Professors Zwillinge Bubi und Mädi. Else Ury
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Elschen, das arme Kind, kann nur noch leise wimmern. Bubi hat sie mit den Flachshaaren ebenfalls an eine Zaunlatte zum Trocknen gehängt. Au – wie das ziept! Wenn man das nur mal mit ihm so machte.
Der Hahn schreit, so laut er nur kann, sein Kikeriki, um Frau Annchen herbeizurufen. Aber die spült oben die große Wäsche. Nauke schlägt seine Pauke, was das Zeug hält. Vergebens. Der grauhaarige Kopf der guten alten Kinderfrau zeigt sich nicht am Küchenfenster. Die beiden kleinen Hemdenmätze fassen sich an die Händchen und hopsen singend im Kreise herum: »Große Wäsche – kleine Wäsche.«
4. Kapitel
Hemdenmätze
Dann spielen Bubi und Mädi Ball. Dabei wird man warm, auch wenn die Sonne nicht scheinen will.
»Doll hoch mußte smeißen, Mädi, noch viel döller, bis ans Fernrohr, nee, bis an'n Himmel!« kommandiert Bubi.
Mädi wirft den Ball hoch und immer höher. Aber der Ball hat seinen eigenen Willen. Er tut nicht das, was er soll. Genau wie Bubi und Mädi manchmal.
Hops – plötzlich ist er auf die Galerie der alten Frau Lehmann gesprungen.
Bubi und Mädi sehen sich entsetzt an. Was nun?
»Och – is nich slimm.« Bubi weiß wieder Rat. »Wir bitten man bloß die Manthilde, die gibt'n uns bestimmt wieder.«
»Wenn die alte Lehmfrau den Ball nu aber selber behalten will, weil wir immer so'n Radau machen. Darf sie das?« fragt Mädi zaghaft.
»Nee, darf sie behaupt nich. Is ja unser Ball. Komm, Mädi.« Bubi zieht das Schwesterchen mit sich die Hintertreppe hinauf zum Hochparterregeschoss, wo Frau Lehmann wohnt. Sie denken alle beide nicht daran, daß sie ganz und gar nicht im Besuchsanzug sind.
Bubi klingelt. Und weil die Mathilde nicht gleich hört, läutet er Sturm, wie er's oben bei der Minna zu tun pflegt.
Man hört schlürfende Schritte. Dann wird die Tür geöffnet. Die Kinder machen erschreckte Augen. Denn nicht die Mathilde, sondern die alte Frau Lehmann steht vor den beiden. Sie macht nicht weniger erschreckte Augen als die zwei kleinen Hemdenmätze, die da plötzlich vor ihr auftauchen.
»Ja, was soll denn das heißen, wo habt ihr denn eure Kleider?« ruft Frau Lehmann entrüstet.
Hemdenmatz Bubi macht seinen feinsten Diener. Hemdenmatz Mädi ihren Knicks.
»Naß, gansch naß«, berichtet das kleine Mädchen.
»Ach, liebe Lehmfrau, bitte gib uns doch unsern Ball wieder«, bittet Bubi als älterer.
»Ja, ich habe doch euren Ball nicht.« Frau Lehmann weiß nicht, was sie sich bei diesem merkwürdigen Besuch denken soll.
»Haschte doch, Lehmfrau. Unser Ball is auf dein seine Galerie gehopscht. Gibscht'n uns wieder, ja? Wir wollen auch gansch artig sein und nie mehr lauten Radau machen«, verspricht Mädi treuherzig.
»Bloß leisen Radau«, versichert auch Bubi.
Frau Lehmann weiß nicht, ob sie ärgerlich sein oder lachen soll. Die kleinen Hemdenmätze sind zu putzig.
»Ja, schämt ihr euch denn gar nicht, ohne Kleider zu mir zu kommen«, sagt die alte Dame ernst.
»Nee, mein sein Mädi und ich ßämt sich gar nich«, beteuert Bubi.
