PICKNICK IN PLUNDERLAND. Erhard Schümmelfeder
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Читать онлайн книгу PICKNICK IN PLUNDERLAND - Erhard Schümmelfeder страница 5
„Meine auch nicht“, sagte Frl. Lampe lächelnd.
„Wer von euch hat zu Hause ein Schwein?“, fragte mein Vater in die Klasse hinein.
„Wir haben sechsundzwanzig Schweine im Stall“, rief Eule aus der mittleren Bankreihe.
„Das trifft sich gut“, sagte mein Vater. ”Dann übertrage ich dir hiermit den schwierigen Auftrag, diese zwei Käsebrote mit Hammer und Meißel in sechsundzwanzig möglichst gleichgroße Stückchen zu zerteilen. Traust du dir diese Aufgabe zu?“
„Klar“, sagte Eule, nahm die Brote in Empfang und steckte sie in seine Büchertasche.
Angeber, an den niemand mehr gedacht hatte, meldete sich nun zu Wort. „Wann bekomme ich denn mein Geburtstagsabschlusslied?“
„An deinem Geburtstag“, erklärte ich und fügte schadenfroh hinzu: „Im nächsten Jahr!“
Dann lief ich mit den anderen Kindern hinaus auf den Schulhof, denn der Unterricht war zuende an diesem Tag.
ONKEL KOHLRABI UND DER BIRNBAUM
„Morgen Vormittag besucht euch der Schulzahnarzt aus der Kreisstadt“, verkündete Frl. Lampe eines Tages mit strahlendem Lächeln.
Ein ahnungsvolles Murrenraunenstöhnen ging dabei durch den Klassenraum ...
Am nächsten Tag fühlte ich mich ganz elend. Ich wäre gern zur Schule gegangen. Ehrlich. Aber eine geheimnissvolle Krankheit streckte mich nach dem Frühstück nieder und fesselte mich ans Bett. Ich hatte Schüttelfrost, hohes Fieber, starkes Magendrücken, Schwindelanfälle und vieles mehr.
Kurz vor acht klingelten Keule und Beule an unserer Tür.
„Ist Picknick schon unterwegs?“, fragten sie.
„Nein“, hörte ich von meinem Zimmer unter dem Dach meinen Vater unten in der Eingangsdiele antworten. „Er kann heute unmöglich zur Schule gehen. Er hat hohes Fieber: 36,4°.“
„Ist er morgen wieder gesund?“, fragte Keule besorgt.
„Ihr könnt euch darauf verlassen“, sagte mein Vater zuversichtlich.
Dann hörte ich Keule und Beule über den Plattenweg zum miauenden Gartentor laufen. Beule pfiff noch einmal zu meinem Fenster herauf, aber ich rührte mich nicht vom Kissen.
Mein Vater stellte mir heißen Pfefferminztee und trockenen Zwieback ans Bett, küsste mich und verabschiedete sich.
Kaum war ich allein, fühlte ich mich deutlich besser. Ich blätterte ein wenig in einem Buch, konnte mich aber nicht auf die Geschichten darin konzentrieren. Irgendwie wurde ich auf einmal schläfrig. Ich schloss meine Augen und begann zu träumen ...
Ich stieß - im Traum - die Bettdecke beiseite, zog mich an, rutschte das Treppengeländer herunter in die Diele und trat hinaus in den morgenfrischen Garten.
Ich atmete auf. Ein Gefühl von abenteuerlicher Unternehmungslust erfüllte meine Brust. Wie sollte ich den gewonnenen Morgen verbringen? Ich wollte etwas anstellen. Plötzlich hatte ich eine Idee!
Der riesige Obstgarten hinter der efeubewachsenen Steinmauer gehörte Onkel Kohlrabi. Zur Zeit arbeitete er an einer Bratapfelmaschine, die er den Schulkindern von Plunderland schenken wollte. Es interessierte mich, wie weit er mit seiner Erfindung war.
