Auf zum Nullarbor. Hermine Stampa-Rabe
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Mit dieser neuen Möglichkeit im Kopf, meine Fahrradtour in Australien zu bereichern, sitze ich träumend neben ihm. Er reicht mir seinen Auto-Straßenatlas von Tasmanien. „Sieh dir das mal genau an und mache es auch!“
Wir unterhalten uns prima. Unterwegs wird abgeladen und weitergefahren. Mittags erreichen wir bei strahlendem Sonnenschein und einem Blick hinüber auf den blauen Indischen Ozean Warnambool. Bei der Hauptstraße hält mein Engel und holt mir mein Rad herunter. „Das ist ja ganz schön schwer“, meint er anerkennend.
„Ja, ich weiß. Vielen Dank, dass du mich bis hierher mitgenommen hast. Als Dank erhältst du dann ein Buch, das ich über diese Fahrradtour schreibe und ins Englische übersetzt habe. Denn schließlich wirst du nun auch darin verewigt.“
Darüber freut er sich sehr und reicht mir seine Visitenkarte. Er erhält auch eine von mir, falls eine von beiden verloren gehen sollte. Und plötzlich rollt hupend „mein Truckerfahrer“ weiter. Habe ihm noch lange nachgewinkt und er zweimal gehupt.
Ich habe Hunger, kaufe mir Sushi und Obst und esse. Das nächste Problem steht an: Wo kann ich heute mein Zelt aufbauen oder schlafen? Die Jugendherberge von vor zwei Jahren gibt es nicht mehr. Beim Backpacker Hotel nimmt niemand den Hörer ab. Ich soll mal gleich dahin gehen. Es sei nicht weit. Aber ich finde es nicht und frage eine andere freundliche Frau. Sie verweist mich an den Caravan-Park an der Küste. Der steht auf meinem Stadtplan samt Telefonnummer. Weil ich die Frau am anderen Ende dort nicht verstehe, bitte ich diese freundliche Frau, doch das Gespräch zu führen. Das übernimmt sie und zeigt mir ganz genau, wie ich dorthin komme; denn ich befinde mich ja schon am Lake Pertobe.
Es ist nicht mehr weit. So rolle ich dort hin und erhalte einen Stellplatz für mich. Ein Angestellter, der für Sauberkeit sorgen soll, sieht mich auf diesem Platz stehen und wundert sich, warum ich immer nur auf die Erde blicke. Er kommt mit seinem kleinen Fahrzeug angefahren und erkundigt sich bei mir: „Warum willst du dein Zelt denn nicht aufstellen?“
Da zeige ich ihm die unebenen großen Sandflächen und das unebene Gelände. „Nein, hier kann ich mein Zelt nicht aufstellen.“
Er möchte mir helfen; denn er ist von mir begeistert, weil ich mit dem bepackten Fahrrad hier fahre. Er radelt auch mit Begeisterung. Und als er hört, dass ich aus Deutschland bin, erzählt er mir stolz, dass er dort zwei Fahrradfreunde besitzt, die sogar an der Tour de France teilgenommen hatten.
Dann besinnt er sich meines Problems und verspricht mir, mit mir gemeinsam auf diesem großen Caravan-Park für eine Nacht einen richtig guten Grasplatz auszusuchen. Und den finden wir auch. Es geht mit dem kleinen Fahrzeug zurück zu meinem Rad. Mein Gepäck wird aufgeladen und ich darf vor ihm zu dem neuen kleinen Domizil fahren. Dort bedanke ich mich bei ihm. Er will bei der Rezeption meinen neuen Standplatz bekannt geben. Und dann verschwindet er winkend.
Da ich vorgestern zu spät meine Garderobe gewaschen und aufgebummelt hatte, wurde sie bis zum Morgen nicht trocken, weshalb ich die dünnen Sachen anziehen musste. Das soll mir nicht noch einmal passieren. Ab heute wird der Nachmittag anders verbracht: Zelt aufbauen, alle Sachen hineinstellem, duschen, Wäsche waschen, sie aufhängen, essen, dann am PC alle meine Emails beantworten und mein Tagebuch schreiben.
Aber bevor ich meinen kleinen Laptop in Aktion setze, gehe ich zuerst an den Indischen Ozean und fotografiere ihn. Da liegt er vor mir in seiner ganzen Schönheit mit hellblauem Wasser und mit Schaumkronen bestückten Wellen, die ans Ufer rollen. Surfer liegen in der Brandung auf ihrem Surfbrett und reiten die Wellen ab. Ein traumhafter Anblick, dieser Ozean!
