Unerfreuliche Geheimnisse. Ute Dombrowski

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Unerfreuliche Geheimnisse - Ute Dombrowski Nelly

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hier zu schimpfen, hätten Sie ruhig mal helfen können.“

      „Ach, du bist wohl ein ganz Schlauer? Die ist doch selbst schuld an dem Zusammenstoß. Tu du mal nicht so, als wenn du von der Polizei wärst.“

      Nun mussten Nelly und Paolo, die dazugekommen waren, laut lachen, was den älteren Mann noch wütender machte. Er schimpfte und wollte gar nicht mehr aufhören.

      „Hören Sie, mein Herr, ich bin tatsächlich bei der Polizei, allerdings habe ich heute frei, aber wenn sich jemand wie Sie so respektlos verhält, überlege ich direkt mal, ob ich meine Kollegen anrufe. Vielleicht beruhigen Sie sich jetzt und gehen weiter. Wir kümmern uns um das Mädchen.“

      Der verdutzte Mann lief eilig fort und Nelly fasste das Mädchen am Arm, um sie zur Bank zu begleiten. Sie zog dort die Inline-Skater aus und schnaufte. Dabei rieb sie sich den Arm. Nachdem sie festge­stellt hatte, dass es nur eine Schramme war, lächelte sie Nelly an.

      „Du bist Nelly, oder? Ich kenne dich vom Schulhof. Wir gehen auf dieselbe Schule. Ich bin Juliette Steinhagen, neunte Klasse.“

      „Ich habe auch schon überlegt, woher ich dich kenne. Darf ich dir meinen Freund Paolo vorstellen? Dein Retter ist Leon, sein Cousin.“

      Sie schüttelten sich die Hände und blieben noch einen Moment sitzen. Juliette bedankte sich.

      „Bist du wirklich Polizist?“

      „Ich machen ein Praktikum bei der Polizei hier in Eltville“, erklärte Leon freundlich. „Ungerechtigkeit nervt mich besonders. Da kann ich nie wegschauen. Darum bin ich auch zur Polizei gegangen. Bald ist die Ausbildung fertig, vielleicht kann ich dann hier nach Eltville kommen. Die Kollegen sind wie eine Familie. Was haltet ihr davon, wenn wir da jetzt mal hingehen? Juliette, wie kommst du heim?“

      „Mein Bruder kommt in einer halben Stunde, danke nochmal für alles. Bis Montag, Nelly. Du bist echt nett.“

      Das blonde, schlanke Mädchen mit den braunen Augen winkte ihnen noch einmal, als sie in Richtung Erbach liefen. Am Polizeirevier angekommen, stellte Leon seinen Kollegen den Cousin und dessen Freundin vor. Alle waren entspannt, selbst der Chef kam von oben, um den Besuch zu begrüßen. Nelly trat von einem Fuß auf den anderen, so aufgeregt war sie, weil sie an ihren Polizei-Aufenthalt denken musste.

      „Wollt ihr noch die Zellen im Keller sehen?“, fragte eine blonde, junge Frau in Uniform.

      „Klar, falls wir mal festgenommen werden, wissen wir wenigstens schon, wo wir schlafen“, rief Paolo.

      Die Frau lachte und ging mit ihnen in den Keller. Die karge, geflieste Zelle war alles andere als einladend, aber es war ja kein Hotelzimmer. Mit so einer Zelle hatten die drei Männer aus der Clique damals sicherlich Bekanntschaft gemacht. Nelly wischte den Gedanken schnell weg und war froh, wieder auf dem Parkplatz zu stehen. Die junge Frau und ihr schweigsamer Kollege waren mitgekommen. Sie liefen auf den Dienstwagen zu.

      „Wir fahren jetzt eh unsere Runde und da bringen wir euch nach Haus, wenn ihr wollt.“

      Paolo und Leon nickten, Nelly musste lachen, denn ihr Freund freute sich wie ein kleiner Junge, der mal im Polizeiauto fahren darf. Später bestellten sie Pizza und saßen zusammen vor dem Fernseher.

      „Hast du eine Pistole?“

      Leon schaute Nelly mit großen Augen an, so unvermittelt kam die Frage.

