Umweg ins Glück. Ute Dombrowski

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Umweg ins Glück - Ute Dombrowski Nelly

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Oliver neben sich auf den Platz und schlang die Arme um ihn, um ihren Tränen freien Lauf zu lassen. Oliver streichelte Nellys Rücken, bis sie wieder aufhörte zu weinen.

      „Danke“, schniefte sie hörbar, „es ist ganz gut zu wissen, dass Paolo mir verziehen hat und mich nicht mehr hasst. Wie konnte ich mich nur auf Gabriel einlassen? Ich dachte wirklich, es ist Liebe.“

      „Man weiß manchmal erst nach sehr langer Zeit, wer der oder die Richtige ist. Ich bin froh, dass es dir nach dem Gespräch gut geht. Diese Teresa war nicht so begeistert, dich zu sehen, aber sie hat nur italienisch mit Leon geredet, ich habe nichts verstanden. Ich saß daneben wie ein Trottel.“

      Oliver lachte und Nelly stimmt ein.

      „Das ist bescheuert, da denkt man immer, die reden über einen, wenn man nichts versteht. Ich bin froh, dass ich dich mitgenommen habe und nicht Marius. Wer weiß, wie er reagiert hätte. Danke für alles.“

      Noch einmal schlang Nelly die Arme um Olivers Hals, dessen Herz wild klopfte, aber er verbot sich jeden Gedanken, der jenseits von freundschaftlichen Gefühlen war.

      „Komm, wir fahren heim. Marius wird schon warten.“

      So war es auch. Als Nelly ausstieg, kam ihr Marius entgegengelaufen. Er fragte, wie es gewesen war und Nelly erzählte alles wahrheitsgemäß.

      „Und jetzt ist er mit Teresa zusammen und glücklich. Ich bin froh, dass er mir verziehen hat. Ist es so in Ordnung für dich?“

      Marius nickte, küsste Nelly und erwiderte: „Ihr habt beide einen guten Neuanfang verdient. Jetzt bringen wir noch die Verhandlung hinter uns und dann wird nur nach vorne geschaut.“

      „Aber … Marius … ich spüre seit langem, dass du mir etwas sagen möchtest. Wann wirst du das tun? Ich glaube, wenn wir beide zusammen nach vorne blicken wollen, ist das ganz wichtig.“

      Marius wäre am liebsten weggelaufen, aber er wollte Nelly nicht vor den Kopf stoßen. Mit hängenden Schultern stand er vor ihr.

      „Ich … ja, ich muss dir noch so viel erzählen, aber es ist schwierig. Gib mir noch ein bisschen Zeit. Ich ringe jeden Tag mit mir.“

      „Hat es mit mir zu tun?“

      „Nein, um Himmels willen, es hat nur mit mir zu tun und mit der Vergangenheit. Ich verspreche dir, immer ehrlich zu sein, du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Ich muss einen guten Zeitpunkt erwischen.“

      „Einverstanden. Ich werde dich nicht drängen. Dafür bist du mir zu wichtig.“

      In diesem Moment bog Simona mit ihrem Fahrrad um die Ecke und riss die beiden aus ihren Gedanken. Sie war aufgeregt und ein Sturzbach von Tränen lief über ihre Wangen. Nelly fing sie auf, als sie vom Rad sprang. Sie gab Marius ein Zeichen, er nickte und ließ die beiden alleine.

      „Simona, was ist passiert? Noah?“

      „Ja … ja“, schluchzte die Freundin und konnte kaum richtig reden. „Er ist krank geworden und kann noch zwei oder drei Wochen nicht heimkommen. Eigentlich wollte er morgen zurück sein aus Berlin, aber er kommt nicht! Noah ist im Krankenhaus. Wenn er wieder da ist, hat die Schule schon begonnen und dann habe ich kaum noch Zeit wegen des Abiturs. Das ist alles total unfair!“

      „Es tut mir so leid“, sagte Nelly und schimpfte innerlich über den falschen Freund.

