PICKNICK IN PLUNDERLAND. Erhard Schümmelfeder

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PICKNICK IN PLUNDERLAND - Erhard Schümmelfeder

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Gesicht.

      „D-d-arum!“, antwortete ich, wobei ich versuchte, Frl. Lam­pes Tonfall nachzuahmen, was mir aber nicht ganz gelang.

      „D-d-d-arum!“, äffte Angeber mich nach.

      Ich beschloss, es ihm bei der nächsten sich bieten­den Gelegen­heit heimzuzahlen!

      Während der folgenden Unterrichtsstunde wurde noch lange über die Geschichte von der wunderbaren Brotverzehrung ge­tuschelt und gemurmelt.

      Babette stieß mich von hinten mit ihrem Holzlineal ans Ohr.

      „He“, flüsterte sie, „Picknick!“

      „Was ist denn?“

      „Glaubst du, dein Vater wird Frl. Lampe bald hei­ra­ten?“

      „Bestimmt.“

      „Und wann?“

      „Weiß nicht. Aber lange kann es nicht mehr dauern.“

      „He“, hörte ich wieder Babettes Stimme.

      „Was willst du wissen?“

      „Hast du Frl. Lampes Frühstücksbrot wirklich auf­gegessen?“

      „Nein.“

      „Wo steckt es denn?“

      „W-w-arte bis zur nächsten Pause“, sagte ich hinter der vor­gehaltenen Hand, „dann verrate ich es dir!“

       DIE GESCHICHTE VOM VERLORENEN TON

      Die schönsten Augenblicke des Schuljahres hatten wir Kinder in Plunderland an unserem Geburtstag. Dann nämlich war jeder für einen ganzen Vormittag der Mittelpunkt der Klasse.

      Als Angeber seinen zehnten Geburtstag hatte, gaben Eule, Beule, Keule und ich uns die allergrößte Mühe, ihm diese un­vergesslichen Augenblicke gehö­rig zu ver­salzen, denn er hatte es nicht besser ver­dient. Ich konnte Angeber nicht leiden, weil er mich manchmal nachäffte. Angeber äffte mich manchmal nach, weil ich ihn nicht leiden konnte. Wir hatten ein etwas ver­zwick­tes Verhältnis zuein­ander.

      Während die Klasse Happy Birthday anstimmte, sangen wir so schräg und falsch wie wir nur vermoch­ten. - Aber Angeber merkte es nicht einmal. Nur Frl. Lampe wirkte während des Singens manchmal ein wenig irritiert. Sie sah auch nicht, wie wir oft ohne Ton trällerten und nur zum Schein unsere Lippen be­wegten, doch schnitten wir dabei unsere grässlichsten Gri­massen.

      Gegen Mittag setzte sich Frl. Lampe für Angeber sogar ans Klavier. Sie klappte den Deckel hoch und begann Happy Birthday. Aber an einer Stelle des Liedes streikte das Klavier und ließ nur ein gedämpftes Tuck, tucktuck ertö­nen.

      „Nanu“, sagte Frl. Lampe verwundert. „Mit dem Klavier scheint etwas nicht zu stimmen.“

      Tuck, tucktuck ...

      „Das Klavier ist kaputt!“, freute Keule sich.

      „Es muss gestimmt werden“, sagte Babette und blin­zelte mir listig zu.

      „Das kostet zweihundert Mark“, bemerkte Tina.

      „So?“, sagte Frl. Lampe ratlos.

      „Ja. Meine Mutter hat letzte Woche unser Klavier stimmen lassen. Mein Vater hat darüber geschimpft.“

      „Und warum?“, wollte Frl. Lampe nun wissen.

      „Er sagte: ’Ungestimmt klingt das Klavier viel bes­ser!‘“

      „Nun ja“, sagte Frl. Lampe. „Über Geschmack kann man nicht streiten. Was - was machen wir denn jetzt nur?“

      „Ich kenne einen, der jedes Klavier reparieren kann“, rief ich in die Runde. „K-k-ostenlos!“

      „So - wen denn?“, fragte unsere Lehrerin hoffnungs­voll und erhob sich von ihrem Drehhocker.

      „Herrn Presszeh!“, riefen alle Jungen und Mädchen wie aus einem Munde.

      „Ich hole ihn!“

      Noch bevor Frl. Lampe widersprechen konnte, war ich aus dem Klassenzimmer herausgestürmt. Ich sauste durch das Treppenhaus, schlinderte über den blankge­bohnerten Flur des Obergeschosses und riss, ohne an­zuklopfen, atemlos vor Aufre­gung, die Tür der Klasse meines Vaters auf.

      „Herr Presszeh!“, entfuhr es mir, wobei ich einen flüchtigen Blick auf die verdutzten Gesichter in den Bänken warf. Gelas­sen hielt mein Vater beim Schrei­ben an der Tafel inne.

      „Mein Freund“, sagte er, „kann ich dir vielleicht hel­fen?“

      „Fräulein Lampe“, japste ich, nach dramatischen Worten rin­gend.

      „Was ist denn mit Fräulein Lampe?“

      „Sie kriegt keinen Ton heraus!“, brachte ich die komplizierte Lage treffend auf den Punkt.

      „Na sowas“, sagte mein Vater lächelnd. „Wir wol­len mal se­hen, ob wir ihr helfen können.“

      Mit wildem Gejohle stürmten alle Kinder der Klasse über Ti­sche und Bänke und eilten mit meinem Vater in das Unterge­schoss des Schulgebäudes.

      „Gibt es ernstliche Probleme?“, fragte mein Vater, als er un­seren Klassenraum betrat. Seine linke Hand steckte in der Ho­sentasche.

      „Das Klavier ist kaputt!!!“, riefen alle Kinder mit merkwürdiger Begeisterung. „Heilemachen!!“

      „Nun, dann wollen wir mal sehen, was sich machen lässt“, sagte mein Vater fachmännisch.

      „Der C-Akkord hat uns verlassen“, erklärte Frl. Lampe ach­selzuckend.

      „Keine Sorge, der kommt schon wieder“, beruhigte mein Vater sie.

      Er klappte den oberen Deckel des Klaviers hoch und beugte sich darüber, um einen Blick in das Innere zu werfen.

      „Aha“, sagte er triumphierend. „Die Geschichte vom verlore­nen Ton kommt zu einem glücklichen Ende.“

      „Haben Sie den Fehler?“, fragte Frl. Lampe und at­mete dabei erleichtert auf.

      „Allerdings“, bemerkte mein Vater und griff mit der rechten Hand tief in das Gehäuse hinein. Er an­gelte ein kleines graues Paket ans Tageslicht. Es sah aus wie ein in Pergamentpapier gewickeltes Früh­stücksbrot.

      „Nanu“, sagte Frl. Lampe und wurde ein wenig rot.

      „Ihr Pausenbrot ist wieder da!“, jubelten die Kinder mit vergnügten Gesichtern.

      „Das sehe ich. Mich würde nur interessieren, wer – “

      „Aufessen! “, unterbrach ich sie.

      „Ja! Aufessen!“,

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