Bei dem Sendungsauftrag an seine Jünger soll Jesus gesagt haben, dass sie losziehen sollten, das Wort verkünden und heilen sollten. Sie sollten kein Geld mitnehmen und die Orte, an denen sie nicht willkommen wären, einfach wieder verlassen.
Für Jesus sollen alle Menschen Kinder Gottes gewesen sein, bzw. könnten es werden, wenn sie an Gott glaubten. Die Menschen soll er Brüder und Schwestern genannt haben und wollte offensichtlich nicht, dass sich einzelne über andere erheben.
Das wichtigste und erste Gebot soll für Jesus die Liebe zu Gott gewesen sein. Als zweitwichtigstes soll die Nächstenliebe gestanden haben. Mehr Gesetze bräuchte es nicht.
Jesus soll den Menschen vermittelt haben, dass sie sich direkt an Gott wenden können und sollen. Dafür soll Jesus den Menschen unter anderem das „Vater unser“ gegeben haben.
Wenn Menschen Jesus gefragt haben sollen, was sie tun müssten, um ihm zu folgen, soll er gesagt haben, dass sie ihr Hab und Gut verkaufen und ihr Geld den Armen geben sollten. Dann sollten sie ihm folgen.
Jesus soll generell keinen Wert auf Geld, Prunk und Äußerlichkeiten gelegt haben.
Die Menschen sollen Gottes Tempel sein.
Das Reich Gottes soll in den Menschen sein und der Geist Gottes in den Menschen wohnen.
Dies sind ein paar Kernaussagen, die ich auch so in vielen Gottesdiensten schon gehört hatte.
Eigentlich war das für mich nichts Neues. Doch dieses Mal las ich die Texte aus einer ganz anderen Perspektive. Was die Kirche ihren Mitgliedern predigt und von ihnen erwartet, wenn sie mit erhobenem Finger auf die Bibel verweist, habe ich ja über viele Jahre hinweg selbst erlebt. Aber wird die Kirche ihren eigenen Ansprüchen gerecht? Wie viel Wahrheit ist in den kritischen Aussagen enthalten, dass die Kirche Wasser predigen aber selbst Wein trinken würde?
Um das herauszufinden, las ich nun auch im katholischen Katechismus. Da ich keinen zur Hand hatte, bediente ich mich der Online-Version des Vatikans auf folgender Internetseite:
www.vatican.va/archive/DEU0035/__P1.HTM
Ich verglich einige Kernaussagen und Verhaltensweisen der Kirche mit den obigen Kernaussagen der Evangelien.
Der katholische Katechismus
Die Nachfolge Christi
Aus den Evangelien:
Bei dem Sendungsauftrag an seine Jünger soll Jesus gesagt haben, dass sie losziehen sollten, das Wort verkünden und heilen sollten. Sie sollten kein Geld mitnehmen und die Orte, an denen sie nicht willkommen wären, einfach wieder verlassen.
Die Sichtweise der Kirche:
Die katholische Kirche behauptet von sich, dass sie die einzig wahre Nachfolgerschaft Christi und von Gott gesandt sei. Diese Auffassung unterstreicht die katholische Kirche in ihrem Katechismus wie folgt:
Auszug aus dem Katechismus der Katholischen Kirche von 1997.
(Quelle: www.vatican.va/archive/DEU0035/__P2E.HTM)
„ Absatz 3 DIE EINE, HEILIGE, KATHOLISCHE UND APOSTOLISCHE KIRCHE
812 Einzig der Glaube vermag zu erkennen, daß die Kirche diese Eigenschaften von ihrem göttlichen Ursprung her besitzt. Deren geschichtliche Auswirkungen sind jedoch Zeichen, die auch klar die menschliche Vernunft ansprechen. Wie das Erste Vatikanische Konzil sagt, ist die Kirche „wegen ihrer wunderbaren Ausbreitung, außerordentlichen Heiligkeit und unerschöpflichen Fruchtbarkeit an allem Guten, wegen ihrer katholischen Einheit und unbesiegten Beständigkeit ein mächtiger und fortdauernder Beweggrund der Glaubwürdigkeit und ein unwiderlegbares Zeugnis ihrer göttlichen Sendung.“
(DS 3013). “
Die Umsetzung durch die Kirche:
Die angebliche „unwiderlegbare göttliche Sendung“ der Kirche beinhaltete unter anderem: Kreuzzüge, Eroberungen, Enteignungen, Ausbeutungen, Inquisition, Hexenverbrennungen usw.
Kritische Anmerkung:
Nun gut, die oben erwähnten Fakten liegen schon einige Zeit zurück, wodurch sie aber nicht besser werden. Es gibt aber auch aktuellere Skandale wie beispielsweise den sexuellen Missbrauch von Kindern in der Kirche und deren Aufarbeitung, die Skandale in der