Das Vermächtnis aus der Vergangenheit. Sabine von der Wellen
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Sabine von der Wellen
Das Vermächtnis aus der Vergangenheit
Teil 6: Die Vernichtung
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Inhaltsverzeichnis
Der Sieg über die Vergangenheit
Verrat und Zusammenhalt
Ich werde wach, weil von irgendwoher ein Handy klingelt.
„Erik, dein Handy!“, raune ich schlaftrunken und höre nur ein verdrossenes Brummen neben mir.
Das Klingeln hört kurz auf, um erneut wieder zu beginnen.
Das Licht der kleinen Nachttischlampe springt an und ich höre Erik sich aus dem Bett wälzen. „Verdammte Scheiße!“, knurrt er müde und erschöpft.
Er war, nach einer schlaflosen Nacht in einer Gefängniszelle, sofort eingeschlafen, nachdem er all seinen Frust und seine Angst in mir entladen hatte. Geblieben war die Liebe, mit der er mich in seine Arme schloss und die ihn in einen Schlaf schickte, endlich von allem schrecklichen Erlebten und Erdachten befreit.
Ich hatte nicht sofort schlafen können. Zu sehr drängten sich mir die Bilder von dem auf, was ich erlebt hatte.
Ich habe keine Ahnung, wie alles weitergehen wird. Schließlich bin ich jetzt ein Al Kimiya … und was das heißt, ist mir nicht ganz klar. Aber ich habe Erik wieder und das ist alles was für mich im Moment zählt. Doch dass Tim freie Hand über sein Handeln hat, verursacht ein stechendes Gefühl der Angst in mir.
Ich werde mir überlegen müssen, wie ich mit ihm umgehe. Freundschaftlich, um ihn etwas im Griff zu haben oder ihn ignorieren? Darüber hatte ich mir den Kopf zerbrochen, bevor auch mich die Erschöpfung in einen Schlaf schickte, aus dem mich Eriks Handy nun gerissen hat.
Draußen ist es mittlerweile dunkel und ich habe Hunger. Ich schiebe mich aus dem Bett, werfe mir meinen Bademantel über und finde Erik im Flur. Seine Jacke liegt achtlos vor ihm auf dem Fußboden und er hat sein Handy am Ohr.
„Kannst du mir erklären, was bei euch los ist? Wie tief seid ihr eigentlich gesunken?“, tobt er mit einer Wut in der Stimme, die sie erzittern lässt. „Wer hat denen denn gesagt, dass ich das vorhabe? Willst du mich verarschen? Und was war mit dem Zeug bei meinem Auto, das die Polizei für Stoff hielt? Ich hatte nichts bei mir. Sie hätten mich nicht mal mitnehmen können, wenn ihr nicht Tütenweise irgend so einen Scheiß an meinem Auto platziert hättet!“
Erneut scheint Erik zuzuhören und ich gehe verunsichert in die Küche. Ich beschließe, uns ein Sandwich zu machen. Erik hatte zwar im Gefängnis heute Morgen ein Frühstück bekommen, aber ich weiß nicht, ob er das auch angerührt hat, und ich habe den ganzen Tag noch nichts gegessen.
Mir ein großes Glas Wasser aus dem Wasserhahn nehmend, trinke ich erst mal gierig. In meinen Kopf drängt sich das gehörte. Hatten die Al Kimiys nicht gesagt, sie hätten das Zeug an Eriks Auto verschwinden lassen?
„Das sagst du jetzt! Angeblich gab es diese Tüten aber und die hätten mich für immer in den Knast bringen können“, höre ich Erik brüllen.
Ich nehme einige Toastscheiben und lege sie auf den Küchenschrank.
„Das kann doch nicht wahr sein! Die haben mich verkauft? Walter …, ich schwöre dir, das zahle ich denen heim und wenn sie Carolin noch einmal zu nahekommen gibt es Tote. Und ich bin fertig mit euch! Ein für alle Male!“
Es knallt und ich höre das mir vertraute Geräusch, wenn ein Handy sich in seine Bestandteile zerlegt.
Schnell verlasse ich die Küche und sehe Erik im Flur stehen und wie er sich resigniert über das Gesicht fährt.
Ich hebe das Handy, die Kappe und den Akku auf und gehe zu ihm, um ihn in die Arme zu nehmen. „Hey, Schatz! Was ist los?“, frage ich beunruhigt und seine vor Zorn funkelnden Augen treffen mich. Er schüttelt kurz den Kopf und zieht mich an sich.
„Die Hunde behaupten, es war nur ein Deal mit jemand, der sie dafür bezahlte und klargestellt hat, dass wir am nächsten Tag wieder rauskommen … und sie hätten nie etwas an unseren Autos platziert, was den Eindruck erwecken sollte, ich wolle dealen.“ Er schüttelt erneut den Kopf. „Und sie wollten mir nur eine kleine Abreibung verpassen, damit ich wieder nach ihren Regeln spiele. Diese Schweine!“
Er zittert und ich öffne meinen Bademantel und lege ihn um seinen nackten Körper, ihn mit meinem wärmend. Dabei überschlagen sich meine Gedanken. Einer lügt. Seine Leute oder meine neuen Freidenkerfreunde. Und ich muss gestehen, dass ich in diesem Moment eher Walter glaube. Denn auch mir war schon geschossen, dass es zu viele Zufälle gestern Abend gab.
„Komm!“, murrt Erik und schiebt sich aus der Wärme des Frotteestoffes. „Lass uns heiß duschen.“
Ich folge ihm bereitwillig ins Badezimmer. Sein Gesichtsausdruck zeigt eine Traurigkeit, die mich erschüttert. Erik scheint immer mehr die Fähigkeit zu verlieren, seine Gefühle zu verbergen. Ihn immer öfter so zu sehen tut mir weh.
Wenig später rieselt das heiße Wasser über uns hinweg und spült den Schmutz des Wochenendes von uns herunter. Ich lasse Duschgel in meine Handfläche laufen und in meiner Hand aufschäumen.
„Ich schnall das alles nicht“, zischt Erik, während ich ihn einseife und den Schmerz in seinen Augen sehe. Der angebliche Verrat seiner alten Freunde, die mal so etwas wie seine Familie waren, trifft ihn schwer.
Ich raune leise: „Ich glaube, Walter hat recht. Vielleicht haben Sam und Teddy sich kaufen lassen, um dir … oder vielmehr wegen mir … eins auszuwischen. Aber sie wollten dich nicht im Gefängnis verrecken lassen. Bestimmt nicht. Und wahrscheinlich haben diese Al Kimiyaer das mit dem Stoff nur gesagt, um mich auf ihre Seite zu ziehen. Sie behaupteten,