Umweg ins Glück. Ute Dombrowski
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Читать онлайн книгу Umweg ins Glück - Ute Dombrowski страница 12
„Schatz, wie fies Menschen sein können, weißt du doch am besten, oder? Oliver, was fangen wir denn nun mit unserem Wissen an?“
„Ich habe einen Vorschlag, aber dazu müsst ihr auch etwas beisteuern.“
Nelly nickte und forderte Oliver zum Reden auf.
Der erklärte: „Wenn sich mein Kumpel Rocco heute nochmal meldet und mir sagt, dass er mit Noah verabredet ist, dann mache ich mich auf den Weg und treffe die beiden bei dem Konzert, das kommendes Wochenende ist. Vielleicht ist eine andere Frau dabei. Das würde alles leichter machen, aber mein Kumpel will ihn auch gleich fragen, ob er vielleicht seine Freundin mitbringen will.“
Marius war nachdenklich geworden.
„Hast du deinem Kumpel gesagt, um was es geht?“
Oliver nickte.
„Ist er denn zuverlässig und verrät nichts?“
„Rocco ist absolut zuverlässig und fand Noah sowieso schon sehr merkwürdig, denn der hat wohl auf dem Seminar versucht, so ziemlich alle Musikerkollegen anzupumpen.“
„Aha!“, rief Nelly abermals und war aufgesprungen. „Simona hat ihm ihr ganzes Geld überwiesen.“
„Wenn wir dem das Handwerk legen können, ist es eine gute Sache, auch für die anderen Frauen und Mädchen, die ihm auf dem Leim gegangen sind. Das geht schon viel zu lang. Leider gibt es immer wieder Menschen, die auf solche Typen hereinfallen“, sagte Oliver sachlich.
„Mann, das ist wie im Krimi. Aber wie geht es dann weiter? Simona wird nichts davon glauben.“
Das wusste Nelly und sie durften kein Risiko eingehen. Natürlich würde sie verletzt sein und alles abstreiten, nur war es besser so: Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Das sagte auch Marie immer. Sie hörte nun wieder Oliver zu.
„Wenn sich das alles bestätigt, dann kommt ihr ins Spiel. Wir müssen auch die anderen einweihen, denn du musst dir deine Freundin schnappen und Marius muss euch nach Berlin fahren. Sie wird mitkommen, denn ihr müsstet ihr einreden, wir besuchen am Tag nach dem Konzert den armen, kranken Noah und du willst ihr damit eine Freude machen. Am Ende kommen wir wieder nach Hause und kümmern uns um Simona. Einverstanden?“
Oliver hielt ihnen eine Handfläche hin und die beiden schlugen ein. Die Männer gingen mit Benjamin und Christian im Weinberg an die Arbeit und Nelly kümmerte sich um die Vinothek. Katja war mit Cora und Bea nach Potsdam zu Kirsten gefahren. Hannes besuchte seine Kinder, Michel arbeitete in Spanien.
Bald sind die Ferien zu Ende, dachte Nelly, dann muss Simona sich auf ihr Abitur konzentrieren. Nelly rief Leon an, denn sie hatte einen Gedanken im Kopf, der sie nicht mehr losließ.
„Hallo Nelly, ist etwas passiert?“
„Das ist etwas schwierig zu erklären, hör zu.“
Nelly schilderte die Geschichte von Noah und Simona und was sie jetzt geplant hatten.
„Ist das eigentlich Betrug und sollen wir oder Simona das anzeigen?“
„Es wäre gut, wenn sie ihn anzeigt, aber noch besser wäre es, wenn wir noch mindestens eine Frau finden, mit der er das auch abgezogen hat.“
„Hm, das ist ein Problem, die einzigen Menschen, die die anderen Mädels jemals gesehen haben, sind Gabriel und Martin. Nur die können wir ja schlecht befragen. Aber … warte … ähm, da gibt es noch Linda, die immer mit den beiden auf den Partys war. Ich weiß aber nicht, wo sie wohnt.“
„Das lass mal meine Sorge sein. Wie ist denn ihr Nachname? Ich finde sie für euch und frage sie. Versprochen.“
Nelly nannte Lindas Nachnamen und bedankte sich. Sie legten auf und Nelly fühlte sich wie ein Detektiv. Hoffentlich habe ich danach noch eine Freundin, dachte sie voller Angst. Am Abend saßen sie nach dem Essen zusammen und Oliver erläuterte noch einmal ihren Plan.
