Unerfreuliche Geheimnisse. Ute Dombrowski
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Unerfreuliche Geheimnisse - Ute Dombrowski страница 4
♥
„Alles Gute, liebe Nelly, alles Gute für dich …“, schmetterten Katja und Christian am nächsten Morgen an Nellys Bett.
Kurze Zeit später klingelte es und Paolo erschien mit dem großen Rosenstrauß an der Badezimmertür, wo Nelly gerade ihre Haare bürstete. Er gratulierte, küsste sie leidenschaftlich und trug seine Freundin auf den Armen in ihr Zimmer. Unter wilden Küssen förderte er ein kleines Kästchen hervor, in dem die Kette lag. Nelly nahm sie heraus und legte sie sich um den schlanken Hals. Paolo lächelte und küsste sie in den Nacken, als er den Verschluss zumachte. Sie betrachtete das kleine goldene Herz.
„Danke Schatz, ich freue mich sehr. So eine schöne Kette. Und die Rosen erst!“
Die Kette von Tante Marie hatte Nelly im letzten Sommer verloren. Darüber war sie lange sehr traurig gewesen und wollte absolut kein neues Schmuckstück. Jetzt lächelte sie. Als die beiden in die Küche kamen, war der Frühstückstisch schön gedeckt und neben Katja und Christian hatte sich auch Benjamin eingefunden. Ein kleiner Tulpenstrauß stand vor Nellys Platz. Sie setzten sich gemeinsam an den Tisch. Es war gut, dass Nelly heute erst zur dritten Stunde hatte. Also konnten sie den Morgen genießen. Wuschel, der schon ein wenig ergraut war, lag unter dem Tisch. Der kleine Hund ging meist mit auf das Weingut, wenn Nelly in der Schule war. Er hatte ihr zärtlich über das Gesicht geleckt, als wüsste er, dass sie heute Geburtstag hatte.
Paolo fuhr die Mädchen heute in die Schule. Simona wartete schon am Auto. Sie gratulierte Nelly und zeigte ihr ein Foto von einem Geschenk.
„Das ist ja toll“, sagte Nelly. „Jetzt bekomme ich schon keine Geschenke mehr, sondern nur noch Fotos von Geschenken.“
„Es war so schwer zu tragen, Süße, das bekommst du heute Nachmittag. Die Mädels und ich haben zusammengelegt. Aber ich verrate erstmal noch nichts, sonst bekomme ich Ärger mit Ina.“
„Es ist doch nicht schlimm. Ich freue mich so auf heute Nachmittag, das könnt ihr euch nicht vorstellen. Diese ganzen Geheimnisse machen mich total fertig.“
Sie waren ausgestiegen und zum Unterricht geeilt, wo auch die anderen Mitschüler Nelly gratulierten. Sie hatte für alle Süßigkeiten mit, denn das war schon immer so üblich gewesen. Die neue Englischlehrerin war locker und fröhlich und ließ sie zu Beginn der Stunde zehn Minuten lang naschen. Dafür verlangte sie nur ein Geburtstagslied für Nelly und der Englischkurs gab sich redlich Mühe.
Die Mädchen konnten es kaum erwarten, dass der Unterricht vorbei war. Gott sei Dank war heute Freitag und die Schule endete um zwei Uhr. Mit dem Bus fuhren Nelly, Simona, Ina, Norma und Becky in den Rheingau. Dort angekommen, standen Paolo und Benjamin mit zwei Autos, um sie zum Weingut zu bringen.
„Oh, es ist wieder so schön hier“, schwärmte Becky, die immer noch die Romantischste von ihnen war.
Simona war ein bisschen zur Seite gegangen, um mit Noah zu telefonieren. Die anderen Mädchen begrüßten jetzt auch Katja und Christian. Im Wohnzimmer war der Tisch gedeckt. Kerzen und Blumen standen zwischen verschiedenen Kuchen.
