Gefangene der Welten. Hazel McNellis
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Читать онлайн книгу Gefangene der Welten - Hazel McNellis страница 17
Sein Blick fiel auf Sydney. Diese erhob sich und bedauerte ein wenig, dass Richard nicht länger blieb. Sie hatte keine Gelegenheit gefunden, sich näher mit ihm zu unterhalten, um herauszufinden, ob er bereit war, ihr zur Flucht zu verhelfen oder nicht.
Richard trat auf sie zu und warf ihr sein entwaffnendes Lächeln zu. Als er vor ihr zum Stehen blieb und nach ihrer Hand griff, um einen zarten Abschiedskuss auf ihren Handrücken zu hauchen, huschte Sydneys Blick rasch zu Damian herüber, der sie bereits genau beobachtete.
„Bitte helfen Sie mir!“, murmelte sie Richard zu.
Irritiert hob er seinen Kopf. „Wie meint Ihr, Madame?“
Ein zweiter hektischer Blick zu Damian. Sydney geriet ins Schwitzen. Was sollte sie tun? Ihr musste doch jemand helfen?
Entschlossen schlang sie ihre Arme um Richards Hals und zog ihn zu sich heran. „Bitte helfen Sie mir! Er hält mich gegen meinen Willen fest!“
Und schon war der Moment wieder vorüber. Sydney löste sich mit einem aufgesetzten Lächeln von ihm. Verwirrt starrte er sie an.
„Es ist wirklich bedauerlich, dass Sie schon gehen müssen, Mr. Pattsworth! Ich hätte Sie gerne näher kennengelernt!“
Unsicher starrte sie ihn an. Würde er ihr helfen?
Richard, völlig überrumpelt von Sydneys stürmischer Umarmung, erwiderte automatisch: „Das Vergnügen war ganz auf meiner Seite, Madame. Ich freue mich bereits darauf, Euch demnächst wiederzusehen.“
Damian trat an sie beide heran. Wachsam und mit Misstrauen in den dunklen Augen blickte er von Richard zu Sydney.
„Ist alles in Ordnung?“
Sydney hörte den scharfen Unterton in seiner Stimme und senkte unsicher den Blick. Ob er etwas gemerkt hatte?
„Ja, sicher, alles ist bestens…“ Richard fasste sich schnell wieder und lächelte seinen Freund an. „Vielleicht ist deine Begleitung es ja nur leid mit einem Griesgram wie dir unterwegs sein zu müssen.“
Dabei schaffte er es, Damian vergnügt zuzublinzeln. Dieser warf Sydney einen weiteren wachsamen Blick zu. Dann grinste er und die Männer klopften sich zum Abschied auf die Schultern, ehe Richard zwischen den Bäumen verschwand.
Stille breitete sich aus. Selbst die Vögel schwiegen für einen Augenblick.
Sydney hob zögernd ihren Blick und begegnete Damians düsteren Augen. Misstrauisch taxierte er sie. Seine Brauen waren zusammengezogen und mit quälender Langsamkeit maß er ihre Gestalt vom Scheitel bis zur Sohle. Sydney wurde unruhig unter seinem Blick. Was hatte er vor? Was ging in seinem Kopf herum? Sie biss sich unsicher auf die Unterlippe, verschränkte abwehrend die Arme vor der Brust und hatte das Gefühl, sein Blick würde sich in ihre Haut brennen.
Was verbarg sie vor ihm? Damian wusste, dass seine Zukünftige faktisch eine Unbekannte war. Doch warum hatte sich niemand bemüht, herauszufinden, was sie zuvor für ein Leben geführt hatte? Dabei zusehen zu müssen, wie die Auserwählte, seine Braut, seinem loyalsten Freund die Arme um den Hals warf, erschütterte ihn zutiefst.
War sie womöglich ein leichtes Mädchen?
Ihr Umgang mit Richard ließ diese Vermutung zu. Ob Lan’tash wusste, wie ihr Leben auf der anderen Seite aussah?
Er wandte den Blick ab.
Es wurde Zeit, dass sie weiterritten.
Am späten Nachmittag zogen schwere, dunkelgraue Wolken über ihren Köpfen auf und feiner Regen benetzte ihre Haut. Sydney fröstelte und schlang Damians Umhang, den er um sie beide gewickelt hatte, enger um ihren Körper.