Christian war nicht wohl dabei, also sprach er seine Bedenken aus: „Wie stellt ihr euch das vor? Eigentlich ist es doch eher ein Fall für die Polizei.“
Nelly sah ihren Vater offen an und sagte: „Papa, ich verstehe dich. Darum habe ich auch schon mit Leon geredet, damit alles in den richtigen Bahnen läuft.“
Sie gab jetzt das Gespräch mit Leon wieder und alle nickten.
„Das ist eine gute Idee“, meinte nun Benjamin, der bisher nur zugehört hatte. „Der Typ muss bestraft werden. Ich denke, auf Leon ist Verlass. Christian, ich finde Olivers Idee gut, also lass ihn und die beiden anderen fahren, wenn wir damit Simona helfen können. Sie ist zwar eine Schnattertante, aber schon so lange mit Nelly befreundet. Wir sollten froh sein, dass es zwischen den Mädchen wieder stimmt.“
„Einverstanden. Aber keine Alleingänge! Mein altes Vaterherz verkraftet nicht noch mehr Kummer.“
Nelly war aufgestanden und umarmte Christian. Sie versprachen, keine unüberlegten Entscheidungen zu treffen und im Ernstfall sofort Kontakt zu Leon aufzunehmen. Christian machte sich auf den Heimweg, während sich die jungen Leute noch unter die Kastanie setzten. Benjamin war ins Bad gegangen und danach gleich ins Bett.
„Macht nicht mehr so lange!“
„Nein, Papa, ich komme gleich nach.“
In dem Moment klingelte Olivers Handy und sein Freund aus Berlin war dran. Ihr Plan ging auf, denn Noah hatte sich über die Einladung zum Konzert sehr gefreut und versprochen, seine Freundin mitzubringen. Als Oliver aufgelegt hatte, war er wütend.
„Dieser Scheißkerl! Es ist nicht zu fassen.“
Er fasste das Gespräch zusammen und danach planten sie ihre Reise. Oliver wollte am Donnerstag fahren, Nelly und Marius würden mit Simona am Freitag folgen.
„Weißt du was? Das ist doch Quatsch, wenn wir nicht alle vier am Donnerstag zusammen fahren. Ich kläre das morgen mit Simona und kriege sie schon zu einem schönen Wochenende überredet. Ich sage ihr, es ist eine Überraschung von uns allen. Sie wird schon mitkommen, schließlich hat sie ja sonst nichts vor.“
Oliver würde morgen seine Eltern anrufen und sie vom Besuch in Kenntnis setzen. Er küsste Nelly auf die Wange und ging schlafen. Marius nahm ihre Hand und begleitete sie heim. Sie küssten sich lange und Nelly wollte gerade fragen, ob er nicht bei ihr schlafen könnte, da schüttelte er den Kopf, so, als hätte er ihre Gedanken gelesen.
„Nicht böse sein, Süße. Bald schlafen wir zusammen ein. Ich liebe dich.“
„Gute Nacht, ich werde geduldig sein.“
Der Mittwochmorgen begann mit einem Gewitter. Nelly war schon um acht Uhr wach, obwohl sie heute ausschlafen wollte, und schaute den großen Regentropfen zu, die gegen ihr Fenster platschten. Sie streckte sich und schob die Beine aus dem Bett. Dort hangelte sie mit dem großen Zeh nach ihrem Shirt und zog es an. Wuschel hob im Körbchen seinen Kopf. Sie gingen gemeinsam ins Wohnzimmer, wo Nelly die Tür zum Garten öffnete. Der kleine Hund war kein Freund von Regen, also rannte er nur schnell zum Apfelbaum und hob sein Bein, um sich gleich danach neben Nelly das