PICKNICK IN PLUNDERLAND. Erhard Schümmelfeder
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„Die lange Obstleiter hinter dem Haus natürlich.“
In diesem Augenblick kletterte ich über die Steinmauer und kam Tante Bertha zu Hilfe. Ich war sofort im Bilde. Gemeinsam schleppten wir die hölzerne Leiter zum machtvoll aufragenden Birnbaum, dessen schwere Birnen bedenklich hin und her baumelten, denn noch immer schienen die Äste zu wachsen. Aber auch die lange Leiter erwies sich als zu kurz: sie reichte nicht einmal bis zur Hälfte des massigen Stammes.
„Georg!“, tönte Tante Bertha, wobei sie ihre Hände wie einen Trichter vor den Mund legte. „Georg, hörst du mich?“
„Was?“
„Ob du mich hörst?“
„Nein, äh, ja. Natürlich höre ich dich.“
„Was soll ich jetzt machen?“
„Ich habe eine Lösung, Onkel Kohlrabi!“, ließ ich mich lautstark vernehmen.
„Picknick, mein Junge, was soll ich deiner Meinung nach tun, um möglichst schnell von hier oben herunterzukommen?“, hörte ich den Onkel rufen.
„Du musst auf den untersten Ast des Baumes klettern, um von dort den Schornstein des Hauses zu erreichen!“
„Ich traue mich nicht“, sagte Onkel Kohlrabi mit kummervoller Stimme.
„Dann musst du dort oben hocken, bis du schwarz wirst!“, schimpfte Tante Bertha mit berechtigter Empörung.
„Also gut“, sagte Onkel Kohlrabi, „ich will es versuchen.“
Schritt für Schritt bewegte er sich durch das Astwerk des Baumes, bog die großen Blätter und Birnen beiseite und arbeitete sich bis zur Spitze des untersten Astes vor, der nun, durch seine Kletterbewegungen, einige Meter über dem Schornstein des Hauses auf und ab wippte.
„Was jetzt?“, fragte er mit einem hilflosen Blick nach unten.
„Was wohl! Du musst springen!“, bellte Tante Bertha.
„In den Schornstein?“
„Na, wohin denn sonst?!“
Tante Bertha eilte mit wehender Schürze ins Haus.
Onkel Kohlrabi blickte in die viereckige gähnende Öffnung des Schornsteines und musste schlucken.
„Also schön“, sagte er schließlich. „Ich werde springen. Es gibt im Moment keine andere Lösung.“ Er zog seinen Hut tief ins Gesicht. Dann machte er es wie die Kinder im Schwimmbad, wenn sie vom Beckenrand ins Wasser hüpfen: er hielt sich die Nase zu und sprang in die Tiefe ...
„Berthaaaaaaaaaa!“, hörte ich ihn noch rufen, dann war er in dem Schornstein verschwunden und sauste hinunter ins Wohnzimmer seines Hauses.
„Georg, mein lieber Georg!“ Mit diesen Worten zerrte Tante Bertha den kohlrabenschwarzen Onkel aus der Kaminöffnung heraus. ”Ist alles heilgeblieben?“, fragte sie fürsorglich.
„Fast alles“, antwortete der Onkel mit schmerzgequältem Gesicht. „Ich muss sofort eine neue Flasche von dem Schnelltreibmittel anrühren.“
„Kommt nicht in Frage!“, bestimmte Tante Bertha streng. „Erst einmal wirst du in der Badewanne gründlich saubergeschrubbelt!“
Eine ganze Stunde lang bearbeitete die Tante ihren verwirrten Mann mit Seife, Bürste und heißem Wasser. Dann packte sie ihn ins Bett. ”Hier bleibst du solange, bis du mir versprichst, nie wieder dieses Mittel anzurühren.“
„Bertha, ich - „
„Ruhig. Jetzt wird geschlafen!“
Tante Bertha verschloss die Schlafzimmertür, zog den Schlüssel ab und steckte ihn in ihre Schürzentasche. ”Hier ist er sicher“, sagte sie und fragte mich: „Hast du Hunger?“
„Ja, und wie!“, antwortete ich.
„Komm, mein Junge. In der Küche steht der Eintopf noch auf dem Herd. Der wird dir schmecken!“
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