„Er kommt später“, flüsterte Simona und strahlte. „Noah bringt seine Gitarre mit und macht für uns Musik.“
„Prima!“, rief Nelly. „Dann können wir ja jetzt Kaffee trinken.“
„Nein!“
Alle schauten Paolo an.
„Was nein?“, fragte Nelly ihren Freund.
„Erst hast du uns so genervt und jetzt willst gar nicht wissen, was dein Geschenk ist?“
„Doch, klar. Entschuldige.“
„Dann kommt alle mit.“
Die Tür zu Paolos Zimmer war geschlossen und an der Türklinke war ein roter Luftballon festgebunden. Alle stellten sich feierlich im Halbkreis auf. Paolo legte Nelly einen Schal um die Augen und öffnete die Tür. Er schob sie in die Mitte des Zimmers. Dort entfernte er die Augenbinde wieder. Nelly sah sich um.
„Wow! Das ist aber toll. Und ein Schaukelstuhl. Den habe ich mir schon so lange gewünscht. Wo ist dein Bett hin? Was ist das denn für eine Tür?“
„Mach sie auf!“
Nelly trat an die Tür und öffnete sie langsam. Dahinter kam das Schlafzimmer zum Vorschein. Paolo legte einen Arm um seine Freundin und küsste sie.
„Das habt ihr also in den letzten Wochen gemacht. Schön … sehr schön.“
„Moment!“, rief nun Christian von der Tür her.
Er bahnte sich einen Weg durch die neugierigen Mädchen und zog Katja hinter sich her.
„Nelly, du hast dich sicher gewundert, warum du keine verpackten Geschenke bekommen hast. Das hier haben wir, Paolo, Benjamin und ich renoviert und vergrößert. Das Geschenk von deiner Mutter ist, dass sie mich davon überzeugt hat, dass du nun doch schon sehr erwachsen und verantwortungsvoll bist.“
Nelly starrte ihren Vater an. Sie fasste ganz fest Paolos Hand. Christian räusperte sich und küsste seine Tochter auf die Wange.
„Schatz, wir denken, also deine Mutter und ich, dass es dich vielleicht glücklich macht, wenn du mit Paolo hier wohnen kannst.“
Nelly liefen Tränen der Rührung über die Wangen. Sie fiel ihren Eltern um den Hals und freute sich. Es war ein großer Vertrauensbeweis ihres Vaters, sie jetzt loszulassen.
„Papa, ich werde euch nicht enttäuschen, ich freue mich wie verrückt. Danke, danke. Ich kann dir gar nicht sagen, wie gut ich mich fühle. Danke, Mama, du bist die beste Mama der Welt.“
Katja sagte: „Es wäre natürlich toll, wenn ihr ab und zu bei uns sein würdet, aber wir haben beschlossen, dir ein großes Stück Freiheit zu schenken. Du hast dich in der letzten Zeit gut entwickelt. Das hast du dir verdient.“
„Sehr gut!“, mischte sich nun Simona ein. „Meine Mutter hat heute Vormittag unser Mädchen-Geschenk hergebracht. Es steht dort unter dem Fenster.“
Nelly ging zu dem breiten, flachen Karton. Sie entfernte das Geschenkpapier und ans Tageslicht kam ein großes, gemütliches Hundekörbchen. Schließlich sollte Wuschel hier mit einziehen. Nelly umarmte nacheinander die Freundinnen und bedankte sich.
„Ihr habt das alle gewusst?“
„Ja, meine Liebe“, sagte Ina. „Wir können eben dichthalten.“
„Paolo hat uns eingeweiht und das Geschenk vorgeschlagen“, erklärte Norma. „Er ist doch viel netter, als wir am Anfang dachten.“
„Das hoffe ich doch“, sagte nun Paolo und küsste Nelly noch einmal zärtlich.
„Oh Mann, ich darf mit dir zusammenziehen!“
Völlig aus dem Häuschen sprang Nelly die Treppe wieder hinunter und setzte sich mit den Gästen an den Kaffeetisch. Benjamin hatte eine Flasche Wein geöffnet, allen eingeschenkt und erhob nun sein Glas.
„Auf