Ich stapfte durch das hochgewachsene Gras zum Wohnhaus Onkel Kohlrabis. Am Rande des Gartens standen die Brennnesseln fast mannshoch. Unter dem schattigen Holunderbusch lagen wiederkäuend die Schafe und blickten neugierig und zugleich schläfrig in meine Richtung. Schmetterlinge flatterten taumelnd über die taufeuchte Wiese. Hühner und Enten gackerten, quakten, scharrten und pickten auf einem besonnten Erdhügel neben dem hoch aufgeschossenen Birnbaum. Die Tiere im Garten des Onkels fühlten sich wohl. Es gab zwei weiße Gänse, achtundzwanzig Hühner, drei Schafe, eine Ziege, sieben Enten und eine Unmenge silbergrauer Tauben, die vom Dach des Wohnhauses herunter gurrten, als ich durch die Wiese streifte.
Tante Bertha, Onkel Kohlrabis Frau, trat aus der Haustür heraus und warf den Hühnern eine Handvoll Körner auf den Hof.
„Sieh an“, sagte sie freundlich. „Besuch aus dem Nachbarhaus.“
„Ist Onkel Kohlrabi schon auf den Beinen?“, erkundigte ich mich bei ihr.
„Seit Sonnenaufgang muckelt er wieder in seiner Werkstatt herum. Ich bin neugierig, was er dort als nächstes ausheckt.“
„Ich auch. Darf ich ihn besuchen?“
„Lauf nur, Junge“, sagte sie und ging zurück ins Haus.
Hinter dem Wohngebäude lag die ringsum verglaste Werkstatt im hellen Sonnenschein. Onkel Kohlrabi stand vor einem Fenster und hielt ein Reagenzglas mit einer gelblich-trüben Flüssigkeit gegen das Licht. Als er mich hereinkommen hörte, wandte er sich um.
„Wie schön, wenn mein alter Freund Picknick mich wieder einmal besuchen kommt“, sagte er und lächelte mich vergnügt an. Er trug einen braunen Filzhut über seinen langen weißen Haaren. Er besaß die längste Nase, die ich je gesehen hatte. Sein Kinnbart, den er fortwährend kraulte, wenn er über ein Problem nachdachte, war stark nach außen gebogen. Er hatte stets gute Laune, und man meinte, seine hellen blauen Augen würden immer lachen.
„Ist die Bratapfelmaschine schon fertig?“, fragte ich schnell, bevor der Onkel sich erkundigen würde, ob ich die Schule schwänzte.
„Noch nicht ganz“, sagte Onkel Kohlrabi. „Ich erwarte noch ein paar Einzelteile. Aber in etwa zwei Wochen lasse ich dann die Maschine abholen und auf dem Pausenhof eurer Schule aufstellen.“
„Prima“, sagte ich. „Ich freue mich schon.“
Unter der staubigen Deckenlampe stand das silbern glänzende Metallgehäuse der Bratapfelmaschine. Es war so groß wie ein gewöhnlicher Getränkeautomat, doch besaß es eine Art Schreibmaschinentastatur. Ich konnte mir nicht vorstellen, was es damit auf sich hatte, aber ich wollte den Onkel nicht fragen, denn er war konzentriert mit dem Reagenzglas beschäftigt.
„Ist das wieder eine neue Erfindung?“, platzte es nach einer Weile aus mir heraus, als meine Neugier unerträglich wurde.
„Das kann man sagen“, erklärte Onkel Kohlrabi, wobei er aus einer Pappschachtel einen grünen Würfel herausnahm und in das längliche Glas plumpsen ließ. Es sprudelte, gluckerte und dampfte heftig. Die Flüssigkeit verfärbte sich grün. ”Es handelt sich um eine Art Schnelltreibmittel“, sagte er mit leuchtenden Augen und einem höchst zufriedenen Gesicht.
„Ein Schnelltreibmittel?“
„Ja, es lässt nicht nur kleine Pflanzen,