Unerfreuliche Geheimnisse. Ute Dombrowski

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Unerfreuliche Geheimnisse - Ute Dombrowski Nelly

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gibt kein Problem“, sagte Nelly.

      „Sie ist doch nur sein Spielzeug“, sagte Paolo. „Ich glaube, er mag sie nur, weil sie ihn bewundert.“

      Nelly hatte die Stirn gerunzelt. Hatte Paolo recht? Dann würde Simona sicher wieder schnell unglücklich werden. Katja wiederholte die Bitte, dass sie sich nicht einmischen sollten. Nelly und Paolo versprachen es und machten sich auf den Heimweg, wo sie zuerst Benjamin halfen, dann machte Nelly ihre Schulaufgaben und setzte sich später zu Paolo, der in der Küche das Abendessen vorbereitete. Es war zu einer angenehmen Pflicht geworden und die Drei aßen abends immer zusammen. Nach dem Essen legte sich Nelly auf die Couch, aber Paolo trug sie bald ins Bett, wo sie sich zärtlich liebten, ehe sie einschliefen.

      Ein paar Straßen weiter kuschelte sich Simona an Noah. Er hatte ihr etwas auf der Gitarre vorgespielt, während sie Hausaufgaben machte. Simonas Eltern waren auf einer Dienstreise, also hatte sie nichts dagegen, dass Noah anschließend die Gitarre weglegte, Simonas Gesicht in seine Hände nahm und sie liebevoll küsste. Nachdem sie sich stundenlang dem Küssen hingegeben hatten, zog Simona sich aus und Noah in ihr Bett. Sie schliefen eng umschlungen ein.

      ♥

      Am nächsten Morgen im Bus war Simona ganz entspannt. Sie schaute aus dem Fenster und wartete darauf, dass Nelly sie nach dem Nachmittag mit Noah fragte. Nelly gähnte.

      „Warum guckst du denn so verklärt? Hat dir Noah einen Song gewidmet?“

      „Nein, das hat er nicht“, war die ungewohnt knappe Antwort.

      Jetzt war Nelly ganz munter und sah ihre Freundin an.

      „Was dann? Verdammt, rede! Hat er dich endlich geküsst?“

      „Oh Mann, ich dachte schon, du fragst gar nicht mehr! Er hat mich nicht nur geküsst, wir haben mit­einander eine wunderbare Nacht verbracht.“

      „Ach du Scheiße, das ist ja krass. Ich dachte immer, er macht nur Musik für dich.“

      „Tja, was du immer so denkst. Wir sind jetzt zusammen. Als ich heute früh aufgestanden bin, war er noch da.“

      „Was macht er eigentlich beruflich?“

      „Kein Ahnung. Aber er hatte sicher heute frei, denn er hat sich ganz süß von mir verabschiedet. Ach, Nelly, er ist so toll. Ganz anders als die anderen Jungs.“

      „Er ist schon ein bisschen schräg, oder?“

      Nelly sah förmlich, wie ihre Freundin einschnappte. Schnell wollte sie das Gesagte abmildern.

      „Ich meine, er ist wirklich anders als alle anderen Männer. Du hast recht.“

      Simona entspannte sich wieder. Sie seufzte.

      „Ich bin so verliebt, das kannst du dir gar nicht vorstellen. Oder doch, dein Paolo ist auch ein ganz toller Mann. Und sein Cousin auch. Er war sehr charmant, als er mich heimgefahren hat.“

      „Gefällt er dir?“

      „Mir gefällt nur Noah. Und jetzt sind wir ja ein Traumpaar.“

      „Wann seht ihr euch wieder?“

      „Ich hoffe doch, er ist noch da, wenn ich heimkomme.“

      „Ich drücke dir die Daumen, Süße. Wenn du glücklich bist, bin ich es auch.“

      Simona lächelte huldvoll. Nun hatte sie endlich wieder einen festen Freund und der war noch dazu etwas Besonderes. Nelly machte sich Sorgen, dass diese Nacht vielleicht die einzige bleiben würde, aber sie sagte nichts. Simona würde sich sonst nur aufregen.

      „Habt ihr den Neuen in der zwölften gesehen?“, fragte Ina, als sie sich an der Bushaltestelle trafen.

      „Welchen Neuen?“, fragte Nelly.

      „Er heißt Marius oder Marcus oder so, ist seit drei Tagen hier. Ich glaube, er würde dir gefallen, liebe Nelly.“

      „Hast du vergessen, dass ich Paolo liebe?“

      „Ich meine ja nur … schau ihn dir einfach mal an. Er ist um Welten spannender als Paolo.“

      Nelly wollte noch etwas erwidern, aber Ina war schon weg. Dieses Mädchen hatte wohl keine eigenen Probleme und dass sie hier solche Sachen sagte, fand Nelly sehr unangenehm. Sie lief zu Chemie, wo sie in letzter Sekunde in den Raum huschen konnte. Der strenge Lehrer schloss immer ab, wenn es klingelte und dann hatten Schüler, die zu spät kamen, das Nachsehen.

      In der Pause war dann endlich wieder Simona wichtig, die alles von ihrer Liebesnacht mit Noah berichtete. Nelly stand schweigend daneben. Als sie wieder hineingehen wollte, wurde sie grob angerempelt. Hinter ihr stand ein großer, junger Mann und beachtete sie gar nicht.

      „Aua! Kannst du nicht aufpassen? Was soll das denn?“

      Der dunkelblonde Sportler überholte sie, drehte sich kurz um und fragte arrogant: „Was willst du denn jetzt? Steh hier nicht im Weg rum, dann passiert das nicht.“

      „Blöder Affe! Hau bloß ab!“

      Nelly rieb sich den Ellbogen, mit dem sie gegen die Tür gestoßen war. Die anderen Mädchen, die sie jetzt eingeholt hatten, schauten sie verwundert an.

      „Ich denke, du interessierst dich nicht für den neuen Schüler, weil du nur Paolo liebst?“, fragte Ina gehässig.

      „Was willst du denn?“, fauchte Nelly sie jetzt an. „Der Typ schubst mich gegen die Tür und entschuldigt sich nicht einmal. So ein arroganter Mistkerl kann mir gestohlen bleiben.“

      „Das war ER!“

      „Wer ER?“

      „Du bist ziemlich dämlich, Nelly“, mischte sich nun Becky ein, die sonst niemals redete.

      Alle Blicke wendeten sich ihr zu.

      „Das war Marius Kopplings, der neue Schüler. Er ist der Sohn vom Direx.“

      Ina baute sich vor dem Mädchen auf.

      „Woher weißt ausgerechnet du das?“

      „Die wohnen neben uns.“

      Vollkommen verdutzt sahen alle die stille Becky an. Niemand hatte gewusst, dass sie neben dem Schulleiter wohnte.

      „Das ist ja furchtbar! Du arme … siehst du den etwa jeden Tag?“

      „Nein … ja … nicht jeden Tag. Aber Nelly hat recht. Der Marius ist ein arroganter Arsch.“

      Jetzt klingelte es erneut und alle rannten zum Englisch-Raum, wo eben die Tür zufiel. Simona gelang es, einen Fuß dazwischen zu stellen. Auch hier wurde Zuspätkommen bestraft, allerdings mit dreißig Vokabeln extra.

      ♥

      „Wir haben einen neuen Schüler“, verkündete

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