Professors Zwillinge Bubi und Mädi. Else Ury

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Professors Zwillinge Bubi und Mädi - Else Ury

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      »Begießt is nich gepanst«, überlegt Bubi. Und dann läuft er auch schon zur Pumpe und hängt sich an den Schwengel. Aber seine Ärmchen sind zu schwach, trotzdem er schon puterrot im Gesicht vor Anstrengung ist.

      »Mädi, bitte ßön, komm ßnell mit angehängt. Der olle Anhänger wartet bloß auf dir.«

      Die Pumpe möchte Bubi gern sagen, daß es »wartet nur auf dich«, und nicht »auf dir« heißt. Aber da muß sie auch schon Wasser spucken, anstatt zu sprechen. Denn Mädi hängt bereits ebenfalls an ihrem »Anhänger«. Den vereinten Kräften der beiden kleinen Zwillinge kann sie nicht mehr widerstehen.

      Plansch – ein silberner Wasserstrahl braust hernieder, zersprüht in viele kleine Tröpfchen und spritzt Bubi und Mädi naß. Das ist die Strafe, weil sie etwas Unerlaubtes tun. Aber die kleinen Zwillinge lachen und jauchzen und merken gar nicht, daß ihre Freundin, die Pumpe, ärgerlich auf sie ist.

      Hurra – da liegt eine alte Konservenbüchse. Die hat gewiß die Minna oben oder die Mathilde unten aus dem Küchenfenster geworfen.

      »Eine feine Gieschkanne, Bubi!« Mädi hält sie bereits der Pumpe an den langen Schnabel. Die spuckt noch viel ärgerlicher ihr Wasser hinein und macht Mädi von Kopf bis Fuß naß.

      »Naß« – sagt Mädi und schüttelt sich. Sie weiß nicht, ob sie lachen oder weinen soll.

      »Szad' niß, Mädi!« Wenn Bubi meint, daß es nichts schadet, sieht Mädi keinen Grund mehr, zu weinen. Bubi muß es wissen, er ist der ältere.

      Über das Gärtchen der kleinen Omama ergießt sich plötzlich ein Sturzbach. Armes Elschen! Eben haben die warmen Sonnenstrahlen es erst ein bißchen getrocknet, und nun sitzt es zitternd da, wie bei einem Wolkenbruch. Hätte ihm Mädi doch bloß das rosa Schirmchen aufgespannt. Na, wenn es sich heute nicht die Lungenentzündung holt, heißt es Mops und nicht Elschen. So denkt die Puppe. Sie schüttelt sich vor Nässe, wie es vorhin Mädi getan.

      Bubi ist stets für gründliche Arbeit. Er hat bereits die zweite Gießkanne über das neue Haus herabbrausen lassen.

      »Du – die kleine Omama is weggeschwimmt«, ruft Mädi erschreckt.

      »Is se ßon versauft?« Bubi betrachtet mit Teilnahme Puppe Elschen, die hilflos auf dem Bauch liegt und alle viere von sich streckt.

      Der Herr Verwalter Nauke mit der Pauke macht ein höchst unzufriedenes Gesicht, daß man solche Überschwemmung in dem neuen Hause verursacht. Am liebsten würde er Bubi und Mädi an dem Wetterhahn mit den Ohren anhängen.

      In Mädi erwachen jetzt doch Muttergefühle. Sie angelt ihr Kind aus dem Erdschlamm auf. O weh, wie sieht Elschens hübsches rotes Kleid aus. Ganz braunfleckig. Auch die verbeulte Nase ist rabenschwarz von der nassen Erde.

      Mädi fängt an zu weinen. Frau Annchen wird gewiß schimpfen.

      »Wein' man nich, mein Mädi. Halt se man bloß in die Pumpe rein. Denn wird se ßön sauber!« tröstet Bubi sein Schwesterchen.

      »Erlaubt das Frau Annchen?« Mädi kommt die Geschichte doch etwas zweifelhaft vor.

      »Die wäßt doch oben«, überredet sie Bubi.

      »Und wenn Elschen wieder schön sauber is, denn kann sich Frau Annchen freuen.« Mädi überredet sich jetzt selber.

      O Gott, wie zittert die arme Puppe an allen Gliedern. Sie wehrt sich. Sie sträubt sich. Sie strampelt aus Leibeskräften mit Armen und Beinen. Sie ruft Lilli und Fifi, Nauke, Schnuteken und den Hampelmann zu Hilfe.

