Gefangene der Welten. Hazel McNellis

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Gefangene der Welten - Hazel McNellis Weltentrilogie

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nicht mehr unterdrücken konnte, löste Damian seine Lippen von ihr und starrte sie nachdenklich an. Ganz so, als wäre er selbst von der Kraft ihrer beider Emotionen überrascht. Eine seiner Hände lag an ihrer Wange, während die andere Hand ihre Taille umschlang. Seine Augen hatten die Farbe dunkler Schokolade angenommen und der Ausdruck der Härte und Gewalt war etwas Anderem gewichen. Etwas Natürlicheres und Instinktives lag in seinem Blick.

      Sydney bemerkte, wie etwas tief in ihrem Innern zu flattern begann. Ihre Hände lagen flach auf seinem Brustkorb und der verwirrende Drang, ihre Finger unter den zarten Stoff seines Hemdes gleiten zu lassen, ließ ihre Fingerspitzen kribbeln. Unsicher und über alle Maßen verwirrt, starrte sie ihn an.

      „Ich hoffe, Euch ist klar, was Ihr mit Euren Dummheiten heraufbeschwört“, raunte er. Der heisere Klang seiner Stimme und sein Atem, der heiß über ihr Gesicht strich, berauschte sie. Sydney bemühte sich nach Kräften ihre Gefühle zu sortieren und nickte hastig. Damian trat einen Schritt zurück und führte sie zurück zu Schara’k, wo er sie vor sich auf den Sattel zog und sie ohne ein weiteres Wort losritten.

      Und nun saß sie hier in seinem Umhang gehüllt, dicht an ihn gepresst mit tausend kleinen Schmetterlingen in ihrer Magengrube, und wusste nicht, wohin mit ihren Gedanken. Sobald sie versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen, landete sie doch nur wieder bei dem Kuss und der verwirrenden Nähe zu Damian.

      Sydney hatte keine Ahnung, ob Damian auch daran dachte. Sie für ihren Teil war dermaßen verwirrt, dass sie kaum mehr wusste, was sie tun oder denken, geschweige denn fühlen sollte. Ununterbrochen klopfte ihr Herz aufgeregt gegen ihre Rippen und das Gefühl von Damians Armen, die sie umfingen, verbesserte ihr Gefühlschaos in keiner Weise. Sie wünschte sich, er würde ihr einen Moment der Einsamkeit gönnen, sodass sie ihre Gefühle neu ordnen konnte.

      Sein verwegener Kuss, so ganz anders als Jacks sanfte Annäherung in der Hütte, basierend auf gegenseitigem Einverständnis, hatte sie vollkommen aus der Bahn geworfen. Er hatte sie nicht zu irgendetwas zu überzeugen versucht. Sein Kuss war nicht als sanfte Verführung zu verstehen gewesen.

      Nein.

      Der Kuss ihres Entführers, dieses Fremden, war ein Raubzug gewesen. Ein gewalttätiger Überfall.

      Und dennoch… dennoch lag etwas in seinen Augen, was Sydney dermaßen verwirrte, dass sie mit einem Mal nicht mehr sicher war, was das Richtige für sie war.

      8.

      Jack stolperte. Sie waren seit Stunden ohne Pause unterwegs. Seine Füße schmerzten und er war sich keineswegs sicher, ob er diese Tortur noch länger durchhielt.

      Plötzlich zügelte der Mann vor ihm sein Pferd. Sogleich blieb auch Petes Stute stehen und Jack war versucht, sich einfach soweit gen Boden sinken zu lassen, wie es die Fesseln zuließen. Doch er fürchtete sich vor die Reaktion dieser Kriminellen. Womöglich würden sie ihn noch weiter verprügeln, wenn er sich nicht still verhielt – und das wäre noch das bessere Schicksal. Seine aufgeplatzte Lippe war mittlerweile zu doppelter Größe angeschwollen. Er hatte Durst und hoffte, sie würden endlich diesen Ort erreichen, von dem der Mann gesprochen hatte. Dort würde er sich hoffentlich hinsetzen und ausruhen können. Vorsichtig fuhr er sich mit der Zunge über die geschundenen Lippen, zuckte jedoch sogleich vor Schmerz zusammen.

      Sie standen auf einer Anhöhe und konnten in ein Tal herabblicken. Von seiner Position aus, konnte Jack einzelne Holzhütten erkennen, aus denen Rauchwolken aufstiegen.

      „Pete, ich will, dass du mit unserem Gast hier wartest, bis ich dir ein Zeichen gebe. Ich werde ins Dorf reiten und sicherstellen, dass man uns freundlich aufnimmt. Wir wollen doch nicht, dass alle Müh‘ umsonst ist, nicht wahr?“

      Einen kurzen Blick auf Jack werfend, trieb der Mann seinen Fuchs an und verschwand aus ihrem Blickfeld.

