Vor dem Imperium. Martin Cordemann

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Vor dem Imperium - Martin Cordemann

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warum lassen sie uns dann nicht einfach in der Öffentlichkeit abschießen? Bricket würde ihnen diesen Dienst mit Freuden erweisen. Warum sollten sie uns im Geheimen ausschalten wollen, so dass niemand was davon mitbekommt?“

      „Hmm, die hängen mit der Marsstadt mit drin, oder?“

      „Ja.“

      „Und der Hauptgrund, warum die Marsstadt gerade ihre Unabhängigkeit bekommen hat, hängt mit uns zusammen, mit der Bedrohung, die wir angeblich darstellen?!“

      „Ja.“

      „Vielleicht wollen sie, dass die Erde weiter daran glaubt? Dass die Bedrohung weiterhin besteht? Und wie viel bedrohlicher wäre das ganze noch, wenn es die Petronia gar nicht mehr geben würde. Man würde zwar denken, wir sind irgendwo da draußen, aber niemand wüsste, wo wir sind. Wir wären auf einmal der unsichtbare Gegner, der jederzeit zuschlagen könnte. Durch die Phantasie wären wir noch bedrohlicher, als wir es ohnehin schon sind. Ein Phantom.“

      „Nun, da könnten Sie durchaus recht haben.“ MacAllister seufzte. „Es bringt ja nichts, Falle oder nicht, wir werden da wohl oder übel hinfliegen.“ Er erhob sich. „Also dann: Auf zum Uranus!“

      Der blaue Planet

      „Wir haben eine lange Reise vor uns.“

      „Na das sind wir ja inzwischen gewöhnt.“

      „Hätten die keinen anderen Treffpunkt wählen können?“ Clausen dachte nach. „Warum haben die nicht ihr eigenes Schiff zum Merkur geschickt?“

      „Vielleicht ist es zu weit weg?“ spekulierte der Captain.

      „Aber sollten die nicht mehrere solcher Schiffe haben?“

      „Wie lange hat es gedauert, die Petronia zu bauen?“

      „Ein paar Jahre.“

      „Nehmen wir an, sie hatten für ihre Geheimprojekte wirklich nur die Basis auf dem Merkur. Und nehmen wir an, sie konnten sie nicht das ganze Jahr über nutzen, sondern nur dann, wenn sie nicht auf der Nachtseite lag.“

      „Dann haben sie wohl wirklich keine Zeit gehabt, viele Schiffe zu bauen.“

      „Wenn die Liberty Seven vor etwa 12 Jahren fertig gestellt wurde, dann haben sie danach höchstens zwei Schiffe gebaut, vielleicht auch nur eins.“

      „Ist das nicht ein ganz schöner Aufwand? Immer wieder die Station räumen zu müssen? Warum hatten sie keine Station in der Umlaufbahn?“

      „Zu auffällig. So war die ganze Operation gut verborgen in der Dunkelheit.“

      „In der Dunkelheit. Ich weiß ja nicht. Dann hätten sie… was?“

      Der Captain hatte eine Idee.

      „Mobile Wohneinheiten.“

      „Bitte?“

      „Die hatten mobile Wohneinheiten. Und mobile Generatoren, mobile Tanks…“

      „Worauf wollen Sie hinaus?“

      MacAllister ging an den Computer und rief die Bilder ab, die sie von der Merkuroberfläche gemacht hatten. Dann lächelte er.

      „Clausen, Sie haben gerade eine interessante Frage beantwortet.“

      „Aha.“ Clausen war erstaunt. „Und wie lautet meine Antwort?“

      „Wir sind gar nicht erst davon ausgegangen, dass sie auf dem Planeten geblieben sind, wegen der hohen Temperaturen.“

      „Ja.“

      „Aber vielleicht sind sie das doch!“ MacAllister deutete auf das Bild des Merkur. „Vielleicht sind sie mit der Dunkelheit mitgezogen. Haben die Zeit genutzt, Grabungen zu machen, Erze abzubauen, Metalle zu sammeln. Die Grube direkt bei der Station wird nicht in der Lage gewesen sein, sie mit allem zu versorgen, was sie für die Konstruktion der Raumschiffe benötigt haben.“ Er lächelte. „Also sind sie zu Nomaden geworden und über den Planeten gezogen, immer schön im Schatten.“

      „Ist das eine Theorie?“

      „Was sonst?“ Er vergrößerte ein Bild der Planetenoberfläche. Man konnte ein paar deutliche Spuren sehen, Grabungsstellen, die sich über den ganzen Planeten zogen. „Aber es gibt Hinweise.“

      „Und was genau sagt uns das jetzt?“

      MacAllister hob die Schultern. „Nur, dass in der Corporation ein paar sehr clevere Leute arbeiten. Wie lange noch bis zu unserem Rendezvous?“

      Clausen sagte es ihm und seine Laune sank.

      Einen großen Teil der Reise verbrachte MacAllister in seiner Kabine. Er versuchte aus den Bildern, die sie auf dem Merkur gemacht hatten, schlau zu werden. Und aus dem merkwürdigen Poster, das DuValle gefunden hatte. Aber mehr als Theorien kamen dabei nicht heraus.

      Der Ruf „Captain auf die Brücke“ riss ihn aus seinen Gedanken.

      „Wir nähern uns dem dritten Planeten“, bemerkte die Navigatorin als MacAllister die Brücke betrat. Sie waren schon eine Zeitlang unterwegs und sie würden noch eine Zeitlang unterwegs sein. Reisen im Weltraum beanspruchte vor allen Dingen eins: Zeit! Doch wie sich herausgestellt hatte, führte ihr Kurs sie an einem kleinen Planeten im Sonnensystem vorbei. Einem kleinen, blauen Planeten, den sie wohl nie wieder betreten durften: der Erde.

      „Ist das nicht ein toller Anblick“, sagte Clausen leise.

      „Einer der schönsten“, stimmte der Captain ihm zu und nahm ehrfurchtsvoll auf seinem Sessel Platz.

      Auf dem Bildschirm zeichnete sich eine blaue Kugel ab, daneben das Grau des Mondes.

      „Ich hab es immer geliebt, hierher zurück zu kommen. Es gibt einem so ein Gefühl von Heimat.“ Clausen zuckte die Schultern. „Jedenfalls war das mal so.“

      „Es ist immer wieder ein erhebender Anblick. DuValle?“

      „Ja, Captain.“

      „Machen Sie Ihre Arbeit.“

      „Bitte?“

      „Na, Sie haben uns über die anderen Planeten so schön was erzählt, da werden Sie doch auch was über den wissen, von dem wir kommen.“

      „Nun, äh…“ DuValle schluckte. „Das ist nicht mein Spezial… Die Erde, ja. Ist zu 71% mit Wasser bedeckt. Genau genommen ist es der einzige Planet in unserem Sonnensystem, auf dessen Oberfläche Wasser in flüssiger Form überhaupt bestehen kann.“

      „Na das ist doch schon mal was.“

      „Die Atmosphäre besteht aus 77% Stickstoff und 21% Sauerstoff mit Spuren von Argon, Kohlendioxid und Wasser.“

      „Vielen Dank.“

      „Das ist noch nicht alles“, mischte sich der Historiker Calloway

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