Umweg ins Glück. Ute Dombrowski

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Umweg ins Glück - Ute Dombrowski Nelly

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dich auch, glaube mir.“

      Sie machte sich auf den Heimweg und Christian hatte recht: Marius wartete auf sie und strahlte über das ganze Gesicht, als Nelly ihm um den Hals fiel.

      „Herzlich willkommen daheim, Nelly!“, rief nun Benjamin, der schon Katja auf die Wange geküsst hatte. „Kommt mit rein, der Kaffeetisch ist gedeckt.“

      „Ja, wir kommen gleich nach“, sagte Nelly und setzte sich mit Marius auf die Bank.

      Wuschel wuselte um sie herum und legte sich dann zufrieden in die Sonne. Marius hatte die ganze Zeit Nellys Hand gehalten. Nun legte er einen Arm um sie.

      „Was bin ich froh, dass du wieder da bist.“

      „Ich freue mich auch. Die ganze Zeit musste ich an dich denken. Du hast mir sehr gefehlt, auch wenn es nur zwei Wochen waren.“

      Aufmerksam schaute sie in seine Augen und versuchte in ihnen seine Gefühle zu lesen. Sie sah Liebe, aber auch eine Traurigkeit, die sie nicht einordnen konnte. Am liebsten hätte sie ihn jetzt geküsst, aber Marius war sehr zurückhaltend. Das, was er in Nellys Augen las, war so eindeutig, dass ihm ganz schwindelig wurde.

      „Komm, wir gehen rein“, sagte er nun und lief los.

      Stirnrunzelnd stand Nelly auf und folgte ihm hinein an den gedeckten Tisch. Wuschel rollte sich zu Nellys Füßen zusammen. Es hatte ihr einen Stich ins Herz gegeben, dass Marius ihr ausgewichen war. Was war passiert? Hatte sie sich seine Liebe nur eingebildet?

      Marius sah sie noch ein paarmal traurig an, legte aber seine Hand auf ihre. Nelly wusste nicht, was sie denken sollte. Verwirrt starrte sie auf ihren Teller. Katja hatte bemerkt, dass etwas nicht so war, wie es sein müsste und nahm sich vor, am Abend mit Nelly zu sprechen.

      Nach dem Essen verabschiedete sich Marius bis zum nächsten Tag bei Benjamin, küsste Nelly flüchtig auf die Wange und war fort.

      Benjamin schüttelte den Kopf.

      „Da geht er uns seit drei Tagen auf den Wecker, wann du endlich wieder da bist und nun rennt er weg? Das soll mal einer verstehen. Oliver, weißt du, was los ist?“

      Oliver kaute und schüttelte nun auch den Kopf. Christian zuckte mit den Schultern. Nelly war enttäuscht und wollte nur noch nach Hause. Christian fuhr Katja und sie heim. Sie sahen, wie Nelly sich in ihr Zimmer verzog und nahmen sich vor, sich nicht einzumischen. Katja seufzte.

      „Sie liebt ihn.“

      „Ich weiß. Er sie auch.“

      „Aber?“

      „Keine Ahnung. Wir werden es herausfinden. Nur nicht heute. Ich bin froh, dass du wieder bei mir bist, Schatz. Komm mit ins Bett, wir haben viel nachzuholen.“

      Mit diesen Worten legte er sich seine lachende Frau über seine Schulter und trug sie ins Bett.

      ♥

      Marius war zuhause direkt in sein Zimmer gegangen und hatte sich auf sein Bett geworfen. Verzweifelt drückte er sein Gesicht ins Kissen, als es leise klopfte. Barbara Kopplings steckte den Kopf durch die Tür.

      „Komm rein“, sagte Marius und setzte sich auf, er musste endlich reden.

      „Geht es dir nicht gut?“

      „Ich bin Gabriel wieder begegnet.“

      „Oh nein!“, rief seine Mutter entsetzt. „Wie denn? Was ist passiert?“

      Sie setzte sich zu ihrem Sohn auf die Bettkante und nahm strich ihm zärtlich über die Wange. Die Zeit damals war die schlimmste ihres Lebens gewesen und nur ganz langsam war Marius in den Alltag zurückgekehrt. Seit der Nacht in der Turnhalle war für den damals Elfjährigen nichts mehr in Ordnung. Er war fast ein Jahr in psychologischer Behandlung gewesen und hatte sich nur mühsam seinen Ängsten stellen können. Er hatte deshalb ein Jahr in der Schule verloren und als sein Vater bemerkt hatte, dass es ihm im letzten Jahr wieder besser ging, hatte er ihn zu sich an die Schule geholt.