      Wozu machten sich diese Männer solch eine Mühe? Jack fragte sich, wie es möglich war, dass zwei offensichtlich kriminelle Typen die Möglichkeit sahen, in eine derart kleine Ortschaft zu reiten.

      Pete wartete geduldig auf seinem Pferd sitzend und kratzte sich mit einem ziemlich großen und scharf aussehenden Messer über die Bartstoppeln an seiner Wange. Vermutlich waren er und der andere Mann schon länger unterwegs, vermutete Jack.

      Eine Weile später kündigte der Klang von Hufe die Rückkehr des Mannes an. Jack hob seinen Kopf. Ein Mann, kaum älter als ein Kind, erschien vor ihnen. Sein Pferd zügelnd erklärte er sich, während ihn ein schwaches Stottern begleitete: „M-m-man sagte m-m-mir, ihr wartet auf ein Zeichen eures B-B-B-Bosses. Ich soll eu-euch ausrichten, ihr könnt kommen, nehmt aber nich‘ den direkten Weg! R-r-r-r-reitet besser ü-ü-ü-über einen Umweg.“ Der Junge ließ seinen Blick über sie beide wandern und registrierte dabei sowohl das ungepflegte Auftreten Petes als auch das geprügelte Aussehen Jacks. Er räusperte sich. „I-i-ich bin J-j-j-jimmy. Ich werd‘ euch zu eurer Unterkunft f-f-f-f-führen. Dort gibt’s ‘was zu essen und trinken, s-s-sowie eine Schlafstätte. Solch‘ Typen wie eu-eu-euch sehen wir nich‘ gern‘ in u-u-unserm Ort, wisst ihr.“

      Pete nickte und bedeutete dem stotternden Jungen vorauszureiten. Jack stöhnte leise, als sich seine schmerzenden Füße erneut in Bewegung setzten.

      Erschöpft ließ Jack sich fallen.

      Welche Wohltat es doch war, endlich die Füße ausruhen zu können und sei es nur für einen Augenblick! Selig schloss er seine Augen. Er und Pete hatten die Taverne, in derer sie nächtigen wollten, eben erst erreicht und nachdem Pete ihren Führer Jimmy mit einigen, wenigen Münzen fortgeschickt hatte, hatten sie sich an die Bar begeben und warteten nun auf den anderen Kerl. Dieser hatte es zwischenzeitlich nämlich vorgezogen mit einer der käuflichen Frauen in eines der Zimmer zu gehen, was Pete mit einem amüsierten Grunzen quittiert hatte, als der Barmann ihm dies mitteilte.

      Nun stand ein Krug, gefüllt mit lecker schäumenden Bier, vor Pete, während Jack darauf zu hoffen wagte, dass Pete ebenso fortging und ihm etwas Bier übrig ließ. Doch bedauerlicherweise starrte Pete nur vor sich hin und schien nicht im Geringsten daran zu denken, seinen Bierkrug allein zu lassen. Der Barmann hatte zwar gefragt, ob Jack auch etwas zu trinken wünschte, doch noch ehe er etwas erwidern konnte, hatte Pete abgelehnt mit den Worten, dass er keinen Durst habe. Daraufhin hatte der Barmann nur mit den Schultern gezuckt und sich einem der anderen Gäste gewidmet.

      Jack seufzte.

      Er hatte das Gefühl, seine Kehle wäre bereits so rau wie Schleifpapier. Er könnte Pete ansprechen und ihn darum bitten, dass er auch etwas zu trinken bekäme, doch vermutlich würde er nur wieder verprügelt und darauf konnte er sehr gut verzichten, entschied er. Stattdessen warf er einen Blick hinter sich und sah sich genauer um.

      Die Atmosphäre erinnerte ihn an einen der Westernfilme, die er einmal gesehen hatte. Hölzerne Stuhlbeine scharrten über den ebenso hölzernen Boden und an einigen Tischen saßen Männer, meist einfach gekleidet, und spielten Karten. In einer Ecke konnte Jack einen älteren, bärtigen Mann ausmachen, der seine Beine lang vor sich ausgestreckt hatte und offensichtlich schlief, obwohl die Unterhaltungen der Gäste keineswegs leise zu nennen waren.

      Zwei Frauen, eine rothaarig, die andere brünett, liefen umher und flirteten mit den Männern, die an den Tischen saßen. Als die Rothaarige an einem Tisch stehen blieb und lasziv mit den Hüften wackelte, zögerte einer der Männer nicht lange, warf seine Karten auf den Tisch, wirbelte herum, packte sie um die Taille und küsste sie ungestüm. Die Frau, welche zunächst mit einem Lachen reagiert hatte, lag augenblicklich in seinen Armen und fuhr ihm mit den Händen über den geöffneten Hemdkragen. Einige Männer beobachteten das Spektakel mit offener

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