      „Ja, ich habe eine Pistole.“

      „Aber du machst doch erst Praktikum?“

      „Wir lernen in der Ausbildung recht früh schießen. Es muss ja sein, falls wir uns im Einsatz mal verteidigen müssen. Stell dir vor, ein Verbrecher steht mit einer Waffe vor mir und ich kann nichts tun. Natürlich ist das der allerletzte Ausweg.“

      „Der Freund meiner Mutter war auch Polizist. Er ist im Dienst erschossen worden, als er einem Kollegen helfen wollte. Wenn du mein Freund wärst, hätte ich immer Angst um dich.“

      „Keine Sorge, Nelly, dass man mal in eine gefährliche Situation kommt, kann schon passieren, aber wir haben eine gute Ausbildung. Wie war das bei dem Freund deiner Mutter?“

      Nelly erzählte die Geschichte von Arne und auch Paolo hörte gebannt zu. Er wusste, dass sie Arnes Grab immer auf dem Friedhof besuchten, aber so genau hatte noch nie jemand berichtet, was passiert war.“

      Sanft sagte Leon: „Das ist schlimm, ich hoffe, ich komme nie in so eine Situation. Aber gerade hier im Rheingau ist es ziemlich ruhig. In großen Städten lauern mehr Gefahren.“

      Sie sprachen noch über Leons Arbeit und die langen Schichten, bis Nelly gähnte.

      „Morgen fahren wir schon wieder heim. Danke für deine Gastfreundschaft, Leon. Ich hoffe, du kommst auch mal wieder zu uns auf das Weingut.“

      „Gerne, dann kann mir dein Freund ja mal zeigen, was es bei euch so zu tun gibt. Und du schaust die am Montag nochmal diese Juliette an. Wenn sie noch Schmerzen hat, sollte sie zum Arzt gehen.“

      Sie sagten Gute Nacht und schliefen am nächsten Morgen lange, um dann in Ruhe zu frühstücken. Da Nelly noch Chemie lernen musste, machten sie sich am Mittag auf den Weg zurück ins Weingut.

      Sie hielten kurz bei Katja und Christian, die auf der Terrasse saßen und dann war ihr erster gemeinsamer Ausflug auch schon vorbei. Nelly machte es sich mit den Chemiesachen im Schaukelstuhl bequem und Paolo half noch ein bisschen bei Benjamin.

      Eng aneinander gekuschelt lagen sie später im Bett.

      „Das mit Arne tut mir leid“, sagte Paolo leise.

      „Es ist lange her, da war ich noch ganz klein, aber ich kann mich sehr gut an ihn erinnern. Arne war ein ganz toller Mensch. Hoffentlich passiert Leon nichts.“

      „Er wird auf sich aufpassen. Schlaf jetzt, Süße, damit du morgen den Test schaffst. Gute Nacht.“

      ♥

      In der Schule passten die Mädchen immer gut auf, dass Nelly und Marius sich nicht begegneten. Sie sah ihn ab und zu, aber wenn er sie anschaute, lief sie schnell weg. Simona war empört gewesen, als Nelly ihr die Begegnung von Paolo und Marius beschrieben hatte.

      Nach dem Englischunterricht lief Nelly mit ihrer Freundin zur Sporthalle und die beiden wurden Zeugen, wie Frau Bürau mit gewohnt schlechter Laune einem Mädchen aus der Neunten den Zugang zur Turnhalle verweigerte. Nelly erkannte Juliette und ging zu ihr. Mit einem freundlichen Lächeln griff sie in die vordere Tasche ihrer Sporttasche und reichte dem verzweifelten Mädchen einen ihrer Haargummis. Heide Büraus Lippen waren zu einem schmalen Strich geworden. Sie drehte sich abrupt um und ließ die Mädchen stehen. Juliette atmete hörbar auf.

      „Jetzt hast du mich schon wieder gerettet. Danke, Nelly.“

      „Das ist doch eine Selbstverständlichkeit. Als ich in der Neunten meinen Haargummi vergessen hatte, begann eine aufregende Zeit.“

      Simona hatte schweigend zugehört und betrachtete eingehend ihre Schuhe. Sie wusste, was Nelly meinte und schämte sich. Wie gut, dass die Katastrophe damals noch einmal gut ausgegangen war.

      „Das ist

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