      Barbara sah ihn an und wollte nun alles ganz genau wissen.

      „Du weißt doch … Nelly. Das Mädchen, von dem ich dir erzählt habe. Ein paar Wochen vor den Ferien bin ich ihrem neuen Freund begegnet. Es hat mich fast der Schlag getroffen, aber es war Gabriel Steinhagen. Ich wusste doch nicht, dass er es ist!“

      Barbara spürte seine Verzweiflung und hielt ihn fest.

      Marius sprach weiter: „Ab da habe ich immer ein Auge auf Nelly geworfen und als ihr im Urlaub wart, am ersten Ferienwochenende, da bin ich zu ihr gefahren. Ich hatte ihr von der Turnhalle erzählt, weil er geschwiegen hatte, als sie ihn fragte. Ich habe aber nicht alles erzählt, weil mir das peinlich war.“

      Nachdem Marius seiner Mutter die ganze Geschichte erzählt hatte, konnte sie ihre Tränen nicht mehr zurückhalten.

      „Aber mein Junge, warum hast du denn nichts gesagt? Wir hätten dir doch beigestanden! Es tut mir leid, dass du in der Zeit alleine warst.“

      „Ich war auf dem Weingut und bin nur zum Schlafen heimgefahren. Aber ich habe nicht gut geschlafen. Es geht wieder nur mit Licht. Das ist mir so unangenehm. Ich dachte, nachdem ich Nelly aus dem Rhein gerettet hatte und Gabriel von der Polizei verhaftet wurde, hätte ich das alles hinter mir, aber leider ist es nicht so. Ich habe mich so nach Nelly gesehnt und als sie heute wieder aus dem Urlaub gekommen ist, bin ich feige weggelaufen, statt mit ihr zu reden. Ich fühle mich mies.“

      „Das musst du nicht, mein Schatz, auf keinen Fall. Wenn sie dich so gerne hat wie du sie, dann rede mit ihr. Sie wird Verständnis haben.“

      „Verständnis? Für einen erwachsenen Mann, der sich nachts im Dunkeln fürchtet? Ich bin eine Heulsuse. Nichts weiter, kein Mann, der sie beschützen kann.“

      „Das stimmt doch gar nicht. Du hast da eine kleine Schwäche, aber dafür musst du dich nicht schämen. Bring deine Nelly doch mal mit hierher. Ich schaue sie mir an und mache mir selbst ein Bild. Aber du hast ihr Leben gerettet und sie hängt an dir, also mach dir keine Sorgen.“

      Marius entspannte sich ein wenig. Seine Mutter hatte recht. Er musste sich nicht schämen. Und wenn Nelly ihn auslachte, dann wäre sie sowieso nicht die Richtige. Er atmete auf und folgte seiner Mutter ins Wohnzimmer, um auch seinem Vater die ganze Geschichte zu erzählen.

      Der beruhigte seinen Sohn: „Wenn das alles stimmt, dann gehen die beiden für lange Zeit ins Gefängnis. Deine Nelly machte auf mich einen sehr soliden Eindruck. Ich glaube, da hast du nichts zu befürchten. Es ist doch nicht schlimm, mit Licht zu schlafen. Diese beiden Kerle haben erheblich mehr Probleme.“

      „Danke. Wenn ich euch nicht hätte. Entschuldigt, dass ich nicht früher etwas gesagt habe, aber ich dachte, ich kriege das alleine hin. Es ist alles so lange her.“

      Marius ging zurück in sein Zimmer und nahm sein Handy.

      „Du fehlst mir, mein Engel“, schrieb er an Nelly. „Es tut mir leid, dass ich weggelaufen bin, aber das hatte einen Grund. Ich will dir gerne alles erklären. Jetzt wünsche ich dir eine gute Nacht. Kuss dein Marius.

      Nelly

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