Sie saß vor Damian im Sattel und fragte sich, wohin er sie bringen würde. Das Geräusch des Regens, der auf das Laub prasselte, erfüllte die Luft um sie herum. Sämtliche Vögel schwiegen und Damian schien ganz in seinen eigenen Gedanken versunken.
Sydney dagegen wälzte einen Gedanken nach dem anderen in ihrem Kopf und kam doch zu keinem sinnvollen Schluss. Zum dutzendsten Mal fasste sie die Erlebnisse zusammen, stets der Hoffnung folgend, eine wertvolle Information übersehen zu haben.
Damian hatte sie überfallen und entführt. Ohne ihr mitzuteilen, was er bezweckte. Zu Beginn glaubte sie, er habe sie entführt, um ein Lösegeld zu erpressen, doch die Begegnung mit Richard hatte sie verwirrt. Er hatte sie die Auserwählte genannt. Doch auserwählt wozu? Es nagte an ihr, nicht zu wissen, was er gemeint hatte. Außerdem war da noch die verwirrende Tatsache, dass Damian jemanden – eine Frau – suchte.
Der Moment am See schlich sich in ihre Gedanken. Damian hatte derart dicht vor ihr gestanden, dass sie die Hitze seines Körpers durch die Kleidung hindurch spüren konnte. Die Erinnerung ließ ihr Herz aufgeregt in der Brust schlagen. Er hatte sie küssen wollen, dessen war sie sich sicher. Doch warum? Was ging in diesem verwirrend gutaussehenden und verschwiegenen Mann vor?
Sie hatte vorgehabt, schon längst wieder auf dem Weg nach Hause zu sein, doch er bewachte sie ständig mit Argusaugen. Zwar fesselte er sie nicht länger, doch dafür folgte er ihr auf Schritt und Tritt. Musste sie ein dringendes Bedürfnis stillen, so konnte sie sicher sein, dass Damian genau mitbekam, ob sie ihn nur anschwindelte oder nicht.
Nachdem Richard sie verlassen hatte und sie sich ihrer einzigen Hilfe zur Flucht beraubt sah, hatte sie beschlossen, die Sache voranzutreiben und so schnell wie möglich von Damian fortzukommen. Es konnte nicht sein, dass er sie immer weiter von der silbrigen Wand, Jack und ihrem Zuhause fortbrachte und sie tatenlos dabei zusah.
Sie musste fliehen.
Daher hatte sie nicht länger gezögert und zu Damian gesagt, dass sie kurz in die Büsche müsse. Zunächst lief es ganz genau so, wie sie es erwartet hatte. Er hatte genickt und war ihr gefolgt, ehe sie ihn darum bat, sich umzudrehen, was er schweigend getan hatte. Sydney hatte seinen breiten Rücken für einen kurzen Moment angeblickt und sich ihrerseits schließlich umgedreht. So schnell sie konnte und es die Bäume und Büsche zuließen, lief sie durch den Wald.
Sie rannte noch immer, als seine Gestalt plötzlich vor ihr aus dem Unterholz schoss. Sie konnte ihm nicht ausweichen und prallte prompt gegen seine breite Brust. Seine Hände umfingen sie, kaum dass sie zurücktaumelte, und ehe sie sich versah, hatte er sie bereits so fest an sich gezogen, dass sie vollkommen bewegungsunfähig war.
„Das war eine törichte Idee, Mädchen. Ich habe Euch vorgewarnt, dass eine Flucht zwecklos wäre. Doch ich hätte wissen müssen, dass Ihr dem keine Beachtung schenkt…“
Sein scharfer Tonfall durchschnitt die Luft zwischen ihnen wie ein Messer und seine dunklen Augen blickten hart auf sie herab. Sydney schluckte. Eine hitzige Antwort lag ihr auf den Lippen. Sie öffnete den Mund, um zu sagen, was sie von ihm hielt, als sich seine Lippen auf ihren Mund pressten und er sie küsste.
Mit unnachgiebiger Härte zwang er ihre Lippen auseinander und plünderte ihre Mundhöhle, als sei es eine Schatzkammer. Vollkommen überrascht, erstarrte Sydney in seinen Armen. Unerbittlich rieben seine Lippen über ihre. Sie spürte bereits, wie der anfängliche Widerstand zu schwinden begann. Ein kleiner Teil in ihr flehte, dass sie sich doch wehren möge. Doch da war noch ein anderer Teil in ihr, größer und mächtiger, der in den