      Vergebens.

      »So, mein Elschen, jetscht geht's unter die grosche Brause«, sagt Mädi noch ganz freundlich zu ihr. »Wein man nich – Mutti läscht nich ertrinken. Die macht bloß Spaß.«

      Das war doch kein Spaß – das ist bitterböser Ernst! Puppe Elschen vergehen die Sinne unter der eiskalten Brause. Sie wird ohnmächtig und schließt, zum Sterben elend, ihre Klappaugen.

      Als sie dieselben wieder öffnen kann, hört sie das jammernde Stimmchen ihrer kleinen Mutti: »Sieh bloß mal, Bubi, das schöne rote Kleid is gansch paputt!«

      Daß die arme Puppe kaputt ist, das scheint Mädi weniger zu Herzen zu gehen.

      »Kaputt heißt es, Mädi«, verbessert Bubi mit Gemütsruhe.

      »Gansch voll Blut, Bubi«, Mädi weint herzbrechend. Sie preßt ihr blutendes Kind an die Brust.

      Das rote Blut fließt in Strömen ans Elschens Kleid. Denn dasselbe ist nicht waschecht und geht unter dem Brunnen aus.

      »Mädi, du bist auch ganz voll Blut.« Bubi sieht jetzt ebenfalls erschreckt auf Mädis graue Spielhöschen. Natürlich, das nasse Puppenkleid hat bei der innigen Umarmung abgefärbt.

      »Au, Frau Annchen wird doll böse sein!« Mädi schielt ängstlich zum Küchenfenster empor. Aber Frau Annchen zeigt sich zum Glück nicht.

      »Zieh aus, Mädi, wir wassen die Hößen unter der Pumpe.« Bubi weiß immer eher Rat als Mädi. Er ist ja der ältere.

      »Och nee – och nee – nich ausschien – denn blutet es noch döller!« Mädi hat Angst.

      »Wird bestimmt ßön sauber. Denn ßimpft Frau Annßen behaupt nich.«

      Bubi macht Mädi den Knopf am Spielanzug auf. Nun steht sie in weißen Höschen da.

      »Abc – die Katze lief in Snee,

      Und als sie wieder raus kam,

      Da hat se weiße Hößen an«

      lacht Bubi. So singt Mutti immer. Da muß auch Mädi wieder lachen. Und weil das Panschen ein großes Vergnügen ist, sind sie alle beide bald wieder quietschvergnügt. Die Pumpe ist aber nicht quietschvergnügt. Trotzdem sie wunderschön quietscht. Die ist schon ganz heiser vor Wut. Die rote Farbe aus den Spielhöschen hat sie zwar herausgewaschen, denn Mädi hat doll gerubbelt. Aber die beiden Kinder triefen vor Nässe.

      »Nu müssen wir die Höschen aufhängen, daß sie trocknen.« Jetzt zeigt sich Mädi, trotzdem sie zwei Stunden später das Licht der Welt erblickt hat als Bubi, doch schon als richtige kleine Hausfrau. »Soll ich mein seine kleine Puppenleine runterholen?«

      »Nee – nee – wir hängen die Hößen man bloß hier auf'n Zaun auf«, wehrt Bubi ab. Er hat nämlich jetzt doch Angst, daß Frau Annchen schimpft. »Mein seine Hößen müssen behaupt auch trocknen.« Ehe Mädi es sich versieht, hängen Bubis nasse Spielhöschen ebenfalls an einer Zaunlatte. Als kleiner Hemdenmatz springt er jubelnd im Gärtchen herum.

      »Szön molliß, Mädi.«

      Natürlich, die liebe Sonne scheint hübsch warm, und das nasse Zeug war kalt am Körper.

      Mädi macht alles nach, was Bubi tut. Denn er ist ja ihr Zwilling.

      Frau Sonne traut ihren Augen nicht. Da springen doch wirklich jetzt zwei kleine Hemdenmätze in dem Gärtchen herum. Denn auch Mädis weiße Höschen bammeln an einer Zaunlatte. Nein, die liebe Sonne muß sich sehr wundern. Sie mag die ungezogenen Kinder gar nicht mehr wärmen. Rasch kriecht sie hinter eine Wolke.

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