»Auf den Tod könnt ihr euch erkälten, Kinder. Macht, daß ihr nach oben kommt. Den Ball schicke ich euch nachher mit Mathilde hinauf.« Die alte nervöse Dame hat vor Schreck Kopfschmerzen bekommen.
»Nee, Frau Annchen wird böse, wenn wir unsern Ball nich haben – – –« meint Mädi ängstlich.
»Ich hol' ihn ßon ganz allein, ich hab' gesehn, wo er hingeflogen is.« Ehe die alte Frau Lehmann weiß, wie ihr geschieht, hat sich Bubi an ihr vorbei durch die Tür gequetscht und läuft in die fremde Wohnung hinein. Mädi natürlich hinterdrein. Wo ihr Bubi ist, muß sie auch sein.
»Aber Kinder – – –« es hilft nichts, die alte Frau Lehmann muß mit ihrem Humpelbein hinter den beiden Hemdenmätzen her.
Wo die Galerie ist, weiß Bubi ganz genau. Ihre Wohnung oben liegt ja genau so. Jetzt steht er draußen, vergißt aber vor lauter Staunen seinen Ball aufzuheben, der ganz gemütlich in einer Ecke liegt.
»Wo ist denn dein sein großes Fernrohr, Lehmfrau?« erkundigt er sich erstaunt. Er denkt, jede Galerie muß ein Fernrohr haben, weil das bei ihnen oben so ist.
»Ein Fernrohr – was soll ich wohl mit einem Fernrohr, Kind?« Frau Lehmann muß über den kleinen, drolligen Kerl lachen, ob sie will oder nicht.
»Da kannschte mit in'n Himmel reisen«, erklärt Mädi ihr.
»In den Himmel – nun, da komm' ich noch früh genug hin. Wenn ich erst mal tot bin.«
»Bischte bald tot?« Mädi schaut die alte Dame teilnehmend an.
»Ja, wenn ihr immer solchen Lärm oben macht, dann werde ich krank und muß sterben«, antwortet diese.
»Der große Maikäfer, den Bubi gefangen hat, is auch gesterbt, weil wir so'n Radau gemacht haben. Und denn is er in den Himmel geflogen.«
Frau Lehmann muß trotz ihrer Kopfschmerzen laut lachen. Die alten Möbel ringsum knarren alle vor Verwunderung. Es ist schon viele Jahre her, daß ihre alte Besitzerin gelacht hat.
»Jakob – wo bist du?« klingt es plötzlich mit schnarrender Stimme aus dem Zimmer.
Mädi steckt neugierig den braunen Kopf zur Tür hinein. Kein Mensch drin zu sehen.
»Da ruft einer, aber is gar keiner schu sehen«, sagt sie ängstlich.
»Jakob – Jakob – wo bist du?« Wieder die schnarrende Stimme.
»Lehmfrau, einer, der gar nich da is, ruft dir immer los Jakob.« Auch Bubi erscheint die Sache höchst verwunderlich.
»Das ist bloß mein Papagei, der Jakob. Jakob, wo bist du?« Frau Lehmann ruft es jetzt selber.
»Hier – hier – hier –« schnarrt es aus dem Zimmer. Vom Schrank kommt es heruntergeflattert. Ein großer bunter Vogel. Er setzt sich auf die Schulter der alten Dame und guckt die Kinder aus runden Äugelchen mißbilligend an. Sicher, weil sie als Hemdenmätze Besuche machen.
Bubi ist begeistert. Mädi weniger. Der Vogel hat einen krummen Schnabel. Am Ende beißt er.
»Jakob, schenk' Küsschen«, sagt Frau Lehmann.
Wirklich, mit seinem krummen Schnabel berührt der Vogel die Lippen der alten Frau.
»Beischt er nich?« erkundigt sich Mädi herzklopfend.
»Mich nicht, weil er mich kennt. Aber wenn ihr ihm mit eurem Finger zu nahe kommen würdet, dann hackt er danach.«
Bubi