      Sicher war er bei einer anderen, aber Simonas Brille war immer noch rosarot wie am ersten Tag. Wie viel Mist und Lügen Martin auch erzählt hatte, die Bilder und die Geschichten über Noah waren leider wahr. Nelly dachte: Wie kann ich ihr bloß helfen? Da fiel ihr Oliver ein. Nachdem sich Simona den ganzen Nachmittag bei ihr ausgeweint hatte und auf andere Gedanken gekommen war, als Nelly von dem Treffen mit Paolo berichtet hatte, suchte sie Oliver. Er war in der Vinothek und trank mit Marius ein Glas Traubensaft.

      „Ist Simona weg?“, fragte Marius mitfühlend.

      „Sie ist am Boden zerstört und ich befürchte, dass sie mit der wirklichen Wahrheit über Noah gar nicht klarkommt. Ich mache mir echt Sorgen. Noah ist ein Mistkerl und es wird ihr den Boden unter den Füßen wegziehen. Was soll ich nur machen?“

      „Nelly“, begann Oliver, „ich finde es großartig, dass du für sie da bist, auch wenn sie dich in deiner größten Not fallengelassen hat. Wenn ich dir irgendwie helfen kann, dann sag es bitte.“

      Marius nickte und schlug dem Freund auf die Schulter.

      Er versprach: „Auf meine Hilfe kannst du auch zählen. Simona ist zwar eine Nervensäge, aber eine liebe.“

      „Ich habe eine Idee. Einer von euch muss nach Berlin fahren und Noah dort finden. Er soll angeblich ein Seminar haben, aber das ist sicher gelogen. Er wird bei einer Frau sein.“

      Oliver schüttelte den Kopf.

      „Wie stellst du dir das vor? Wir können doch nicht in dieser riesigen Stadt an allen Türen klingeln und nach Noah fragen. Das geht einfach nicht!“

      „Aber … aber vielleicht kennst du ja Leute dort, die wiederum ihn als Musiker kennen. Bitte, Oliver, versuche es!“

      „Einverstanden. Ich setzte mich heute Nacht an den Computer und versuche etwas herauszubekommen. Morgen sehen wir weiter. Geh du mal schlafen, Süße. Marius bringt dich sicher sehr gerne heim.“

      Der rutschte vom Hocker, nahm Nellys Hand und zog sie hinter sich her. Oliver setzte sich im Büro an den Computer und begann zu recherchieren.

      ♥

      Marius hatte sich mit einem innigen Kuss verabschiedet und war nach Hause gefahren. Dort lag er in seinem hell erleuchteten Zimmer und schlief kurze Zeit später erschöpft ein.

      Nelly lag auch noch eine Weile wach. Es waren so viele Dinge in ihrem Kopf, die sich nur schwer ordnen ließen. Zuerst die Sache mit Paolo, dann die bevorstehende Verhandlung, Simonas Verzweiflung und dazu kam noch das bedrohliche Geheimnis, das Marius mit sich herumschleppte. Seufzend lag sie in ihrem Bett und hatte Mühe einzuschlafen.

      Als es leise klopfte und Katja hereinschaute, setzte sie sich noch einmal auf und berichtete von ihrem Tag.

      Katja sagte sanft: „Ich bin froh, dass du mit Paolo im Reinen bist. Dass ihr jetzt Simona helfen wollt, finde ich super. Manchmal muss man einem Freund wehtun, um ihn vor sich selbst oder vor Gefahren zu retten. Ich bin stolz auf euch. Oliver ist ja sowieso ein toller Kerl, und ich muss sagen, dein Marius gefällt mir ausgesprochen gut. Sei geduldig mit ihm. Mache es besser als ich, will ich damit sagen, denn Geduld zählt nicht zu meinen Stärken.“

      „Gute Nacht, Mama, danke für alles.“

      Nelly schlief endlich ein und machte sich am nächsten Morgen neugierig auf den Weg zum Weingut. Dort frühstückten sie und anschließend folgte sie Oliver und Marius unter die Kastanie. Oliver hatte die halbe Nacht recherchiert und tatsächlich einen Freund in Berlin gefunden, der selbst Musiker war und Noah Friesert kannte. Er hatte ihn sofort angerufen und erfahren, dass es wirklich ein Seminar gegeben hatte, bei dem sich die beiden Musiker begegnet waren, aber dieses Seminar hatte nur vier Tage gedauert. Der Freund hatte mit Noah die Telefonnummern ausgetauscht und heute würde er ihn anrufen, um zu fragen, ob er noch in Berlin sei. Wenn Noah das bestätigte,

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