Homo sapiens movere ~ geschehen. R. R. Alval
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Читать онлайн книгу Homo sapiens movere ~ geschehen - R. R. Alval страница 12
Mit den Augen suchte ich jedoch den Wald ab. Ich sah Thea. Mit ihrem Mann, ihren Söhnen und ihren Töchtern. Und endlich auch Roy. Offenbar waren alle unverletzt. Bis auf ein paar kleine Kratzer.
Nun… was die Verletzungen betraf, irrte ich mich.
Im Haus erkannte ich die wahren Ausmaße der Auseinandersetzungen. Rhett – mein jüngerer Cousin – hatte einen gebrochenen Arm. John – der ältere – eine ziemlich tiefe Fleischwunde auf dem Rücken. Audreys Oberschenkel war ebenfalls von einer tiefen Fleischwunde entstellt. Roy jedoch hatte es am schlimmsten erwischt. Vorhin hatte ich lediglich geglaubt, er wäre ausgelaugt und würde sich deshalb auf Eric stützen. Dem war nicht so. Inzwischen war er sogar bewusstlos. Eine Kugel hatte seine Schulter durchschlagen. Mindestens eine weitere war in den Bauch eingedrungen. Er blutete heftig, obwohl ein Großteil der Blutungen bereits gestillt war. Bauchwunden waren die schlimmsten. Besonders ohne angemessene, medizinische Versorgung. Zudem zog sich eine lange, blutige Furche über sein Gesicht. Ein Unfall – wie ich erfuhr. Einer der Wölfe war über ihn gesprungen. Sein Hinterlauf hatte Roy im Fallen erwischt. „Mach dir keine Sorgen, Süße. Er wird wieder. Derek hat euch beide als zugehörig erklärt.“
Zugehörig?
In meinem Kopf ratterte es. Wir gehörten jetzt zum Rudel? Meinte Thea das? Sie bestätigte es. Doch wie sollte das Roy helfen gesund zu werden? Weit und breit sah ich keinen Arzt. Von einer nicht vorhandenen sterilen Umgebung einmal abgesehen, auch keinen OP. „Magie. Spürst du sie?“ Ich runzelte die Stirn. Schloss die Augen. Tatsächlich. Kribbelnd und leise summend, zupfte etwas an mir. Hände. Finger vielleicht. Wenn ich mich konzentrierte, konnte ich sogar eine leise, irritierend schöne Melodie vernehmen. Und Worte, die keinen Sinn ergaben. Eine Sprache, die ich nicht verstand. Dabei sprach ich viele Sprachen. Doch die war mir fremd. „Er wird wieder, Chantalle. Die Magie des Rudels ist stark.“ Ich verstand es nicht. Doch ich wollte daran glauben. Glauben, dass es möglich war. Glauben, dass es Magie gab. Glauben, dass diese Magie Roy heilte. Glauben, dass es keines blutigen Rituals bedurfte, um zu einem Rudel zu gehören.
„Komm. Die Magie kann einen anfangs etwas schwächen. Wir setzen uns besser.“ Eine gute Idee. Ich fühlte mich tatsächlich etwas wackelig auf den Beinen. „Geht vorüber. Je älter man ist oder je länger man dazugehört, umso einfacher ist es. Du und Roy, ihr gehört jetzt dazu. Als Teil meiner Familie. Ohne Dereks Einverständnis wäre das nicht möglich.“ Ich nickte, obwohl ich eigentlich gar nichts verstand. Andererseits war das im Moment auch unnötig. Solange es nur funktionierte. Thea bereitete das Abendbrot. Ich schaffte es eine Scheibe Brot zu verzehren. Doch zusehends wurde ich müder. Ihr Vorschlag mich hinzulegen, kam wie gerufen. Eine blendende Idee! Ich folgte ihr in eins der oberen Zimmer, zog mich bis auf die Unterwäsche aus und fiel ins Bett. Ich schlief sofort ein.
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