So, nun endlich mache ich mich ans Schreiben. Fast zwei Stunden sitze ich daran. Muss noch für meine Freunde ein Foto von meinem Zelt auf diesem Campingplatz anfertigen. Sie denken sonst, dass das überhaupt nicht stimmt, was ich geschrieben und gesagt habe.
Ich bin nun satt und müde und lege mich schlafen. Die Brandung rauscht bis hierher. Der Wind wird wohl wieder durch mein Zelt pfeifen. Muss mir vorsichtshalber alle meine dicken Sachen übereinander anziehen, um in der Nacht nicht zu frieren, wenn dann die antarktische Luft hier Einzug hält.
Auf der Great Ocean Road
06.02.2013: Warnambool – Port Campbell: 73 km
Das mit dem Wind, der in der Nacht durch mein Zelt ziehen würde, wurde nichts. Der war genauso müde wie ich und eingeschlafen.
Meine rosa Jacke ist mir schon bald im Schlafsack zu warm. So lege ich sie mir oben zu der gelben Fleece-Jacke auf den Schlafsack. Das Nebelhorn tutet und der Leuchtturm sendet seine Strahlen in Abständen durch mein kleines Zeltfensterchen.
Ich schlief bis 5.00 Uhr durch! Sagenhaft! Als ich den Reißverschluss vom Vorzelt aufziehe, komme ich mit dem Handrücken an die Zeltplane. Igitt, wie nass! Ich faß zwischen Innenzelt und Überzelt. Alles nass! Wie eklig. Kein Wind. Alles ist noch dunkel. Also wandere ich erst einmal in die Ladies.
Wieder bei meinem Zelt angekommen, bin ich fast verzweifelt. Normalerweise baue ich dann das Zelt ab. Aber auch so nass von außen mit den vielen Wasserperlen darauf? Nein, das geht nicht. Auf dem Rasen kann ich es auch nicht zusammenlegen. Der ist nämlich auch total nass. Ganz unglücklich schnappe ich mir meinen kleinen Laptop und verziehe mich in die Laundry, um die Zeit mit Schreiben zu überbrücken. Nun ist die Sonne aufgegangen und erwärmt alles. Aber das Zelt trocknet weder von außen noch von innen. Zu spät darf ich aber nicht starten, weil ich dann zu spät mein Tagesziel erreiche und meine Wäsche dann nicht mehr trocknet. So rolle ich los.
In der Stadt finde ich die große Kreuzung mit dem Prinzess-Highway, einer Autobahn. Darauf soll ich erst einmal gen Osten fahren. Zu Anfang radle ich auf einem Fahrradstreifen neben der Autospur. Als ich die Stadt verlasse, muss ich woanders als Radfahrer fahren, erreiche sie dann später doch wieder. Vorsichtshalber frage ich eine Frau, die gerade neben mir aus dem Auto steigt: „Guten Tag, entschuldigen sie bitte, aber wie darf ich mit meinem Fahrrad zur Great Ocean Road fahren?“
Sie empfiehlt mir: „Radeln sie ganz selbstbewusst auf dem Seitenstreifen der Autobahn. Anders geht es bis zur Kreuzung, auf der die Langsamfahrer nach rechts auf die Great Ocean Road abbiegen müssen, nicht.“
„Danke.“
Ich hoffe, dass mich bis dahin die Polizei nicht von der Straße nimmt und gebe ordentlich Speed. Später wird der Autoverkehr entschieden weniger, weil die Firmenfahrzeuge schon vorher abbogen.
So erreiche ich die besagte Kreuzung und biege ab. Hier radelt es sich herrlich! Es kommt mir vor, als sei ich zu Hause und radle durch ein Dorf. Überall spielen Mütter mit ihren Kindern vor dem Haus.
Im nächsten größeren Ort erblicke ich linkerhand vor einem großen Geschäft ein vollbepacktes Fahrrad. Na, dieser Anblick elektrisiert mich, so dass ich genauer hinsehe. Ein Japaner steht in der Nähe.
Ich halte sofort an, schiebe mein Rad dort hinauf und stelle es neben seins. Seinen Namen kann ich weder verstehen noch behalten. Aber wir können uns gut auf Englisch unterhalten. Er ist in Darwin gestartet und oben beim Kakadu-National-Park gen Osten bis nach Cairns geradelt. Wenn er Wasser benötigte, hatte er das nächste Auto angehalten, das ihn damit gern versorgte.